Einsatz
Lauterhofener packt in Peru an

Erwin Ibler aus dem Landkreis Neumarkt ist gelernter Maurer. Seit 2001 unterstützt er ein Hilfsprojekt in Südamerika.

20.01.2020 | Stand 16.09.2023, 5:16 Uhr
Christine Riel-Sommer

Die Besucher aus der Oberpfalz bekamen in Moro viele neue Einblicke und schlossen Freundschaften. Foto: Erwin Ibler

Lauterhofen Im Jahr 2001 änderte sich für den heute 71-jährigen Erwin Ibler durch die Bekanntschaft mit einem österreichischen Missionsverein so manches. Er fuhr erstmals nach Peru in den Ort Moro. Dieser liegt im Norden des Landes im Distrikt Ankasch. Dort sah Ibler die Armut der Menschen mit eigenen Augen und traf auf Schwester Rebecca, eine Nonne des Ordens der Vincentinerinnen. Schwester Rebecca engagiert sich seit inzwischen mehr als 30 Jahren in Peru. Erwin Ibler tut dies nun seit fast 20 Jahren aus ganzem Herzen. Heute – viele Besuche und Arbeitsstunden später – verbindet Schwester Rebecca und Erwin eine Freundschaft, die mit regem Austausch per E-Mail und Whats-App gepflegt wird. Die Nonne bezeichnet Erwin Ibler inzwischen schon als „mindestens halben Peruaner“.

Renovierung des Kirchendachs

Dies kommt nicht von ungefähr: Seit 2001 brennt Erwin Ibler für das Hilfsprojekt von Schwester Rebecca. Damals half er bei der Renovierung des Armenspeisehauses mit. Später unterstützte er die Renovierung des Kirchendaches sowie des Kindergartens und den Bau der Schweineställe, verlegte Estrich in der Grund- und Volksschule und betonierte das Getreidelager, um nur einige Aktionen zu nennen.

Immer dabei hatte er bei seinen Besuchen Spenden für die Einrichtung. Denn in dem Land mit einer der höchsten Müttersterblichkeitsraten Amerikas und einer Säuglingssterblichkeit von 17 bei 1000 Lebendgeborenen fehlte es einem Drittel der peruanischen Bevölkerung an fließendem Wasser. „Mich hat die Armut dort so mitgenommen“, erzählt Ibler und zeigt Bilder aus dem Ort und der Einrichtung. Als Ibler noch nicht in Rente war, sammelte er daher Urlaub an, um alle eineinhalb bis zwei Jahre für vier bis sechs Wochen nach Peru zu fliegen und dort zu helfen.

Einmal wurde seine Spende für eine Notoperation eines Kindes benötigt. Der Gedanke daran, dass er diesen misshandelten Jungen damals im Auftrag von Schwester Rebecca nach Lima zu einem Arzt fuhr, lässt bei ihm heute noch die Augen feucht werden. Glücklich erzählt Ibler, dass der Junge, der inzwischen wieder gesund ist, heute im Projekt mitarbeitet.

Heute leben in der Anlage, die Schwester Rebecca durch aktive Mithilfe diverser Menschen und Einrichtungen aufbaute, 90 Waisen- und hilfsbedürftige Kinder. Nach dem Motto „Hilfe zur Selbsthilfe“, arbeiten diese täglich einen halben Tag in der Landwirtschaft der Anlage. So finanzieren sie sich den Schulbesuch in der zweiten Hälfte des Tages und lernen, Verantwortung zu übernehmen. Die Arbeit verrichten Kinder und Mitarbeiter zum Beispiel im Schweinestall, im Kuhstall, auf dem Feld, in der Näherei oder der Marmeladenfabrik.

Schwester Rebecca ist der Motor der Gemeinschaft, die 180 Personen beschäftigt. Sie ist eine wahre Betriebsmanagerin und noch mehr: Um Geld für ihr Projekt einzunehmen, kocht sie bei Feierlichkeiten, macht Joghurt, brennt Schnaps, koordiniert die Erstellung von Kompost in der Anlage, sorgt für den Anbau und Verkauf von Kartoffeln, Mais, Mango, Papaya und Avocado und schläft abends im Waisenhaus der Jungen, damit dort auch nächtliche Ruhe einkehrt. Pragmatisch löst sie die Herausforderungen: Als ihr ein Neugeborenes vor die Tür gelegt wurde, adoptierte sie es mit Unterstützung des zuständigen Bischofs. Zudem wird sie bei Geburten gerufen, schlachtet Nutztiere wie Schweine und Meerschweinchen und kümmert sich um Lehrpersonal für die Schule.

Individuelle Briefe für Spender

Frauen gibt sie in der Näherei und Marmeladenfabrik die Möglichkeit, zu arbeiten. Kein Wunder, dass auf sie schon geschossen wurde – schließlich verändert sie nachhaltig die Situation an diesem Ort für die Armen und Waisen. Ihre Wertschätzung für Spenden drückt Schwester Rebecca jedem Spender mit einem eigens verfassten Schreiben aus. Davon hat Erwin Ibler viele in seinem Ordner abgeheftet.

„Die Dankbarkeit und Zufriedenheit auch mit kleinsten Dingen, die diese Leute haben, das ist bei uns verlorengegangen“, bedauert Ibler. Zum Beispiel würden in Moro bis heute viele Kinder Schuhe aus Autoreifen tragen. Erwin Iblers Ehefrau Rosi unterstützt das langjährige Engagement ihres Mannes, obwohl die Familie schon allein wegen der Abwesenheitszeiten von Erwin oft zurückstecken musste: „Dieses Projekt hält meinen Mann aufrecht und gibt ihm Kraft. Er hat dafür sogar Spanisch gelernt.“ Erwin ergänzt: „Schwester Rebecca sagte mal zu mir: Wenn es dir schlecht geht, denk daran, es gibt Leute, denen geht es noch viel schlechter.“