Wahlkampf
Im Wahlkampf setzt er auf das Gespräch

Der Bundestagskandidat der Freien Wähler, Manuel Werthner, will nicht nur kritisieren, sondern selbst Politik besser machen.

17.08.2017 | Stand 16.09.2023, 6:17 Uhr

Nach seiner Vorstellung sucht Manuel Werthner (li.) das Gespräch mit den Jungen Freien Wählern – unter ihnen der Kreisvorsitzende Matthias Penkala (re.). Foto: Gaupp

Eine Wahlkampfveranstaltung im klassischen Sinne ist es nicht. Der Kreisverband der Jungen Freien Wähler organisiert schon seit rund fünf Jahren einen Frühschoppen auf dem Neumarkter Jura-Volksfest – dieses Jahr gesellt sich der Amberger Manuel Werthner als Direktkandidat für den Bundestag dazu. Als selbstständiger Maschinenbautechniker habe er nicht viel Zeit für spezielle Wahlkampfauftritte, sagt er. „Außerdem soll Wahlkampf auch Spaß machen.“

Öffentliche Wahlversammlungen im Landkreis Neumarkt sind derzeit keine geplant. Stattdessen sucht der 27-Jährige beispielsweise bei Jahreshauptversammlungen oder in Alltagssituationen das Gespräch der Bürger. Die rund zwei Dutzend Gäste in der Großen Jurahalle setzen sich aus Mitgliedern der Jungen Freien Wähler sowie der Freien Wähler zusammen. Auch Oberbürgermeister Thomas Thumann ist zu dem Termin kurz vor dem Mittagessen gekommen.

Penkala hatte 3,9 Prozent erreicht

Werthner ist es wichtig, die Menschen, die seinen Wahlkampf unterstützen, kennenzulernen und zu motivieren. Deshalb hat er die Einladung desLandes- und Kreisvorsitzenden Matthias Penkalagerne angenommen. „Wir sind froh, einen jungen Kandidaten zu haben“, sagt dieser. Nachdem die Freien Wähler im Landtag und im Europaparlament vertreten seien, sei es nur folgerichtig, dass sie auch Kandidaten für den Bundestag aufstellten. „Es gilt, 3,9 Prozent zu schlagen“,lacht der Bundestagskandidat von 2013. Werthners Listenplatz zwei direkt hinter Bayerns Spitzenkandidat Hubert Aiwanger sei „aussichtsreich“.

Kurz und bündig stellt sich der Kandidat vor. Seine Spickzettel in der Hand braucht der 27-Jährige nicht. Man merkt ihm an, dass er nicht das erste Gespräch über seine Ziele führt, obwohl er erst vor drei Jahren beschlossen hat, sich politisch zu engagieren. „Mich stört, dass Vieles falsch läuft. Und es werden heute Entscheidungen gefällt, die uns junge Leute morgen betreffen.“Für die Freien Wähler habe er sich entschieden, weil dort „Politik mit gesundem Menschenverstand“ gemacht werde. In der Wählergruppierung seien viele verschiedene Berufe vertreten, die für eine „breitgefächerte Expertise“ bürgten und durch die Erfahrungen in der Kommunalpolitik stünden sie für eine Politik von unten nach oben.

„Wir dürfen das Rentenniveau nicht weiter senken.“Manuel Werthner, Bundestagskandidat der Freien Wähler

„Ich weiß, Energiepolitik ist ein ausgelutschtes Thema“, gibt Manuel Werthner zu, als er die Themenbereiche aufzählt, für die er eintreten will. Aber wenn Kohlestrom aus rotgeführten Bundesländern über eine Stromtrasse in den Süden des Landes geleitet werde, habe das wenig mit einer Energiewende zu tun. Man müsse mehr in die Entwicklung von Speichermedien investieren und den Einsatz der Brennstoffzelle als alternativen Antrieb für Fahrzeuge vorantreiben. „Das ist ein sicheres System“, verweist er auf die USA und man könne auf das bestehende Tankstellennetz aufbauen.

Der Abbau von Bürokratie – beispielsweise beim Mindestlohn – steht genauso auf seiner Agenda wie ein Steuermodell, das die Unternehmen zwingt, dort Steuern zu zahlen, wo die Gewinne anfallen. Mehr Transparenz beim Einsatz von Finanzen, einen „gläsernen Staat“ fordert er ebenso.

Nur eine Frage aus dem Publikum

Welche Position er zum Thema Rente vertrete, fragt ihn ein Zuhörer. „Wir dürfen das Rentenniveau nicht weiter absenken“, lautet die Antwort. Im Gegenteil: Um Altersarmut gerade bei Frauen entgegenzuwirken, müssten diese mehr Erziehungs- und Pflegezeiten anrechnen dürfen. Im Übrigen sieht er den Staat in der Pflicht, mithilfe von Steuergeldern die Rentenlücken zu stopfen, die entstehen, wenn künftig aufgrund von Automatisierung und Digitalisierung Arbeitsplätze wegfallen. Es gelte, auf die Auswirkungen der Industrie 4.0 zu reagieren. Das Geld könnte unter anderem aus den steigenden Einnahmen der Unternehmenssteuer stammen.

Das ist aber auch schon die einzige Frage, die der Bundestagskandidat zu beantworten hat. Nach einer kurzen Stellungnahme von OB Thumann zu seinen Kritikpunkten an der aktuellen Bundespolitik, setzt sich Werthner an einen der Biertische, um noch mit den Jungen Freien Wählern ins Gespräch zu kommen. „Es ist wichtig, dass er Antworten auf die großen Fragen wie Rente und Energiepolitik hat“, sagt Sebastian Schrafl.

Benedikt Heß gehört seit etwa fünf Jahren der Nachwuchsorganisation der FW an. „Man sieht, dass man selbst etwas bewegen kann“, sagt der 29-Jährige zu seiner Motivation, sich aktiv in der Politik zu betätigen.

Julia Strobl aus Lauterhofen ist seit der Bürgermeisterwahl in ihrem Wohnort politisch aktiv. Es sei nicht leicht, junge Leute für Politik zu begeistern, gibt die 31-Jährige zu. „Das geht vor allem über persönliche Beziehungen.“ Und die will Manuel Werthner auf dem Volksfest pflegen.

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