Angeln
In Norwegen Fang des Lebens gemacht

Thomas und Klaus Spitzner bezwangen einen fast zweieinhalb Meter langen und 176 Kilo schweren Heilbutt.

06.06.2017 | Stand 16.09.2023, 6:29 Uhr

Im Hafen von Storekorsnes bei Alta: Erschöpft, aber überglücklich und stolz präsentieren der Nittenauer Thomas Spitzner und sein Vater Klaus den fast zweieinhalb Meter großen Heilbutt, den sie nach eineinhalbstündigem Kampf bändigen konnten. Foto: Ellen Vekle

Thomas Spitzner hat als Sportfischer schon so manchen Erfolg verbucht. Doch was dem 39-Jährigen kürzlich während eines Urlaubs in Nord-Norwegen geglückt ist, übertraf selbst seine kühnsten Erwartungen. Zusammen mit seinem Vater Klaus (64) besiegte Spitzner einen 243 Zentimeter langen und 176 Kilo schweren Heilbutt! Eineinhalb Stunden dauerte der Kampf, und es gab mehrere Phasen, in denen Spitzner dachte, den Fisch nie zu Gesicht zu bekommen. Nun freut er sich über den „Fang seines Lebens“.

Spitzner gehört zwar dem Fischereiverein Nittenau an, ist aber kein Einheimischer. Erst 2012 zog der Elektroentwickler, der bei einer Regensburger Firma im Gewerbepark sein Brot verdient, in die Regentalstadt. Die Tatsache, dass hier der Angelsport traditionell einen hohen Stellenwert genießt, spielte bei der Standortsuche für sein neues Zuhause nur eine untergeordnete Rolle, kam Spitzner aber trotzdem sehr entgegen, denn Fischen ist seit seinem fünften Lebensjahr seine große Leidenschaft.

3200 Kilometer lange Reise

Der 39-Jährige stammt aus der rund 4500 Einwohner zählenden Gemeinde Schönheide im Erzgebirge. Dort trat er als Kind in den Angelsportverein ein und warf an den verschiedensten Gewässern im Raum Sachsen, häufig größeren Talsperren, seine Rute aus. Wie bei vielen, die diesem Hobby verfallen sind, war es auch bei Spitzner nur eine Frage der Zeit, wann er auch einmal Interesse an einem Anglerurlaub in Skandinavien haben würde. Die Reise, die er heuer im Mai zusammen mit seinem Vater buchte, war bereits die vierte nach Norwegen. So weit wie diesmal war sie aber noch nie gegangen. Der Zielort lag oberhalb des Polarkreises bei Hammerfest, also rund 3200 Kilometer von Nittenau entfernt.

Vor Ort bezogen die Spitzners am Meer ein Ferienhaus, zu dem ein 26 Fuß langes Boot gehörte. Mit demselben sollte es regelmäßig hinaus auf See gehen. An dem Tag, als Thomas Spitzner denRiesenheilbuttfangen sollte, war es stürmisch und damit von den Rahmenbedingungen her alles andere als ideal. Bei Einheimischen erkundigten sie sich, wo es ein geschützteres Gebiet geben würde.

Fisch hielt mächtig dagegen

Maximal 300 Meter vom Ufer entfernt warf Thomas Spitzner schließlich seine Angel mit Naturköder aus, und es sollte nicht zu lange dauern, bis er merkte, dass ein Fisch angebissen hatte. „Aber ich konnte ihn höchsten einen halben Meter ziehen. Dann ging gar nichts mehr“, berichtet Spitzner. Sollte sich der Haken irgendwo zwischen Felsen verklemmt haben?

Dann stand aber doch fest, dass der erste Eindruck kein Irrtum gewesen war. Es begannen 90 Minuten, die von der Dramaturgie her auch jedem besseren Fußballfinale alle Ehre gemacht hätten. Beim Drillen musste Spitzner sein ganzes Können aufbieten. Nicht nur Fingerspitzengefühl und Erfahrung waren gefragt, sondern auch volle Konzentration und körperlicher Einsatz. Ohne die Unterstützung seines Vaters hätte sich der 39-Jährige vermutlich geschlagen geben müssen.

Der Heilbutt versuchte mit großer Ausdauer und viel Kraft, Reißaus zu nehmen. Zwischendurch hatte Thomas Spitzner den Eindruck, dass seine 500 Meter lange Schnur nicht reichen oder der Haken nicht herhalten würde. Der Fisch kam nur langsam nach oben. Etwa bei der Halbzeit hatte der Petrijünger die Hoffnung schon fast aufgegeben – doch dann wendete sich das Blatt endgültig zu seinen Gunsten. Mit vereinten Kräften konnte der Butt neben dem Boot fixiert werden. Nun war endgültig klar, welch außergewöhnliches Tier hier gefangen worden war. 40, 50 Jahre alt mochte der Butt gewesen sein, und angesichts seiner Größe stellte sich für die Spitzners durchaus die Frage, ob sie ihn nicht doch wieder frei lassen sollten. Respekt vor der Kreatur paarte sich mit der simplen Frage: „Was fangen wir mit so viel Fleisch an?“

Letztlich entschieden sich die Angelsportfreunde dafür, den Butt durch einen gezielten Stich zu erlösen. Beim Entfernen des Bleikopfhakens hätte es zu große Probleme gegeben. Sehr wahrscheinlich wäre der Fisch auch in wiedergewonnener Freiheit bald verendet.

Zurück im Hafen von Storekorsnes (bei Alta), gab es ein großes Hallo. Anwohner und Spitzners Vermieter waren ob des Riesenfangs der Männer aus Deutschland ganz aus dem Häuschen. Umgehend wurde die lokale Presse informiert, um dann zu beschließen, den Butt zunächst einen Tag bei zwei/drei Grad Celsius aushängen zu lassen; später sollte er in ein- bis zwei Kilo große Stücke filetiert werden. Im Hafen gab es natürlich entsprechende Kühlmöglichkeiten. Einen Teil ihres Fangs konnten die Spitzners schließlich mit nach Hause nehmen, die größere Hälfte aber blieb zurück in Norwegen und wurde unter Angelfreunden verteilt, denen bisher noch kein so großer Fang gelungen ist. Trotz seines hohen Alters soll der Butt übrigens noch recht schmackhaft sein.

PETA klagt gegen Angelsportler

Die Nachricht vom ungewöhnlichen Anglerglück der Spitzners kollidiert mit aktuellem Protest der Tierschutzorganisation PETA, die es grundsätzlich infrage stellt, ob man Kinder und Jugendliche für die Fischerei begeistern sollte. Als besonders verwerflich wird ferner wettbewerbsmäßiges Fischen an den Pranger gestellt. Auch Fische verspürten schließlich Schmerz, und es sei ein Unding, Fische „nur aus Spaß“ zu fangen und zu töten, lautet die Argumentation. Konkret hat PETA jetzt gegen 59 Mitglieder des Angelsportvereins Stephansposching Anzeige erstattet. Sie sollen beim traditionellen Anfischen gegen das Tierschutzgesetz verstoßen haben. (Im BR-Magazin „quer“ war dazu am 1. Juni ein Bericht zu sehen).

Thomas Spitzner wird immer wieder mit solchen Meinungen konfrontiert. Dass er sie nicht teilt, dürfte nicht verwundern. Er verweist auf die Jahrtausende lange Tradition des Fischfangs, ohne den es vielen Völkern nicht geglückt wäre, sich über Wasser zu halten. Der Angelsport sei, daran anknüpfend, ein völlig natürliches Bestreben des Menschen.

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