Corona-Pandemie
Händler schreiben Brandbrief an Söder

Rund 60 Regensburger Geschäftsleute sind beteiligt. „Sie zerstören die Herzen unserer Städte“, heißt es in dem Schreiben.

19.03.2021 | Stand 16.09.2023, 3:37 Uhr
Regensburger Händler haben sich in einem Brandbrief an Markus Söder gewandt. Foto: altrofoto.de −Foto: Uwe Moosburger

Rund 60 Regensburger Kaufleute mit Geschäften in der Innenstadt oder dem Donau-Einkaufszentrum haben sich in einem Schreiben an Bayerns Ministerpräsident Markus Söder gewandt. Hintergrund sind die wegen der Corona-Pandemie fehlenden Perspektiven der Händler, wann und in welchem Umfang sie ihre Läden wieder öffnen dürfen.

„Wir sprechen als Einzelhändler für mittelständische Unternehmen mit tausenden Mitarbeitern aus der Region Regensburg und Ostbayern. Unsere Unternehmen zeigen seit Beginn der Krise, dass sie bereit sind, mit großer Unterstützung und großen Anstrengungen Verantwortung für den Schutz und die Gesundheit der Menschen in der Region zu übernehmen“, heißt es in dem Schreiben.

Händler: Corona-Krise gemeinsam überwinden

Die Haltung der Geschäftsleute sei von Beginn an gewesen, dass die Krise nur gemeinsam, ohne Spaltung, überwunden werden könne. Dazu gehöre jedoch auch ein funktionierendes Krisenmanagement seitens der politisch Verantwortlichen in den Regierungen. „Dieses aus unserer Sicht mangelhafte Krisenmanagement der Landesregierung und vor allem der von uns als beschämend empfundene Umgang mit uns als Betroffenen macht

uns dabei mehr zu schaffen als die Pandemie selbst“, schreiben die Händler.

Es gebe keine wissenschaftlichen Nachweise, dass im Einzelhandel ein erhöhtes Infektionsrisiko bestehe. Alle Gutachten würden belegen, wie gering die Ansteckungsgefahr im stationären Handel sei. Die Unterzeichner schreiben, dass es in den letzten zwölf Monaten in keinem ihrer Läden zu einer Ansteckung von Mitarbeitern oder Kunden durch den Aufenthalt im Geschäft gekommen sei.

Hygienemaßnahmen überdurchschnittlich

„Unsere Hygienemaßnahmen sind dabei überdurchschnittlich und reichen weit über die behördlich vorgeschriebenen Maßnahmen hinaus. Sie umfassen etwa auch Luftfilter oder einen permanenten Luftaustausch. Würden diese Standards auch in den Bereichen eingehalten, die im Verantwortungs- und Zuständigkeitsbereich der Regierung liegen, wie etwa in den Schulen, könnten unsere Kinder und Lehrer wieder schneller und beruhigter in die Schule gehen“, schreiben die Unterzeichner an Söder.

„Sie aber schließen unbefristet und im Gießkannenprinzip unsere Türen, nehmen uns unsere Existenzgrundlage und unsere wirtschaftliche Solidität und sorgen gleichzeitig dafür, dass scheinbar beliebig ausgewählte Mitbewerber „unsere Umsätze“, „unsere Kundschaft“ und damit „unsere Zukunft“ übernehmen. Sie zerstören mit Ihren nicht mehr nachvollziehbaren Verordnungen und ihrem Missmanagement die Vielfältigkeit und die Herzen unsere Städte, welche aus einer Vielzahl vielfältiger und leidenschaftlich geführter Einzelhandelsbetriebe, Gastronomie- und Hotelbetriebe und innovativen mittelständischen Unternehmen unterschiedlichster Branchen bestehen.“

Beschlüsse sorgen für Verunsicherung

Die Mitarbeiter der betroffenen Läden seien zum überwiegenden Teil in fünf der vergangenen zwölf Monaten in Kurzarbeit gewesen. Viele von ihnen seien „durch die Mehrfachbelastung und aufgrund der durch Ihr politisches Handeln ausgelösten Perspektiv- und Hoffnungslosigkeit am Ende Ihrer Kräfte - körperlich und seelisch“. Dies sei so nicht länger tragbar, schreiben die Kaufleute. Die Entscheidungen und Beschlüsse der letzten Konferenz der Ministerpräsidenten hätten nur noch zu einer weiteren Verunsicherung geführt.

Einige Einzelhändler fordern in dem Schreiben regelmäßige Schnelltests, eine schnelle und zuverlässige Belieferung der Impfzentren mit Impfstoff, die Digitalisierung der Gesundheitsämter zur schnelleren Nachverfolgung und Luftfilter für Schulen.

„Öffnen Sie bitte endlich die Branchen und Betriebe, die bei Einhaltung aller Hygiene- und Infektionsschutzmaßnahmen kein Risiko für das Infektionsgeschehen darstellen und halten sie diese dauerhaft offen. Eine noch längere Schließung wird zu einer weiteren dramatischen Schwächung unserer Wirtschaft und des Mittelstandes führen“, heißt es in dem Schreiben. „Lassen Sie uns nicht im Stich.“