Porträt
Ideen für die Berufsschule von morgen

Daniel Götz aus Neumarkt ist Landesschülersprecher und unterbreitete Kultusminister Spaenle persönlich seine Vorschläge.

03.02.2015 | Stand 16.09.2023, 7:03 Uhr
Heike Regnet

Bei einem Projekttag am Beruflichen Schulzentrum Neumarkt standen präventive Gesundheitsförderung und gesunde Ernährung im Fokus. Archiv-Foto: Regnet

Rund 1,8 Millionen Schüler drücken in Bayern derzeit die Schulbänke. Ob in Grund-, Mittel-, Förder- und Realschulen, Gymnasien oder Berufs- und Fachoberschulen – überall ist auch die SMV, die Schülermitverantwortung, aktiv ins Schulleben eingebunden. Es gibt Klassen- und Schülersprecher, die aus ihren Reihen schließlich die 40 Bezirks- und diese dann die sechs Landesschülersprecher mit ihren Stellvertretern wählen.

Einer der Landesschülersprecher ist Daniel Götz. Der 24-Jährige besucht derzeit gleichzeitig die elfte und zwölfte Klasse amBeruflichen Schulzentrum Neumarkt. Er befindet sich in der Ausbildung zum Industriemechaniker, Fachrichtung Instandhaltung. Für die kommenden Jahre hat er sich noch viel vorgenommen. „Man kann wirklich so einiges bewegen“, sagt er mit Blick auf die Projekte, die er als Klassen- bzw. Schülersprecher schon angestoßen hat. „Und die Ideen werden mir sicher so schnell nicht ausgehen, denn ich interessiere mich für alle Schularten.“ Desweiteren möchte er in der lokalen Politik Fuß fassen.

Schon früh wollte Daniel Götz auf eigenen Beinen stehen: Kaum volljährig, zog er in eine eigene Wohnung. Freiwillig absolvierte er 23 Monate Wehrdienst. „Ich finde, das gehört einfach dazu.“ Und nach dem Motto „alles mitnehmen, was geht“, nutzte er dort die Gelegenheit, seine sportlichen Grenzen auszutesten. So nahm er an der Einzelkämpferprüfung „the Expert Infantryman Badge“ teil und war einer der wenigen von über 1300 Teilnehmern, die die zweiwöchige Prüfung mit Erfolg meisterten.

Nach zwei Wochen im Gelände jedoch musste Daniel Götz feststellen, dass er die körperliche Anstrengung trotz seiner jungen Jahre nicht so einfach wegsteckte. Auf der Suche nach den Ursachen stellte er rasch fest, dass Sport und gesunde Ernährung seit vielen Jahren eigentlich fast nur mehr in der Freizeit auf seinem Programm standen, weniger in der Schule. Doch gerade hier sollten diese Themen keinesfalls vernachlässigt werden, findet Daniel Götz.

Strapazen im Berufsleben kennen

In vielen Gesprächen mit anderen Schülern wurde rasch deutlich, dass sich immer mehr Jugendliche unwohl bzw. unfit fühlen. Mit Blick auf das kommende Berufsleben wisse kaum einer, welche Strapazen dies mit sich bringen werde. Wie kann ich zum Beispiel Rückenproblemen vorbeugen? Wie hebe ich richtig? Jeder Arbeitsplatz stelle andere Anforderungen an den Körper. „Hier präventiv in Sachen Gesundheitsförderung tätig zu werden, sollte auch eine Aufgabe der Schule sein“, meint Götz.

So entwarf er mit Blick auf die bevorstehenden Jahre im Berufsleben ein Programm zur präventiven Gesundheitsförderung, das nun an den Schulen umgesetzt werden könnte. Schulleiter Oberstudiendirektor Albert Hierl war von der Idee sofort begeistert und tatsächlich wurde ein Aktionstag an der Berufsschule angeboten.

Alle waren mit Begeisterung bei der Sache und mit Unterstützung eines Fitnessstudios konnten die Jugendlichen verschiedene Übungen absolvieren, die von der Verbesserung der Leistungsfähigkeit bis hin zur Linderung von Rückenbeschwerden und Reduzierung von Übergewicht reichten. Erklärtes Ziel von Daniel Götz ist es, dass seine präventive Gesundheitsförderung in den Sport- bzw. Regelunterricht aufgenommen wird. Als Landesschülersprecher hat er die Plattform, dieser Idee Nachdruck zu verleihen. Regelmäßig ist er in München zu Gast und kann so sein Projekt im Kultusministerium ebenso vortragen wie bei der Landesschülerkonferenz.

„Täglich fünf Minuten für Aktuelles“

Ende des Monats war Daniel Götz mit allen anderen Landesschülersprechern ins Kultusministerium zum Kennenlernfrühstück mit Staatsminister Dr. Ludwig Spaenle eingeladen und auch hier mangelte es nicht an Gesprächsstoff. „Es war einfach überragend“, sagt Götz über das Treffen. Rund zweieinhalb Stunden habe sich der Politiker Zeit genommen, um mit den Landesschülersprechern unterschiedliche Themen zu diskutieren. „Er war wirklich sehr interessiert und hat sich viel mehr Zeit genommen, als eigentlich geplant war.“

Im Fokus standen in der Gesprächsrunde unter anderem eine fundierte Englisch-Ausbildung für alle Schüler und mehr Raum für politische Bildung an den Schulen. „Jeden Morgen zum Beispiel fünf Minuten über aktuelle Geschehnisse sprechen – das würde vielleicht schon reichen, um bei jungen Leute das Interesse zu wecken.“ Geplant sei, dass in den kommenden Monaten weitere Treffen mit dem Bildungsminister stattfinden.

Blickt Daniel Götz auf den Lehrplan der Berufsschule, sieht er nicht nur im sportlichen Bereich Nachbesserungsbedarf. Auch in punkto Englisch hat Götz neue Ideen. So müsste seiner Meinung nach dringend fachbezogenes Englisch an der Schule angeboten werden, denn im späteren Berufsleben werde dies immer wichtiger.

Neben der allmorgendlichen, fünfminütigen „politischen Bildung“ an den Schulen ist ein kostenfreier Schulweg für alle ein weiteres Ziel, das sich Daniel Götz vorgenommen hat. Zudem wünscht er sich eine Verankerung der Schülervertretungsstruktur im Lehrplan Plus.

Das Engagement von Götz ist groß. Die Stunden, die er sich pro Woche in Sachen Schülersprecher engagiert, zählt er längst nicht mehr. Er recherchiert im Internet, ist mit zahlreichen Schülersprechern in Kontakt und hat stets ein offenes Ohr für die Probleme anderer. „Es ist genau mein Ding“, sagt Daniel Götz. „Und wir haben ja schon so manches erreicht.“ Als Landesschülersprecher wird der 24-Jährige auch weiterhin die Interessen seiner Mitschüler gegenüber dem Kultusministerium vertreten.

Bei Fragen zu Bildungspolitik und Sportprävention ist Daniel Götz über Facebook und per E-Mail unter danielgoetz1990@hotmail.de erreichbar.