Eishockey
Keine Eisfläche: Neumarkt Eagles machen sich Sorgen

23.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:34 Uhr
Die Herren der Neumarkt Eagles spielen diese Saison wieder in der DNHL im Ligabetrieb. −Foto: Fotos: Dominik Wastl

Um Energie zu sparen, verzichtet die Stadt Neumarkt heuer auf die Eisfläche am Volksfestplatz. Das bereitet den Neumarkt Eagles große Sorgen.

Seit nunmehr zwei Jahren gibt es so gut wie nichts mehr von Wettbewerbsspielen der Neumarkt Eagles in der DNHL zu berichten. Der Grund: Corona.

Das Virus hatte der Saison 20/21 ein jähes Ende gesetzt. Das Spieljahr 21/22 startete hingegen noch voller Hoffnung. Die Adler konnten auf fremden Eis in den Trainingsbetrieb einsteigen und beim ersten Auswärtsspiel einen Sieg einfahren. Doch auch dann sollte es für die Neumarkter wieder hart kommen. Während die Liga in anderen Stadien und Arenen mehr oder weniger normal stattfinden konnte, fehlte den Kufencracks das heimische Eis und damit die Grundlage für die Teilnahme am Ligabetrieb.

Im Verein wundert man sich darüber. Denn das fehlende Dach der offenen Eisfläche am Volksfestplatz oft ein wettertechnischer Nachteil, hätte für ein Hygienekonzept doch einige Erleichterungen im Vergleich zu den geschlossenen Stadien bringen können.

Nun steht die dritte Saison an, seit Corona auf der Bildfläche erschienen ist. Mit einkehrender Normalität hoffen die Roten endlich wieder eine reguläre Saison in der DNHL 4 zu bestreiten. „Natürlich fiebern wir alle den kommenden Spielen entgegen“, erklärt Vorsitzender Thomas Humpmayer. „Zwei Jahre ohne nennenswerte Eiszeiten ist einfach zu lang. Darum haben wir auch wieder eine Herrenmannschaft in der Liga gemeldet und befinden uns bereits in der Vorbereitung. Vergangenes Wochenende ging es dafür zwei Tage nach Amberg in die Eishalle.“

Um die Dynamik in den Reihen und die Routine im Spiel wieder zu finden, reisen die Neumarkter zudem bereits am ersten Oktoberwochenende ins nächste Trainingslager nach Füssen.

Doch auch das dritte Jahr steht unter einem schlechten Stern. Die aktuelle Energiedebatte identifiziert auch die Freieisfläche als Energiefresser. Und da ist sie wieder, die Unsicherheit für die bevorstehende Saison.

„Während die Herren notfalls ins Auto steigen können, um unserer Leidenschaft Eishockey nachzugehen, können das unsere Young Eagles nicht“, erläutert Jugendtrainer Viktor Scheermann. Dabei ist es nicht nur die Entfernung, die den Kindern ihr Hobby erschwert. „In fremden Stadien wie Amberg, Regensburg oder Nürnberg bekommen wir kein regelmäßiges Eis zu vernünftigen Zeiten, denn die sind verständlicherweise den Heimteams vorbehalten. Unseren Schülern können wir nicht zumuten erst ab 22 Uhr aufs Eis zu gehen.“

Vergangenes Jahr konnten die rund 50 Kinder aus dem „Adlerhorst“ nur in den Weihnachtsferien zusammen auf die Kufen. Thomas Humpmayer erklärt: „Unser letztjähriges Weihnachtsferienprogramm in Amberg wurde zwar mit Freude angenommen, kann aber eine Saison auf heimischen Eis keinesfalls kompensieren. Dabei ist das regelmäßige Training im jungen Alter extrem wichtig.“

Das regelmäßige Training dient den Kindern nicht nur als reiner Zeitvertreib in den kalten Monaten, sondern führt junge Talente in die Bahnen des Profisports. Obwohl es (noch) keinen regulären Spielbetrieb für die Youngsters in Neumarkt gibt, dient die Eagles Jugend als Zubringer zum Sport und Sprungbrett in den Ligabetrieb.

Der Werdegang des 17-jährigen Linus Brandl aus Postbauer-Heng (unsere Zeitung berichtete exklusiv) ist eine dieser Erfolgsgeschichten. Jetzt aktiv bei den Jungadler Mannheim und in der Junioren-Nationalmannschaft kam er durch die Eagles zum Eishockey. Beim Training auf der Freieisfläche erkannte Coach Scheermann sein Talent und brachte ihn zur Jugend des EHC Nürnberg, die ebenfalls vom Neumarkter trainiert wird. Von dort ging es steil bergauf und er wird bereits bei NHL-Scouts beobachtet.

Das ist aber keineswegs ein Einzelfall. Finley Wächter (15) findet ebenfalls den Weg zum Profisport mit Startpunkt Young Eagles. Wie Luis Brandl setzte er den nächsten Schritt beim EHC Nürnberg. Mit der gewonnen Meisterschaft ging es schließlich ins Sportinternat der Kölner Haie und gleichzeitig in die U15 Nationalmannschaft.

Paul Möller breitet ebenfalls seine jungen Flügel aus. Zuerst beim EHC Nürnberg zieht er künftig seine Kreise beim EV Regensburg.

Diese Beispiele zeigen, dass die engagierte Nachwuchsarbeit über die vielen Jahre Früchte getragen hat. Umso mehr schmerzt es die Verantwortlichen, dass diese Mühen langsam, aber sicher im Sand verlaufen könnten. Denn bei einem weiteren Winter ohne heimisches Eis besteht die Gefahr, dass noch mehr der Neumarkter Jungadler auf die Vereine im Umkreis ausweichen, die weiter trainieren können.