Kunst
Helmut Sturms Bilder voll Lebensfreude

In der ersten Ausstellung nach dem Lockdown zeigt das Lothar-Fischer-Museum in Neumarkt das Werk des Freundes von Fischer.

12.03.2021 | Stand 16.09.2023, 4:11 Uhr
Josef Wittmann
Vor dem überlebensgroßen Foto, das Helmut Sturm 1964 in seinem Atelier in München Pullach zeigt, hat Pia Dornacher eine seiner Collagen aus dieser Zeit platziert, die der Förderverein des Museums erworben hat. −Foto: JOSEF WITTMANN

„Ich bin da, weil ich totalen Kulturentzug habe“, seufzt Angelika Schanzer-Dautzenberg aus Feucht. Sie ist die erste Besucherin der neuen Ausstellung „Helmut Sturm – Spielfelder der Wirklichkeit“, für die das Lothar-Fischer-Museum am Mittwoch wieder seine Pforten öffnen durfte.

„Ich kannte Helmut Sturm ganz gut“, sagt die Museumsleiterin Pia Dornacher. „1997 habe ich ein Ausstellungsprojekt mit ihm gemacht. Unsere Ausstellung ist die erste richtige Retrospektive nach dem Tod von Helmut Sturm“, erzählt sie. Die Bilder sind Leihgaben aus Privatbesitz, aus der Kunsthalle in Emden und dem Kunstmuseum Ravensburg. Auch Sturms Tochter Katharina hat Bilder aus dem Nachlass ihres Vaters beigesteuert.

Texttafeln müssen Führungen ersetzen

Weil die Pandemie-Regeln sachkundige Führungen verhindern, hat Pia Dornacher mit ihrem Team alle Bilder und die Säle des Museums ausführlich beschriftet. Zwischen Sturms Bildern finden sich Skulpturen seines Freundes Lothar Fischer. Die beiden haben gemeinsam an der Akademie der bildenden Künste in München studiert.

Maler:Ausstellung:
Helmut Sturm wurde 1932 in Furth im Wald geboren. Er starb am 20. Februar 2008 in Pullach. Er studierte von 1952 bis 1958 an der Akademie der Bildenden Künste in München und war Mitbegründer der Gruppe SPUR.Laufzeit bis 4. Juli, momentan sind gleichzeitig 15 Besucher mit FFP2-Maske erlaubt. Telefonische Anmeldung unter (0 91 81) 51 03 48.

„Bei Helmut Sturm geht es immer um die Frage, wie man die Tiefe in einem Raum darstellt“, erklärt die Museumschefin. Auf ein Bild ist sie besonders stolz. Es wurde vor Jahren vom Verein der Freunde des Museums angeschafft. Es lässt den Betrachter einen Blick in die Arbeitsweise des Malers tun, wie er „durch Schichtung von Flächen, Collageelemente und Applikationen Räumlichkeit herstellt. Es sind viele Elemente zu finden, die man kennt. Hier sieht man zum Beispiel ein s, ein p und ein u und ein r“. Wie in einem „Wimmelbild“ hat Helmut Sturm da die Spur zur Künstlergruppe „Spur“ gelegt.

Der Weg durch die Ausstellung gerät zum Gang durch die Spur-Geschichte – beginnend mit der Rezeption expressiver Kandinsky-Bilder. Form und Farbe hätten in der Kunst nichts zu suchen, hieß es damals. Alles habe düster und zerstört zu sein. Positives dürfe es in der Kunst nicht mehr geben.

Werke sprühen vor Farbe

Die jungen Oberpfälzer Künstler begehrten dagegen mit farbenprächtiger Malerei und positivem Optimismus auf. Es müsse wieder Farbe und Form und menschliche Gestalt geben. Voll Lebensfreude fingen sie neu an und schufen – begeistert von Bildern Kandinskys – sodann ihre farbintensiven Arbeiten.

Am Ende der Ausstellung wartet eine Rauminstallation von Felix Boekamp auf den Besucher. Der gebürtige Nürnberger aus Sankt Gallen mit Atelier in Hamburg hat mit Elementen aus einer späten Collage von Helmut Sturm als Nachhall und Nachklang ohne jede Nostalgie eine Aufmerksamkeit heischende Rauminstallation geschaffen. Einige davon finden sich im Hintergrund auf der Tapete, die Boekamp mit Witz und Photoshop kreiert hat.

Andere Formen hat der Künstler in Neon-Elementen, durch die Lichtimpulse laufen, zum Leben erweckt. Im so geschaffenen Raum läuft auf einem kleinen Tisch aus Helmut Sturms Besitz eine Videocollage, die Helmut Sturm, seine jungen Freunde und ihre Kunst zum Leben erweckt.