Kunst
Lothar-Fischer-Preis für eine Norwegerin

Bis 10. Oktober lockt eine Ausstellung über das Künstlerpaar Uwe Lausen und Heide Stolz in das Neumarkter Museum.

18.07.2021 | Stand 16.09.2023, 1:45 Uhr
Josef Wittmann
Ihre Freundin nahm den Lothar-Fischerpreis für Verena Issel von Christel Fischer auf der Schanze hinter dem Museum entgegen. Peter Ehrensberger Selima Niggl, Heiko Graeve und Pia Dornacher gratulierten. −Foto: JOSEF WITTMANN

Kultureferent Peter Ehrensberger übergab bei der Vernissage zur Ausstellung „Du lebst nur keinmal – Uwe Lausen und Heide Stolz. Ein Künstlerpaar der 1960er-Jahre“ den Lothar-Fischer-Preis der Stadt für die 39-jährige norwegische Objekt- und Installationskünstlerin Verena Issel. Sie bekam bundesweit Aufmerksamkeit für ironische Aktfotos von Mitstudenten mit versteckten kunstgeschichtlichen Zitaten. Weil die Künstlerin gerade in Moskau weilt, nahm eine Nürnberger Freundin den Preis entgegen. Nächstes Jahr werden die Neumarkter Verena Issel im Lothar-Fischer-Museum bei ihrer Ausstellung kennen lernen.

Inzwischen lockt nun bis 10. Oktober das Werk von Uwe Lausen und Heide Stolz. Von Lausen stammt der Satz: „Die Alten sagen: ‚In unserer Jugend waren wir radikal‘ Das stimmt. In ihrer Jugend lebten sie noch. Man hat dann vergessen, was man wollte. Man schläft. Man ist tot. Wir müssen diejenigen aufrufen, die wach sind, die Schläfrigen aus dem Schlaf rütteln und die Toten begraben“. Ob er sich als alter Mann über die Ausstellung gefreut hätte, muss deshalb offenbleiben. Pia Dornacher und Co-Kuratorin Selima Niggl haben sich jedenfalls viel Mühe gegeben und eine sehenswerte Ausstellung auf die Beine gestellt.

Selima Niggl hat über Lausen promoviert. In der Ausstellung ergänzt sie die „normalen“ Bilder und Texte um QR-Codes mit Zusatzinfos ins Virtuelle. Besonderen Wert legt sie darauf, dass Heide Stolz auf Augenhöhe mit dem Werk ihres Mannes präsentiert wird. „Das war überfällig“, sagt sie.

Eigentlich habe Lausen Schriftsteller sein wollen. Mit einem Schulfreund gründete er die Literaturzeitschrift „ludus“ und in der Ausstellung ist er auch an der Schreibmaschine zu sehen. Erst HP Zimmer brachte ihm in der Gruppe SPUR das Malen bei.

Öffnungszeiten:Eintritt:Führungen:Veranstaltungen:
Ab sofort bis 10. Oktober von Mittwoch bis Freitag, jeweils von 14 bis 17 Uhr, Samstag/Sonntag jeweils von 11 bis 17 Uhrzwei Euro (bis 18 Jahre frei)Sonntags und mittwochs um 15 UhrZu finden unter: www.museum-lothar-fischer.de/veranstaltungen.html

Dort lernten Lausen und die Fotografin Heide Stolz sich auch kennen. 1962 heirateten sie. Seit 1964 lebte die Familie mit den Töchtern auf einem Bauernhof bei München, den die Eltern künstlerisch gestalteten. Uwe Lausen fand den Weg von der abstrakten SPUR-Malerei zu realen Räumen, und Heide fotografierte Menschen vor seinen Bildern.

Das Paar „erweckte die Kunst zum Leben und machte das Leben zur Kunst“, formulierte es Selima Niggl. Das Glück war nicht von Dauer. Lausen antwortete mit brutaler Darstellung von Gewalt auf das politische Klima in der BRD der 60er-Jahre. Er konsumierte Drogen, vereinsamte und nahm sich 1970 nach der Trennung von seiner Frau das Leben.