„Krischperl“

10.01.2012 | Stand 10.01.2012, 15:21 Uhr

Geh auf d’Seiten, Krischperl, sonst derdatsch ich dich und ken’s (merk es) gar nicht.“ Das ist eine Beleidigung und Beschimpfung und erfüllt wohl mehrere Tatbestände des Strafgesetzbuches. Mit Krischperl, einem sehr lebendigen Schimpfwort, betitelt man einen dürren, schwächlichen, oft kränklichen Menschen. Es gibt Wörterbuchschreiber, die versuchen erst gar nicht, das Krischperl zu erklären, und recht haben sie. Man könnte die halbe Zeitung vollschreiben und wäre doch nicht klüger. Es gibt einen Heiligen Crispinus, angeblich Patron der dürren und arg verspotteten Schneider, sieht man genauer hin, ist es eigentlich der Patron der Schuster. Es gibt einen Anknüpfungspunkt bei krausen Haaren, so erklärt es indirekt Schmeller. Grüner bringt ihn in Verbindung mit einer zeitweise sehr populären Theaterfigur, sogar bei Lessing kommt einer vor. Aber irgendwie hat man bei jeder Erklärung das Gefühl und das vage Wissen, es stimme nicht. Eine kluge und weise Frau hat mir mal eine Erklärung gegeben, und als Hommage an sie soll sie hier stehen, schlechter als die anderen ist sie auch nicht. Es gibt seltsame Heiligennamen, die die Eltern meiden, dafür müssen dann Mönche und Nonnen herhalten und früher uneheliche Kinder. Damit diese Heiligen auch zu ihrem Namensrecht kamen, wurden die unehelichen Kinder auf den Heiligen getauft, auf den ihr Geburtstag traf. Namenstag für Crispinus ist der 25. Oktober, und da konnte es ziemlich kalt sein. Kinder der Liebe, vielleicht die Frucht einer fröhlichen Faschingsnacht, wurden gerne vernachlässigt. War so ein kleines Wesen zäh, hielt es den Herbst und Winter aus, wenn nicht, dann war’s halt ein Krischperl und wurde nicht alt.