Weggang
Jurist mit der Violine verlässt Neumarkt

27 Jahre lang war Dr. Gerhard Pfohl Sozialreferent im Landkreis Neumarkt. Hier war er aber nicht nur als Verwaltungsfachmann bekannt.

17.01.2017 | Stand 16.09.2023, 6:26 Uhr
Dr. Gerhard Pfohl studierte einst an der Musikhochschule das Fach Violine, bevor er Jura studierte. −Foto: Veronika Pfohl

„Das reißt nicht ab. Dafür war die Zeit zu lange“, sagt Dr. Gerhard Pfohl über seine Verbindung zu Neumarkt. Und wahrlich, es war eine lange Zeit, die der 59-Jährige in Neumarkt gearbeitet hat. 27 Jahre lang war Pfohl Sozialreferent im Landkreis – und damit der dienstälteste in ganz Bayern, wie er sagt. Anfang Februar wird Pfohl nun nach Ansbach an das Verwaltungsgericht als Richter wechseln. Ein Berufsziel, dass er schon immer gehabt habe, wie Pfohl erklärt.

„Aber das heißt nicht, dass ich die Jahre in Neumarkt missen möchte“, sagt Pfohl. Vielmehr freue er sich nun, seine vielfältigen in Neumarkt gesammelten Erfahrungen aus der Praxis auf der Seite der Gerichtsbarkeit einbringen zu können. „Das wird richtig viel Spaß machen.“

Jurist statt Profi-Musiker

An seiner langen Dienstzeit in Neumarkt allein kann es nicht gelegen haben, dass Pfohl für einen Sozialreferenten – eine Juristenspezies, die gemeinhin eher im Hintergrund ihren wichtigen Aufgaben nachgeht – einer größeren Öffentlichkeit ein Begriff war. Womöglich ist es die ungewohnte Kombination aus Verwaltungsbeamten und anerkannt hochklassigem Violinisten, die dazu führte. Immer wieder schien Pfohl mit seinem Violinspiel in den Medien auf.

Denn eigentlich hätte Pfohl Profi-Musiker werden sollen, doch letztlich schlug er die Juristenkarriere ein. Traurig sei er deswegen nicht, sagt er. Nicht nur, weil er sich mit seiner Arbeit in Neumarkt immer erfüllt gefühlt habe. Der Beruf eines Profi-Musikers sei hart – auch für die Gesundheit seiner ehemaligen Studienkollegen an der Musikhochschule Nürnberg. „Die haben heute nicht selten Arthrose in den Fingern“, sagt Pfohl, der sein geliebtes Violinspiel privat professionell mit CD-Aufnahmen und Konzerten kultiviert.

Eines davon war traditionsgemäß die Weihnachtsfeier am Landratsamt. Landrat Willibald Gailler stellte erst jüngst mit Bedauern fest: „Wir werden Ihr Violinenspiel bei den Weihnachtsfeiern des Landratsamtes vermissen“. Doch da muss sich Gailler keine Sorgen machen, Pfohl erklärte spontan, er werde auch weiterhin gerne für seine ehemaligen Kollegen spielen.

Die langjährige Arbeit in Neumarkt habe Freundschaften entstehen lassen, die bleiben, sagt der gebürtige Nürnberger. Schon deshalb werde er Neumarkt auch weiterhin erhalten bleiben. Aber auch ehrenamtlich mit seinem Wissen will Pfohl sich weiter für den Landkreis einbringen. „Das ist mit dem Landrat so abgesprochen“, sagt er über seine Tätigkeit als stellvertretender Vorsitzender des Planungsausschusses Psychiatrie des Bezirks Oberpfalz, die er ehrenamtlich fortführen wird.

Seine hauptberufliche Tätigkeit in den vergangenen Jahrzehnten hat ihn im Landkreis stark vernetzt, auch weil seine Aufgaben als Sozialreferent sehr vielschichtig waren und nicht selten über das hinausgingen, was man dieser Funktion zuordnen würde.

So war Pfohl beispielsweise von 2008 bis 2011 Leiter des Studienzentrums Neumarkt der Hochschule für Musik in Nürnberg. Und auch 2008 bei der Einrichtung eines Studienganges Gesundheitsökonomie der Technischen Hochschule Nürnberg in Neumarkt spielte der Name Gerhard Pfohl eine Rolle, der übrigens selbst viele Jahre als Dozent an der Georg-Simon-Ohm-Hochschule tätig war.

Am Studiengang ist auch das Klinikum unterstützend beteiligt, was den 59-Jährigen zu dem Ereignis seiner Zeit in Neumarkt bringt, dass bei ihm besonders im Gedächtnis haften bleiben wird. Die Hochstufung des Klinikums von einem Krankenhaus der Grundversorgungsstufe hin zu einem Haus mit überörtlichen Schwerpunktaufgaben. Oder um es banaler ausdrücken: es gibt mehr Geld für eine umfangreichere Versorgung.

Flüchtlinge waren zentrales Thema

„Ich wollte das unbedingt schaffen“, erinnert sich Pfohl an die harte Überzeugungsarbeit, die er und Mitstreiter dafür zu leisten hatten. „Heute ist das Klinikum ein Standortfaktor“, ist er auch ein wenig stolz. Einer jener Standortfaktoren, die den Landkreis Neumarkt zu einer attraktiven Region machen. Ein weiterer ist die geringe Arbeitslosenquote, woran auch Pfohl als Sozialreferent und Verantwortlicher für das Jobcenter (Hartz IV) seinen seinen Anteil hat.

Die letzten Jahre in Neumarkt war die Arbeit von Pfohl durch den Flüchtlingszustrom geprägt. „Das war eine extreme Herausforderung.“ Bei der der Landkreis einen anderen Weg ging als manch anderer. Einen erfolgreichen, wie Pfohl über densogenannten „Neumarkter Weg“sagt. Die Unterbringung der Flüchtlinge in kleinen, dezentralen Unterkünften unter professionellen und auch wirtschaftlich arbeitenden Betreibern habe deren soziale Integration besser gefördert als so manche Großunterkunft. Die Herausforderung der Integration bleibt. „Ich sehe gute Voraussetzungen“, sagt der scheidende Sozialreferent. „Weil wir gute Mitarbeiter und gute Ehrenamtliche haben.“

Wie es in Neumarkt weitergeht, wird Pfohl künftig aus Ansbach, mitunter auch aktiv, verfolgen. Neumarkt wird er verbunden bleiben, allein schon wegen des Reitstadels und dessen hervorragender Akustik, in der der Violinist Pfohl schon Alben aufgenommen hat.