7-Täler-Halle
Günter Grünwald verzückt sein Publikum

Der Kabarettist erzählt in Dietfurt Geschichten, die unscheinbar beginnen, sich dramatisch steigern und Wendungen nehmen.

04.10.2021 | Stand 16.09.2023, 0:12 Uhr
Johann Grad
Garant für Lacher: Günter Grünwald gastierte mit „Definitiv vielleicht“ In der 7-Täler-Halle in Dietfurt. −Foto: Johann Grad

Fast auf den Tag genau vor einem Jahr wollte er „definitiv vielleicht“ kommen, aber jetzt war Günter Grünwald definitiv da. „D’Leit sogn allawei, nach Corona is alles anders. Stimmt nicht, i heng mi imma no mit der kloan Zehe am Bettfuß an und des tuat genauso weh wia vorher“, hat der Kabarettist festgestellt.

Ein wenig anders ist es schon in der Dietfurter 7-Täler-Halle. Die G-Regeln sind einzuhalten, Daten werden notiert, die Stühle haben den vorgeschriebenen Abstand, aber die Stimmung ist gut, Plaudern und Lachen ist angesagt, bevor es definitiv losgeht.

Vielfältige Mimik

Die Verschwörungstheorien knöpft er sich vor, nach denen zum Beispiel Chips eingeimpft werden. Er sieht das locker und fragt den Doktor, ob er auch Flips einspritzt. Grünwald hat Verständnis, dass viele Leute wieder verreisen möchten. Er war mit dem Onkel Hans in Afghanistan und berichtet über ihre Entführung. Sowas von makaber und surrealistisch malt er das mit vielen Details aus, doch die Zuhörerschaft geht mit, lacht und klatscht ab und zu.

Dann hangelt er sich weiter nach Nordkorea mit der glitzernden und funkelnden Hauptstadt, dem Herrscher und einer Probefahrt auf der imaginären längsten Achterbahn der Welt. Ein köstliches Schauspiel! Er stellt drei Personen dar, spricht „koreanisch“ und bayrisch, agiert mit Händen und Füßen und mit vielfältiger Mimik.

Da braust kräftiger Beifall auf. Meist spricht der Mann auf der Bühne bayerisch, aber wenn ihn Themen ganz gewaltig aufregen, gibt es hochdeutsch. So wie bei jener Lehrerin, die keine Kinder will, die Kinder hasst, weil sie ihrer Meinung nach die größten Klimaverschmutzer sind. Auch mit den Populisten geht er ins Gericht wie den „Orbans“ oder dem „nicht ganz abgeschminkten „Clown“ Boris Johnson. Auch einer seiner Lehrer, der immer Spickzettel suchte, kriegt im Nachhinein „Hiebe“. Der Sportlehrer suchte immer Spickzettel, vor allem bei den Mädchen.

Ein Schmankerl zum Schluss

Grünwald kommt wieder runter und berichtet vom Onkel Hans und seiner Liesbeth, die der Doktor beinahe entkernt hätte. Seine Geschichten fangen unscheinbar an und steigern sich dramatisch, nehmen immer andere Wendungen als man vermutet und enden so unwirklich, so dass man sie nur mit Kopfschütteln, Schenkelklopfen und befreiendem Lachen verkraften kann.

Lockere Gespräche beim Familienfest,: Liesbeth verspürt Druck im Bauch. Onkel Hans: „Die Gallenblase ist im Arsch!“ Selbsteinweisung ins Krankenhaus, Operation. „Die Gallenblase ist gesund“, sagt der Doktor. Aber der Bauch ist offen, raus damit, gleich auch den Blinddarm in die Schüssel geworfen und die Eierstöcke und Polypen auch noch. Das Publikum kann sich kaum mehr halten vor Vergnügen.

Zum Schluss gibt es noch ein Schmankerl. In einer Fernsehsendung hat Wissenschaftler Harald Lesch von einer Vermessung des Universums berichtet, man hat festgestellt, dass im Mittelpunkt genau Dietfurt liegt. Ungläubiges Lachen und Beifall erfüllen die Halle. Grünwald beruhigt: „Morgen sag ich dasselbe in Regensburg!“