Bühnenprogramm
Live ist Musik doch am schönsten

Der Freitag bot die beste Musikmischung und Qualität, die es jemals beim Altstadtfest in Neumarkt gegeben hatte.

11.06.2016 | Stand 16.09.2023, 6:42 Uhr
Lothar Röhrl
So sieht ein sich an seinem Spiel berauschender Gitarrist aus: Andreas Fersch (Made in Texazz). −Foto: Fotos: Röhrl

Zum unvergesslichen Eindruck dieses Freitags beim diesjährigen Altstadtfest hat das von Wolfgang Fuchs zusammengestellte Musikprogramm beigetragen. Heuer gelang Fuchs das Kunststück, dass es keinen einzigen Beitrag gegeben hat, bei dem man sich leichten Herzens zum Gang zu einer anderen Bühne entschlossen hat.

Das war etwa bei den Teetotallers so. Schon allein wegen der Witze und Zoten, mit denen Uwe Zapala die Übergänge zwischen den Nummern gestaltete, bog sich das Publikum vor Vergnügen. Zur Wohlfühlatmosphäre bei diesem Auftritt trug auch bei, dass mehrere Kinder und ein mutiges Paar die kleine Tanzfläche vor der Bühne bevölkerte. Mit den bunten Tagblatt-Luftballons in der Hand ergab sich ein lebendiges Treiben auch vor der Bühne. Irische Traditionals, bei denen es schwer fällt, nicht im Takt mitzuklatschen, rundeten diese heitere Atmosphäre ab. Eine Wiederholung könnte es am 25. Juni geben, wenn diefünfköpfige, sehr authentisch klingende Gruppe beim Open-Air des G6 auftritt.

Eigentlich auch bestens zum Abtanzen geeignet ist die Musikära, welcher die sechs Herren und zwei Damen von „Just Like That“ bei jedem Auftritt ein Revival zelebrieren: Disco-Pop der 70er und zwischendurch ein paar Funk-Nummern, bei denen Basser Gerald Marx sein gutes Spiel und Gefühl zeigt. Ob kleiner Bläsersatz, zwei starke weibliche Stimmen oder die Rythmus-Abteilung aus Schlagzeug und Keyboard: Mit einer sehr soliden instrumentellen Grundkonzeption sind „Just Like That“ auf der Bühne an der Sparkasse aufgetreten. Schade nur, dass die beengten Verhältnisse davor eben ein Abtanzen schwierig machten. Daher der Vorschlag: „Just Like That“ auch einmal auf der Rathaus-Bühne. Da ist immer genug Platz für Disko-Fox und ähnliches, was man in einer Disco der 7oer seinem Körper an Verrenkungen auf der Tanzfläche zugemutet hatte.

Wer einmal wieder voll Lust auf beste Handwerkskunst an der Stromgitarre hatte, der wurde bei „Made in Texazz“ von Andreas Fersch bestens bedient. Was Fersch mit seiner einer Les Paul vom Klang her sehr stark ähnelnden „Edwards“ mit Kniffen und Drehs entlockte, war ein Ohrenschmaus für Fans von E-Gitarristen.

Samstag: „Kinder“ des Altstadtfestes und ein Altmeister

Es war 2013: Da sind drei junge Burschen kurzfristig für eine ausgefallene Band eingesprungen. Damals sind sie schon aufgefallen, weil sie sich ganz einer einzigen Musiklegende verschrieben haben, die schon ihre Väter verehrt haben: Crosby, Stills, Nash and Young. Und benannt hat sich die Band nach einem Titel der Folk-Rock-Spezialisten aus den Staaten: Nach „Treetop Flyer“. Am Samstag ist die auf fünf Mitglieder angewachsene Band schon zum dritten Mal bei diesem Fest aufgetreten. Und siehe da: Die Band hat gegenüber dem Auftritt im vergangenen Jahr mächtig an Qualität zugelegt.

Die schwierigste Klippe beim Covern von „CSN&N“-Hits, den mehrstimmigen Gesang, umschiffen Thomas Wittmann, Gerhard Schwarz, Matthias Frank, Dominik Lehmeier und Benedikt Schweiger mittlerweile unüberhörbar gereift. Das rundete das wohlige Gefühl ab, welches am Samstag am Unteren Markt beim Hören von Songs wie „Helpless“, „Alabama“ oder „Teach Your Children“ entstanden ist. Instrumentell gehören Leute wie Gerhard Schwarz (Vocals, Guitar, Pedal Steel, Harp), Matthias Frank (Vocals,Guitar) oder Benedikt Schweiger-(Vocals, Drums) gehören ohnehin zu den Besten ihres Fachs in der Neumarkter Szene.

Von „Kindern dieses Festes“ – viele Bands hatten hier tatsächlich ihren ersten Auftritt – zu einem Altmeister, der am Samstagabend mit seiner Kombo „Nightline“ auf der Bühne vor dem Rathaus zu hören war: Gerhard Keil. Der Mann aus dem Fürther Stadtteil Ronhof sieht mit seinen Koteletten nicht nur wie ein weißer James Brown aus, er hört sich auch an wie der „Godfather of Soul“ – etwa beim Hit „Feel good“. Doch damit nicht genug: Keil und seine beiden Mitstreiterinnen und acht Mitstreiter sind auch beim Covern von Standards aus dem Rock und Pop der 80er und 90er sowie bei Funk-Nummern eine Garantie für Lust am Tanzen. Dies wurde trotz des nassen Rathausplatzes denn auch fließig von Besuchern ausgeübt. Der Formation gelang es sogar, diese Fläche mit Tänzern gut zu füllen – was man bei den eher etwas zurückhaltenden Neumarktern als Riesenkompliment für diese Formation verstehen darf.

Natürlich schloss dieser Samstag wieder so ab, wie es für jedes Neumarkter Altstadtfest geziemend ist: Mit den „Converted“ am Unteren Markt. Ein paar Tage nach dem 49. Bandgeburtstag zeigten sich die fünf Herren in bester Spiellaune. Und das Volk vor der Bühne wollte von ihnen gar nicht genug bekommen. Der von ihnen gesungene Refrain von „Hey Jude“ begleitete die Band noch, als deren Roadies und die Mitglieders selbst zum Abbauen begonnen hatten.

Unter diesen waren auch die neuen „Converted“-Fans aus Mistelbach: Die Band „Letters for Lori“ zeigte zum dritten Mal bei diesem Fest, dass man die Neumarkter auch mit Eigenkompositionen begeistern kann. Zu 95 Prozent besteht deren englischsprachiges Repertoire aus eigenen Einfällen.

Einen Bericht über die Höhepunkte des Altstadtfests 2016finden Sie hier.

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