PARSBERG.
Hohe Tugenden für Fälle höchster Not: Dr. Thomas Kestler ist Bereitschaftsarzt

32-Jähriger tritt die Nachfolge des tödlichverunglückten Dr. Josef Schießl an. Heimischist Kestler hier schon.

28.03.2008 | Stand 28.03.2008, 0:00 Uhr

Von VEra Gabler

Heute wird Dr. med. Thomas Kestler von der Bereitschaft Parsberg des Bayerischen Roten Kreuzes zum neuen Bereitschaftsarzt ernannt. Nun ist der 32-jährige Parsberger, seit gut einem Jahr auch Notarzt, Nachfolger von Dr. Josef Schießl. Er hat den tödlich verunglückten Dr.Schießl nie kennen gelernt; dennoch ist dieser für Kestler kein Unbekannter mehr, seit er beim BRK mit im Einsatz ist. Dem Tagblatt erzählt der Arzt in Weiterbildung seinen Weg nach Parsberg.

Geboren in Regensburg, war er sich bereits mit sieben Jahr sicher, Arzt zu werden. Die Laufbahn begann mit dem Abitur 1994 in Neutraubling und 18 Monaten Zivildienst im Rettungsdienst des BRK in Regensburg: „Als einer der ersten Jahrgänge war es mir dann möglich, das Studium komplett in Regensburg durchzuziehen.“ Dabei lernte er seine jetzige Frau Brigitta geborene Nutz aus Wissing kennen, was ihn aber nicht davon abhielt, ein Praktikum in Kalifornien zu machen, um den Titel „Arzt“ zu bekommen. Das letzte Staatsexamen hat Kestler 2002 an der Uni in Regensburg abgeschlossen. Vier Jahre war er in der Inneren Medizin im Klinikum Ingolstadt. „Auch dort lag mein Schwerpunktgebiet in der Notfallaufnahme mit der Intensivmedizin“, erzählt Kestler. Seit 2007 und noch bis 30. Juni ist er in der Allgemeinpraxis von Dr.Spreyer tätig. Für die zweite Jahreshälfte hat er sich bei einem weiteren Allgemeinmediziner in Neumarkt beworben.

„Das schreibt die Bayerische Ärztekammer so vor“, erklärt er, und zum Ende des Jahres sei er dann Facharzt für Innere Medizin und Allgemeinmedizin. Der nächste Schritt wäre demnach, eine Praxis im Raum Parsberg aufzubauen; doch auch da habe die Bayerische Ärztekammer ein Wort mit zu reden. Und so hat sich Kestler nicht nur 2004 mit seiner Frau ein Haus an den Schlehenweg in Parsberg gebaut, sondern er stellt sich seit einem Jahr auch als Notarzt für den Raum Parsberg zur Verfügung. „Damit gehe ich einer selbstständigen Tätigkeit mit allen Risiken und Verpflichtungen nach“, erklärt er seine Arbeit als Notarzt, die er neben dem Praxisbetrieb macht. Waren es zu Dr.Schießls Zeiten drei Wochen im Monat, die dieser abdeckt, verteile sich diese Last nun auf mehrere Notärzte. Angefangen von der Zwei-Tage-Schicht in der Woche, welche das Krankenhaus abdeckt, über verschiedene Notärzte, die aus Nürnberg, Erlangen, Regensburg Schichten fahren, bis hin zu Dr. Kestler.

Durch diese Arbeit sei er mit der Bereitschaft so zusammengewachsen, dass er sich als Bereitschaftsarzt ehrenamtlich zur Verfügung stellt. „Es ist zwar zeitraubend, doch es gehört für mich zur Notfallmedizin“, ergänzt Kestler. Im Schnitt werde man an einem 24-Stunden Tag zu 1,5 Einsätzen gerufen, wobei 80 Prozent internistischer Art seien. Etwa Atemnot, Herzschmerzen oder Schwindel. Bei Unfällen – auch die hat Dr. Kestler bereits im Raum Parsberg versorgen müssen – gehe es in der ersten Minute am Unfallort erst einmal um Entscheidungen, zum Beispiel, welche Rettungskräfte noch nachalarmiert werden müssen. Auf die Frage nach genaueren Einsätzen fällt Kestler zwar spontan der tödliche Unfall am Heiligen Abend bei Stetten ein, aber auch die ungewollte „Hausgeburt“ eines kleinen Mädchens bei Beratzhausen.

Sehr selten komme eine Rückmeldung, wo man Leben retten konnte, ergänzt er abschließend, doch habe er es bisher noch nicht bereut Arzt zu werden. „Auch wenn das alles schon ins Familienleben eingreift“, ergänzt Ehefrau Birgitta mit dem 15 Monate alten Sohn Johannes.

Die gelernte Betriebswirtin unterstützt ihren Mann dann mit Gesprächen oder „bewacht“ den Piepser, wenn sich der Gatte duscht. Dass der Mensch und dessen ärztliche Versorgung für Kestler an erster Stelle stehen, zeigt sich auch an der Aufzählung seiner Hobbys. „Erst nach Medizin, Webseite-Erstellen für Notärzte und Familie kommt Musikhören und Radfahren“, verrät der Familienvater.