Wirtschaft
Im Vorjahr 200 000 Autos umgeschlagen

Die BLG-Niederlassung im Hafengebiet Kelheim-Saal lagert seit Januar auch Fahrzeuge in Hausen und entwickelt sich weiter.

03.02.2017 | Stand 16.09.2023, 6:39 Uhr
Elfriede Bachmeier-Fausten
Tausende von Fahrzeugen sind im Hafengebiet Kelheim-Saal gelagert. −Foto: Archivfoto: Dr. Satzl

Das Geschäft läuft, auch in der kalten Jahreszeit: Autos über Autos beherrschen das Bild im Hafen Kelheim-Saal und an der Straße, die von Saal zur Kreisstadt führt. Die Firma BLG Auto Terminal Deutschland GmbH & Co. KG, die eine ihrer drei Niederlassungen in Saal hat, reagierte, da der Kelheimer Bauausschuss im Dezember die Aufstellung eines Bebauungsplanes für die dritte Hafenerweiterung abgelehnt hatte. Es wurde eine Fläche im Gewerbegebiet Hausen bei einem Logistikbetrieb angemietet. Knapp 1000 Autos seien dort, so Görgen Brockbalz, einer der beiden gleichberechtigten Geschäftsführer der drei BLG-Niederlassungen Saal, Hamburg, Duisburg. In Hemau seien 3000 Fahrzeuge untergebracht. Für Kelheim nennt er dieser Tage eine Zahl von 26 000 Autos.

„Ein zusätzlicher Lkw-Verkehr“

„Irgendwas mussten wir ja machen aufgrund der Fahrzeuge, die auf uns zukommen“, sagt Geschäftsführer Brockbalz. Die ersten Autos seien Anfang Januar in Hausen gelagert worden. Görgen Brockbalz spricht an, dass die Außenstandorte einen zusätzlichen Lastwagen-Verkehr zur Folge hätten, da die Autos zur technischen Bearbeitung, der Endabnahme und zur Auslieferung an die Händler nach Kelheim transportiert werden müssten. Es seien auch zusätzliche Kosten für Transport, Personal, Miete.

Auf die Frage, ob ein weiterer Parkhausbau im Hafengebiet Kelheim-Saal von BLG vorgesehen ist, antwortet der Geschäftsführer: „Wir planen aktuell nichts.“ Weder in der Jahres- noch in der mittelfristigen Planung sei dies enthalten. Natürlich könnte von der mittelfristigen Planung abgewichen werden, „wenn sich etwas ergeben sollte“. Er weist auch darauf hin, dass für ein Parkdeck erst einmal ein geeigneter Standort gefunden werden müsste und außerdem wäre es „ein Riesen-Invest“. Görgen Brockbalz erwähnt auch: „Wir schauen uns um, was es für Möglichkeiten gibt an freien Flächen in Hafennähe.“

Der Fahrzeugumschlag ist dem Geschäftsführer zufolge bei BLG in Saal größer als der der Niederlassung Hamburg, hinsichtlich Mitarbeitern seien beide gleichauf. Die Duisburger Niederlassung „ist etwas kleiner“. Zur Belegschaft in Saal gehörten 220 eigene Kräfte und aktuell circa 120 Leiharbeiter. „Wir haben derzeit ein zeitlich befristetes Programm“ von Fahrzeugherstellern. Als Beispiel nennt Brockbalz Ledereinbauten im Zuge von Veredelungen von Fahrzeugen. Aufgrund des Programms ist auf dem Betriebsgelände auch eine Leichtbauhalle aufgestellt worden. Im Hafengebiet ist Ende November ein Lkw-Parkplatz in Betrieb genommen worden, zuvor waren die Lastwagen im Heidäcker-Gebiet untergebracht. Der Bauantrag für einen Werkstatt-Anbau in Saal ist gestellt. 2017 seien auch Neueinstellungen geplant – hauptsächlich für die Bereiche Logistik und Werkstatt, vielleicht auch noch für den Transport.

Eine Winterflaute gab’s „überhaupt nicht“, auch zwischen Weihnachten und Neujahr sei gearbeitet worden. Die Kälte im Januar hatte jedoch Auswirkungen auf den Fahrzeugtransport per Schiff. Es hätten sieben Schiffe im Hafen ankommen sollen, zwei seien es gewesen. Das meiste sei auf Lkw „umgeroutet“ worden. Circa 15 000 bis 16000 Fahrzeuge kommen nach Angaben von Geschäftsführer Görgen Brockbalz monatlich in der Saaler Niederlassung von BLG Auto Terminal Deutschland GmbH & Co. KG an und in etwa diese Stückzahl wird in einem Monat von Saal-Kelheim bundesweit zu Fahrzeughändlern und Vermietstationen transportiert.

Standort „immer gefragter“

Beispielsweise seien am 9. und 10. Januar 650 Autos verschiedener Hersteller zum Münchner Flughafen gebracht worden für verschiedene Vermieter. Eine solche Stückzahl in so kurzer Zeit zu Vermietstationen zu befördern, hänge mit der Logistik der Vermieter zusammen. „Vor Weihnachten geht das Geschäft runter, weil Geschäftsreisende in Weihnachtsurlaub sind.“ Im neuen Jahr dann „werden wieder mehr Fahrzeuge geordert“. Görgen Brockbalz: „Wir merken sogar, wenn Messen sind“ – sei es in München oder Frankfurt – weil dann mehr Mietfahrzeuge geordert würden. Vermieter kauften Fahrzeuge bei Herstellern, die Vermieter orderten bei der Firma BLG auch zusätzliche Dienstleistungen wie zum Beispiel Volltanken, Winterreifen montieren oder Kennzeichen anbringen usw. und den termingerechten Just-in-time-Transport. Laut Geschäftsführer wird der Standort Saal „immer gefragter bei Kunden“, darunter 15 Fahrzeughersteller. Als Gründe dafür nennt er die „geografische Lage“ und „weil wir einen guten Job machen“. Die Entwicklung hier „ist stabil, solide und in unserem Planbereich“. 2016 seien 200 000 Fahrzeug umgeschlagen worden, 2011 seien es 161 00 Fahrzeuge gewesen.

Interview mit dem Geschäftsführer des Hafenzweckverbands

Herr Engl, es freut Sie nicht , dass die Firma BLG auch in Hausen Fahrzeuge zwischenlagert – warum?

Wir waren es in den vergangenen 20 Jahren gewohnt, die Wünsche und Bedürfnisse der Firma BLG zu befriedigen. Der Hafenzweckverband hat in seiner Entwicklung erheblich davon profitiert.

Hat der Hafenzweckverband einen Nachteil dadurch, dass BLG in andere Orte ausweichen muss?

Es ist kein unmittelbarer Nachteil für den Hafenzweckverband, jedoch im Hinblick auf die künftige Auslastung sowohl von Flächen als auch von Personal gibt die Entwicklung Anlass zur Sorgen. Erfahrungsgemäß schwanken die Geschäfte in der Fahrzeugbranche erheblich. Es kommt mit Sicherheit wieder eine Zeit, in der um Kunden hart mit der Konkurrenz gerungen werden muss.

Haben Sie eine andere Lösung zur abgelehnten Hopfenbachtal-Erweiterung?

Wir arbeiten intensiv an Alternativlösungen. Konkrete Aussagen im derzeitigen Stadium sind leider nicht möglich, um Lösungen nicht zu gefährden.

Denken Sie an das Süd-Chemie-Areal?

Ein klares Nein

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