Miss-Brauch
Großer Ärger nach dem Maibaumklau

Der Trachtenverein „Holzhacker“ Obertraubling geht nun gegen die Landjugend Dünzling vor. Die Fronten sind verhärtet.

09.05.2016 | Stand 16.09.2023, 6:49 Uhr
Die „Holzhacker“ aus Obertraubling stellten einen Ersatz-Maibaum auf. −Foto: Verein

Das Maibaumstehlen gehört zum Brauchtum und erfreut sich Jahr für Jahr großer Beliebtheit. Was genau der Inhalt dieses Brauchtums ist, darüber gehen die Meinungen jedoch immer wieder auseinander. Unterschiedlicher Auffassung sind in diesem Jahr der Heimat- und Trachtenverein „Holzhacker“ aus Obertraubling und die Landjugend Dünzling (Landkreis Kelheim). Wie berichtet, hat die Landjugend einen Baum gestohlen, von dem sie nicht wusste, wem er gehört und nach dessen Besitzer sie fahndete. Was für sie ganz klar dem guten Brauch entsprach, bezeichnet der Obertraublinger Verein als Holzdiebstahl.

Der Baum sei nämlich aus dem Wald gestohlen worden und zum Zeitpunkt des Abtransports noch kein Maibaum gewesen, argumentieren die Obertraublinger. Maibaum sei er erst dann, wenn er vor Ort sei. Und außerdem hätten die Diebe nicht gewusst, an wen sie sich wegen der Auslöse wenden müssen. Dies entspreche nicht der Tradition. Der Trachtenverein habe deshalb „ein Exempel statuiert“, und die Auslöse verweigert, heißt es in einem Schreiben des Vereins an die MZ.

200 Liter Bier als Auslöse gefordert

Marius Zaus, der Vorsitzende der Landjugend, weist den Vorwurf des Holzdiebstahls entschieden zurück. Der Baum sei vor dem Wald auf einer betonierten Fläche gelegen und ganz klar als Maibaum erkenntlich gewesen, weil er von Hand geschält war, sagt er. Armin Schmid, der Vorsitzende der „Holzhacker“ und zweiter Landesjugendvertreter des bayerischen Trachtenverbandes, nahm Kontakt mit der Dünzlinger Landjugend auf. Das Gespräch lief dann offensichtlich alles andere als harmonisch ab. Als „unverschämt“ bezeichnen die Obertraublinger die Forderung nach 200 Liter Bier als Auslöse. Als Einschüchterungsversuch sieht Marius Zaus die Art des Gesprächs, „man wollte uns dreist veräppeln“. Drei Kästen Bier hätten die „Holzhacker“ für den Baum geboten. Der Trachtenverein kritisiert außerdem, dass die Landjugend den Baum nicht zurückbringen wollte. „Hätten sich die Burschen vorher schlau gemacht, dann hätten sie gewusst, dass der Baum nach einer Einigung wieder zurückgebracht werden muss.“ In Dünzling sieht man das nicht grundsätzlich anders. Es sei der Brauch, dass der Dieb den Baum bis zur Ortsgrenze zurückbringt. Das hätte die Landjugend durchaus gemacht, „aber nicht für drei Kästen Bier“, sagt Marius Zaus. Das Corpus delicti blieb also in Dünzling. Die Holzhacker konnten ihre Maifeier dennoch würdig begehen. Sie bekamen einen neuen Baum gespendet. (lhl)

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