Musical- und Theaterverein Neumarkt
Kleiner Prinz, große Emotionen: Literarischer Welterfolg neu interpretiert

21.04.2023 | Stand 15.09.2023, 0:28 Uhr
Lothar Röhrl
Eine Spielszene mit dem zart-besaiteten „Kleinen Prinzen“ (ganz links Magdalena Olbrich) und dem raffgierigen Geschäftsmann (ganz rechts Manfred Winter) −Foto: Lothar Röhrl

„M.u.T.“ wie Musik und Tanz, oder wie Missfallen und Trauer, oder wie Mut und Trotz – und vor allem wie Musical- und Theaterverein Neumarkt. Diese vier Mal „M.u.T.“ erwartet, wer sich ab Samstag bis einschließlich 1. Mai einen von insgesamt sechs Terminen für einen Besuch der neuen Produktion dieses Vereins im Turnerheim aussuchen möchte.

Mit„Ein kleiner Prinz“ ist ein 100-minütiges Paradewerkeigenständiger Musiktheater-Kunst gelungen. Es entstand aber auch eine ernstzunehmende Anklage gegen alles, was ebenso wie im Neumarkter Stadtbild Vorfahrt für Ökonomie vor der Ökologie bekommen hat. Was den Besucher an Thematik erwartet, zeigt das Bild auf dem Titelbild des Besetzungszettels. Darauf ist ein auf einer Abraumhalde stehender Bagger zu sehen. Dessen Schaufel greift nach einer roten Rose. Sie scheint sich trotzig zur Abwehr des allerdings unvermeidlichen Schicksals entschlossen zu haben.

„Ein kleiner Prinz“ hatte am Donnerstag Vorpremiere in Neumarkt

Solche Emotionen sind der rote Faden in der Handlung. Das Theaterstück dazu hatte am Donnerstag Vorpremiere. Auf den Plätzen für extra eingeladene Zuschauer hatte auch unsere Zeitung Platz nehmen dürfen.

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Für diese Produktion zeichnen einerseits Texter Franz X. Müller und Komponist Max J. Gmelch zusammen mit rund 20 Mitwirkenden des Musical-Ensembles verantwortlich. Andererseits leistet die Crew von unverzichtbaren, hinter der Bühne tätigen Kräften einen wichtigen Beitrag dazu, dass dieses Stück endlich vor Publikum gezeigt werden kann. Denn wegen Corona hatte die Proben-Phase drei Jahre gedauert. Schuld daran waren lange Zwangspausen.

Das Regie-Team Franz X. Müller/Anja König hat sich für die kleine „Guckkasten-Bühne“ des Saals im Turnerheim zwei fabelhafte Kniffe einfallen lassen, um auf der Bühne für mehr Tiefe zu sorgen. Das garantiert zum einen eine große Leinwand. Sie bildet den Hintergrund der Spielfläche. Auf ihr werden unbewegte Bilder von Landschaften in der Totalen gezeigt. Abwechselnd dazu werden bewegte Bilder aus Film-Coulagen abgespielt. Der andere Kniff ist das zweistufige Podest vor der Bühne.

Kleiner Prinz: Neumarkter Theater stellt Bezug zur Gegenwart her

Schon allein der Austausch des Artikels „Der“ gegen „Ein“ im Namen des Stücks deutet daraufhin, dass dieses M.u.T.-Projekt keine auf eine Theaterbühne gebrachte Wiedergabe der unvergleichlichen Erzählung von Antoine de Saint-Exupéry sein sollte und wollte. Die tragenden Elemente der Erzählung kommen zwar vor. Wichtiger scheint der Neumarkter Theatervision der Bezug zur Gegenwart.

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Ein eingeblendetes Hintergrund-Bild zeigt, wie es derzeit auf mehreren Baustellen in und um Neumarkt herum aussieht. Wo vorher Wiesen und Äcker waren, türmen sich Abraumhalden oder es stehen schon Häuser im Rohbau.

Alle, die das freut, kamen sehr plakativ und satirisch überzeichnet in der Handlung vor: Geschäftsleute, die mit der Zerstörung von Natur ihren Profit mehren. Einer davon ist am Donnerstag betont-fies von Manfred Winter gespielt worden.

Fünf weitere Aufführung nach Premiere am 22. April geplant

Wie bei Winter sind auch mehrere andere Rollen doppelt besetzt worden. So auch die der Titelfigur „Kleiner Prinz“. Bei der Vorpremiere hat Magdalena Olbrich diesen feinsinnig wirkenden Charakter trefflich gespielt. Ähnliches dürfte Marlene Wolf gelingen, die in anderen Aufführungen die Titelrolle ausfüllt.

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Dieses Theater- ist auch ein Tanz-Erlebnis. Die vier Tänzerinnen der Vorpremiere bestachen mit ihrer synchronischen Choreographie. Dies gereichte ihren Choreographen Sabrina Fuchs und Michael König zur Ehre.

Aufführungen nach der Premiere am Samstagabend sind am 23. April und 1. Mai jeweils um 15.30 Uhr; dazwischen am 28., 29. und 30. April um jeweils 19.30 Uhr.