Vorstandschaft
Hitzige Diskussionen beim Neumarkter Tierschutzverein

17.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:21 Uhr
Josef Wittmann
Sabrina Schmid (3. von rechts) wurde zur neuen Vorsitzenden des Tierschutzvereins gewählt. Die bisherige Vorsitzende Waltraud Fuchs (3.von links) zu ihrer Stellvertreterin. −Foto: Josef Wittmann

Die Mitglieder des Tierschutzvereins haben in ihrer Jahresversammlung eine neue Ära eingeläutet. Denn die 71-jährige Vorsitzende Waltraud Fuchs wollte ihr Amt in jüngere Hände legen – doch dabei gab es heftige Diskussionen.

Es zeigte sich, dass zwar alle Mitglieder des Vereins einig sind, wenn es um das Wohl ihrer Schützlinge geht. Bei der Vorstandswahl entspann sich jedoch eine hitzige Diskussion. Am Ende lagen 13 Stimmen für die Wunschkandidatin Sabrina Schmid auf dem Tisch, die sich seit langem ehrenamtlich im Tierheim engagiert.

Zwei Kandidaten zur Wahl

Dass die neue erste Vorsitzende im Vorfeld schon in einem anderen Neumarkter Medium bereits quasi als gesetzt dargestellt worden sei, stieß einigen Mitglieder übel auf.

Sechs Mitglieder votierten nach heißer Debatte um Kommunikationsprobleme im Tierheim für den Tierpfleger Frank Tietsch, der seit 2017 dort angestellt ist.

Die Beratung durch den Deutschen Tierschutzbund habe allerdings ergeben, dass die Wahl eines Angestellten problematisch gewesen wäre, erklärte Waltraud Fuchs. Denn laut Satzung müsse der Vorsitzende ehrenamtlich tätig sein.

Die beiden Kandidaten versicherten jedoch, dass die Arbeit zum Wohle der Tiere nicht unter etwaigen Differenzen der Menschen zu leiden hätten. Denn beide kennen sich durch die Arbeit im Tierheim schon sehr gut.

Außerdem seien der Tierschutzverein und das Tierheim gut durch die Coronazeit gekommen, berichtete Fuchs. Auch finanziell. Zwar sei das Förderprogramm der Staatsregierung für Tierheime ein „Schuss in den Ofen“ gewesen, weil es extrem bürokratisch aufgebaut sei.

Trotzdem habe der Verein 7500 Euro an staatlicher Unterstützung erhalten. „Und gefreut hat uns auch, dass die Stadt Neumarkt dem Tierheim über die Sparkasse einen Corona-Zuschuss in Höhe von 3000 Euro hat zukommen lassen“, bedankte sich die Vorsitzende bei der Versammlung.

Fragebogen für Vermittlung

In den letzten beiden Jahren habe man über 600 Tiere, meistens Katzen, aufgenommen. „Die Zeiten, in denen ganze Familien mit Oma, Opa und Kindern einen Ausflug ins Tierheim machen und sich die Leute in den Katzenräumen drängeln, sind vorbei“, beschrieb Waltraud Fuchs. Interessenten meldeten sich heute telefonisch oder per Mail und beantworteten einen digitalen Fragebogen, damit man ihnen das richtige Tier vorschlagen könne. Dann folge ein telefonisches Beratungsgespräch und erst am Ende ein Besuch im Tierheim.

Unverändert stelle sich aber die Situation der hilfsbedürftigen Tiere dar, sagte Fuchs und schilderte Beispiele wie das einer psychisch beeinträchtigten Frau, die offensichtlich Katzen gesammelt hatte: „16 kranke Katzen mussten aus einer total vermüllten, verpinkelten Wohnung, mit Bergen von Katzenkot und sogar einigen toten Katzen gerettet werden“.

Das kostspielige Aufpäppeln kranker und verletzter Vierbeiner gehöre zum Alltag der Tierschützer. „Und abgegebene Tiersenioren müssen mit viel Zuwendung körperlich und seelisch ins Gleichgewicht gebracht werden. Die haben ja alles verloren, was ihr bisheriges Leben ausgemacht hat.“

Besonders lobte die neu gewählte 2. Vorsitzende aber Astrid Winkler aus Woffenbach. „Sie betreut die Hundeabteilung, die Gassigeher und füttert die Hunde“, lobte Fuchs und ließ eine lange Liste von Diensten folgen, die Astrid Winkler leiste.

Die vakante Stelle des Geschäftsführers zu übernehmen, komme für sie jedoch nicht infrage. Sie wolle weiter ganz für die Tiere da sein. Ein langanhaltender Applaus zollte der Engagierten Anerkennung, auch wenn sie nicht zur Versammlung erschienen war.