Alter Bauhof
Kritik an Wohnmobil-Stellplätzen – Neumarkter Stadträte tadeln Nutzung des „Filetgrundstücks“

11.03.2023 | Stand 15.09.2023, 1:13 Uhr
Das Areal des ehemaligen Bauhofs in Neumarkt: nach Ansicht der Kritiker zu schade für Wohnmobil-Stellplätze −Foto: Wiedamann

Auf dem Gelände des ehemaligen Neumarkter Bauhofs sollen nach Willen der Stadt Wohnmobil-Stellplätze entstehen. Zu schade für dieses Filetgrundstück, urteilen Kritiker. Mehrere Kommunalpolitiker sehen den Stadtrat übergangen.

Die Ankündigung von Oberbürgermeister Thomas Thumann, auf dem Areal des ehemaligen Bauhofs in der Dreichlingerstraße Stellplätze für Wohnmobile errichten zu wollen, rief mehrere Kritiker auf den Plan. Dieter Ries von der Freien Liste Zukunft (FLitZ) ärgert sich unter anderem darüber, dass die Nutzung der in mehreren Stadtratssitzungen als „Filetgrundstück“ bezeichneten Fläche nun ohne Stadtratsvotum festgelegt wurde.

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Das Gelände sei für diese Nutzung überhaupt nicht im Gespräch gewesen, sagt Ries. „Dieser Ort wird im ursprünglichen Antrag nicht genannt“, bestätigt Marco Winkler, Kreisvorsitzender der Neumarkter Linken, der die Standortwahl als grotesk kritisiert.

„Ein Armutszeugnis“

„Der damalige Antrag wurde viel zu allgemein geschrieben. Effektiv war das ein Freifahrtschein für den OB, um sich irgendein Grundstück auszusuchen ohne im Anschluss daran im Stadtrat noch einmal die Kosten und den Ort zu präsentieren“, betont Stadtrat Philipp Schmidt in der mit „Unsoziale Platzverschwendung“ überschriebenen Stellungnahme der Linken. „Im Sinne der politischen Willensbildung ist das ein Armutszeugnis.“

Oberbürgermeister allein zuständig

Eine erneute Befassung des Stadtrats sei nicht erforderlich gewesen, „da der Beschluss des Stadtrates eindeutig war und die Umsetzung in einem Kostenbereich erfolgt, der in der alleinigen Zuständigkeit des Oberbürgermeisters liegt“, wehrt sich OB Thumann unserer Zeitung gegenüber gegen die Vorwürfe. Er sei der Meinung, „dass dieses Areal ‚Alter Bauhof‘ eine besondere Lage besitzt, und wir uns nach wie vor dort auf lange Sicht eine entsprechend sinnvolle und ansprechende Bebauung wünschen“. Beim Pressetermin habe er gesagt, dass es sich bei der Teilnutzung als Wohnmobilstellplatz um eine Interimslösung handele, „mit der wir uns für die Zukunft dieses Filetgrundstücks nichts verbauen“.

Mehr Energie in den Wohnungsbau in Neumarkt

Nach Ansicht von Ries sollte der OB mehr Energie in den Bau günstiger Wohnungen investieren – unabhängig von diesem Grundstück. „Er lässt den Wohnungsbau schleifen“, sagt Ries. Winkler kann sich eine Nutzung des früheren Bauhofareals für soziale Zwecke wie günstige Wohnungen sehr wohl vorstellen.

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Was Winkler besonders ärgert, ist die Ankündigung, dass für die Wohnmobil-Touristen kostenloses WLAN eingerichtet wird. In den Obdachlosenunterkünften gebe es kein kostenloses WLAN und wurde laut Winkler sogar die Einrichtung bei Kostenübernahme durch die Bewohner abgelehnt. „Eine Frechheit“, sagt Winkler. „Diese Leute brauchen das, um beispielsweise den Wiedereinstieg ins Berufsleben zu schaffen.“ Das zeige wieder einmal, wie gerne die Stadtführung Menschen nach ihrer finanziellen Wertigkeit unterteile.

Weder Ries noch die Stadträte der Linken hatten bis Freitag Mittag Reaktionen der Stadt auf ihre Schreiben erhalten.