Selbstständig
Jung-Unternehmerin bangt um Existenz

Vertrauen könnte einer 25-Jährigen aus Neustadt zum Verhängnis werden. Sie sucht für sich und ihrer Pferde eine Unterkunft.

16.04.2016 | Stand 16.09.2023, 6:46 Uhr
Reittherapie und Reitunterricht bietet Lisa Steininger an. In Umbertshausen hatte sie eine Heimat für sich und ihre Tiere gefunden. −Foto: Steininger

Alles schien für Lisa Steininger bis vor kurzem klar zu sein. Ihre Zukunft, dachte sie, würde ein Zentrum für Reittherapie werden. Dafür hatte die 25-Jährige im beschaulichen Umbertshausen eine Wiese gepachtet, einen Stall gebaut und sechs Pferde untergestellt. Zwei Jahre lang ging alles gut. Der Himmel hing für die junge Frau, die Reittherapeutin ist und auch als Erzieherin im Cabrini-Zentrum Offenstetten arbeitet, voller Geigen. Dann flatterte ihr völlig unerwartet ein Brief der Verpächter ins Haus.

Lisa Steininger wunderte sich noch, immerhin wohnt man nebeneinander. Die 25-Jährige riss den Brief auf und konnte kaum glauben, was darin stand. Es war die Kündigung des Pachtverhältnisse. „Ein halbes Jahr noch, dann muss ich raus“, sagt die junge Frau. Damit hatte die 25-Jährige nicht gerechnet.

Gutes Verhältnis

„Wir hatten so ein gutes Verhältnis zu den Besitzern der Wiese“, sagt sie und ärgert sich heute. Im Vertrauen auf die gute Nachbarschaft hatte Lisa Steininger übersehen, dass sie keinen schriftlichen Vertrag für das Grundstück hatte. Alles war mündlich geregelt worden. Im Vertrauen auf den guten Kontakt zu den Eigentümern hatte sie auch noch 10 000 Euro – viel Geld für die junge Frau – investiert und einen Stall auf der Wiese errichtet. Und jetzt dieser Brief vom Rechtsanwalt der Verpächter. „Der Brief kam wie aus dem Nichts. Entgegen aller Versprechungen“, sagt der Freund der jungen Frau,

Lisa Steininger versuchte, mit den Nachbarn und Eigentümer zu reden. „Vergebens“, sagt sie. Auch unsere Zeitung versuchte es, doch genauso vergeblich. „Kein Kommentar“, hieß es am Telefon.

Angeblich, so heißt es in dem Schreiben, habe die junge Frau mehr Pferde als vereinbart in dem Stall untergestellt. „Ausgemacht war gar nichts“, sagt die 25-Jährige. „Ursprünglich bin ich mit vier Pferden gekommen.“ Weil die nicht reichten, habe sie die Eigentümer informiert, dass sie „vergrößern“ würde. Deshalb standen schließlich sechs Pferde im Stall. In den Reiterferien im Herbst seien es sogar sieben Pferde gewesen, danach aber wieder sechs. Der Rechtsanwalt der Verpächter argumentiert in seinem Schreiben, abgesprochen seien lediglich drei Pferde und ein Pony gewesen, weshalb er in Anbetracht von bis zu sieben Pferden von einer vertragswidrigen Nutzung spricht.

Nicht schriftlich

Lisa Steininger weiß, dass sie kaum eine Chance hat, sich gegen die Kündigung zu wehren. Sie weiß, dass es ein Fehler war, den Vertrag nicht schriftlich zu fassen. Das erschwert für sie die Beweislage. Die 25-Jährige macht sich deshalb Vorwürfe. „Aber wer rechnet denn mit so was“, sagt sie. „Alles lief zunächst so gut.“ Wenn es nicht so gewesen wäre, beteuert sie, hätte sie doch nicht noch den Stall gebaut.

Lisa Steininger hofft, dass es weitergeht und sie noch einmal mit einem „blauen Auge“ davonkommt. Deshalb sucht sie jetzt nach einem neuen Domizil. „Wir suchen ein adäquates Zuhause, wo wir auch wohnen könnten“, erklärt ihr Freund. Und die 25-Jährige sagt: „Ich möchte meine Arbeit mit dem Therapiehof fortsetzen können. Wir versuchen Kindern und Jugendlichen zu helfen, die zum Beispiel an geistigen Behinderungen, Epilepsie oder Lernschwächen leiden. Auch Kinder mit ADS und ADHS sind darunter.“ Die erste Kontaktaufnahme zwischen der Therapeutin und den Probanden erfolgt über die Tiere. „Wir sind viel in der Natur unterwegs. Deshalb hatte es uns bisher auch so gut in Umbertshausen gefallen.“ Daneben, sagt Lisa Steininger, gibt es auch noch die Reitschüler, die sie betreut.

Um die Arbeit fortsetzen zu können, sucht die Therapeutin einen Hof mit Wohnhaus und Stallungen oder ein Haus mit Scheune und weitläufigen Wiesen. „Wir möchten in einem Umkreis von 20 Kilometern rund um Neustadt bleiben.“