Umwelt
Hehre Worte von Tierfreund Putin

Auf einer Arktis-Konferenz gibt sich der Kremlchef als Umweltschützer. Dem Protest von Greenpeace gegen Ölbohrungen kann er aber nichts abgewinnen.

25.09.2013 | Stand 25.09.2013, 17:15 Uhr

Putin spielt mit seinen Hunden im Schnee: Der russische Präsident inszeniert sich in der Öffentlichkeit gerne als Tierfreund und Umweltschützer. Foto: dpa

Ob Eisbär, Tiger oder Wal: Gerne präsentiert sich Kremlchef Wladimir Putin mit spektakulären Aktionen als Umweltschützer. Auf seiner offiziellen Internetseite wirbt der russische Präsident mit Nachdruck für die Rettung gefährdeter Tierarten. Nun betont Putin auch auf einer internationalen Arktis-Konferenz in Sibirien die Bedeutung einer gesunden Polregion für die ganze Welt. Doch Kritiker etwa von der Organisation Greenpeace werfen dem 60-Jährigen vor, alle hehren Worte außer Acht zu lassen, wenn es um die Ausbeutung immenser Bodenschätze und Rohstoffe in dem Gebiet geht.

Staatsunternehmen wollen an gewaltige Ölvorkommen

Es sind vor allem russische Staatsunternehmen, die an die vermuteten gewaltigen Öl- und Gasvorkommen gelangen wollen. Unter dem Eismeer sollen rund 25 Prozent der weltweiten Vorräte lagern, dazu Diamanten und Kohle in großen Mengen. Zwar betont Putin auf dem Arktis-Forum in der Stadt Salechard, nur Unternehmen, die moderne Technik und ausreichende Finanzen mitbrächten, dürften die Schätze ausbeuten. Aber Umweltschützer fordern, die ökologisch sensible Region erst gar nicht mit aufwendigen Erkundungen zu gefährden. „Es gibt keine 100-prozentige Sicherheit“, betonte Greenpeace-Mann Wladimir Tschuprow am Mittwoch.

Für Experten ist klar: In Sachen Umweltschutz liegt in Russland – bei allem Fortschritt in den vergangenen Jahren – vieles im Argen. „Da geht es um eine Bewusstseinshaltung“, sagte der deutsche Experte Peter Koltermann von der Moskauer Lomonossow-Universität der Nachrichtenagentur dpa. Keine Normen, keine Zuständigkeiten, keine Verbindlichkeiten: Auch viele Behörden behandeln Umweltschutz noch immer stiefmütterlich. Mehr als 30 Milliarden Tonnen hochgiftiger Abfälle - oft noch aus Sowjetbeständen – gefährden Leben und Gesundheit von Millionen Russen.

Müll wird einfach auf der Staße entsorgt

Oft genug wird Müll rücksichtslos vor der Tür oder neben der Straße entsorgt, wo die Reste vergammeln. Angesichts niedriger Energiekosten arbeiten die Zentralheizungen rund um die Uhr - die Bewohner regulieren die Zimmertemperatur, indem sie Fenster öffnen oder schließen. „Da muss noch viel in den Köpfen passieren“, mahnte Koltermann an. Erst vor wenigen Jahren hat die Regierung das Thema Umweltschutz überhaupt auf ihre Agenda gesetzt.

Der aufsehenerregende Protest von Greenpeace gegen geplante Ölbohrungen im Nordpolarmeer und das massive Vorgehen der Behörden gegen die Aktivisten werfen nun auch ein Schlaglicht darauf, wie Russland mit Umweltschützern umgeht. Während die Justiz gegen die festgenommenen Greenpeace-Leute wegen bandenmäßiger Piraterie ermittelt und mit langen Haftstrafen droht, gibt Putin nach Ansicht von Kommentatoren den nachsichtigen Landesvater.

Putin: Das sind keine Piraten

Ja, die Aktivisten hätten zwar gegen internationales Recht verstoßen, sagt der Präsident in Salechard. Um Piraten handele es sich aber sicherlich nicht. Live im Staatsfernsehen fordert der für medienwirksame Aktionen bekannte Politiker zum Dialog auf. „Es wäre doch viel besser, wenn Vertreter von Greenpeace in diesem Saal säßen und ihre Meinung zu den Problemen deutlich machten, die wir hier besprechen“, sagte Putin. Eingeladen zum Arktis-Forum waren sie jedenfalls nicht.

Kommentatoren erinnern sich, dass der Kremlchef einst den Mut der Umweltschützer in höchsten Tönen lobte. „Mit Erstaunen sehe ich manchmal, wie eine Gruppe von Menschen in einer kleinen Barkasse versucht, großen Kriegs- oder Industrieschiffen Widerstand zu leisten. Ich muss sagen, das löst nur Sympathie aus“, sagte Putin einmal in einem Interview. (dpa)