Berching
Im Engelwirt entstehen Ferienwohnungen

Das Haus in Berching ist ein bedeutendes Baudenkmal, stand aber lange leer. Jetzt startete die ehrgeizige Sanierung.

20.02.2022 | Stand 15.09.2023, 21:15 Uhr
Franz Guttenberger
Statt des üblichen Spatenstichs hieß es diesmal für die Ehrengäste (Sebastian Mickisch vom Landesdamt für Denkmalpflege (l.), Minister Albert Füracker, Bürgermeister Ludwig Eisenreich, Stephanie Vögerl, Stefan Lerzer, Michael Zink und Wiebke Fett) kräftig zuzuschlagen. −Foto: Franz Guttenberger/Franz Guttenberger

Das historische Gerichtsgebäude Zum Engelwirt am Reichenauplatz wird von Stephanie Vögerl und Michael Zink aus Waldkirchen komplett saniert und in 14 hochmoderne Ferienappartements und einem Regionalladen umgebaut. Am Samstagmorgen erfolgte der symbolische Spatenstich mit zahlreichen Ehrengästen.

Weil beim Umbau die historische Bausubstanz größtenteils erhalten bleibt, wurden beim Spatenstich keine Spaten bereitgestellt, sondern 15 Zentimeter große Nägel, die in Fichtenbalken geschlagen wurden. Bei dem kleinen Wettbewerb ging Finanzminister Albert Füracker mit neun kräftigen Hammerschlägen als Sieger hervor, gefolgt von Ludwig Eisenreich (zwölf) und Stephanie Vögerl mit 13 Schlägen. Ingenieur Stefan Lerzer fungierte als Schiedsrichter.

Beim Termin gaben Bürgermeister Ludwig Eisenreich und Stefan Lerzer vom Planungsbüro einen kurzen Einblick in die Geschichte Engelwirtsgebäudes. Berching besaß im Mittelalter als zweitwichtigste Stadt im Fürstbistum mehrere Behörden. Seit 1354 besaß Berching die eigene Gerichtsbarkeit. Das Haus neben dem Gredinger Tor war neben dem Probstamt das bedeutendste Gebäude in Berching. Im Probsthaus hatte der Probst bereits um 1280 seinen Sitz, der als Richter und höchster weltlicher Beamter Berching und die umliegenden Orte steuerlich und gerichtlich verwaltete.

Engelwirt in Berching stand seit 24 Jahren leer

Eisenreich freute sich über die vielen Ehrengäste und erinnerte daran, dass das Gebäude seit 24 Jahren leer steht. Vor zwei Jahren klopften Stephanie Vögerl und Michael Zink bei Eisenreich im Rathaus an und trugen ihm die Idee zur Sanierung vor. Der Bürgermeister war von der Sanierung sowie dem Bau von Ferienappartements und eines Regionalladens, der zum Reichenauplatz hin errichtet werden soll, vom ersten Augenblick an begeistert, gab er zu verstehen.

In der Folgezeit hatten sich intensive Kontakte entwickelt, um die ehrgeizigen Pläne auf den Weg zu bringen. Galt es doch etliche Hürden zu überwinden. Bei so einem komplexen Vorhaben mit den beteiligten Behörden und unterschiedlichen Zuschussgebern war es nicht immer leicht, ein zufriedenstellendes Ergebnis zu erzielen und so zeigte sich Eisenreich überzeugt, dass die Mittel aus der Städtebauförderung und des Denkmalschutzes hier bestens angelegt sind. Der Stadtrat hatte das Vorhaben und die städtische Kofinanzierung einstimmig genehmigt. Das Engelwirtshaus gehöre zum kulturellen Erbe der Stadt Berching und sei mit vielen Erinnerungen verbunden, sagte Eisenreich.

Wie Stephanie Vögerl mitteilte, hatte sie vor zwei Jahren per Zufall im Internet gelesen, dass in Berching eine Vogtei zu kaufen sei. Wo gibt es schon mal die Gelegenheit, eine Vogtei zu erwerben, fragte sie sich und nahm erste Kontakte mit Stefan Grabmann vom Ingenieurbüro Lerzer sowie mit Stefan Lerzer Kontakte auf und alsbald darauf mit Bürgermeister Eisenreich. Vögerl hat selbst in Waldkirchen Ferienappartements und nannte Berching einen perfekten Ort dieses Konzept zu erweitern.

Der historische Komplex sei atemberaubend und herausfordernd: Das sei ihr erster Eindruck gewesen. Vor kurzem erst sei die Baugenehmigung eingetroffen und die ersten Aufträge seien bereits an die heimische Baufirma Engelmann sowie die Zimmerei Karch aus Dietfurt vergeben.

Berching: Haus geht auf 1693 zurück

Für Berching sei das Engagement von Vögerl und Zink ein Glück, sagte Finanzmister Albert Füracker. Das Projekt sei „eine echte Herausforderung. Alle Achtung“. Die Gelder aus der Städtebauförderung seien hier gut angelegt, sagte Füracker auch in Richtung von Dr. Hubert Schmid, Leiter der Städtebauförderstelle der Regierung der Oberpfalz, und Sachbearbeiterin Wiebke Fett. Bauleiter Stefan Lerzer, der mit dem Schweizer Architektenbüro Dimanche das Projekt steuert, kommentierte die anstehenden Herausforderungen beim Haus, das auf das Jahr 1693 zurückgeht, abschließend so: „Wir werden das Haus behutsam sanieren“.