Handwerk
Matthias Rahms Herz „schlogt boarisch“

Backstationen sind keine Konkurrenz für die Bäckerei Rödl in Painten. Matthias Reim weiß, worauf es ankommt.

22.06.2016 | Stand 16.09.2023, 6:41 Uhr
Renate Beck

Dunkle Gewitterwolken über dem Marktplatz in Painten. Mittendrin die Bäckerei Rödl. Wer die Tür des Verkaufsraumes öffnet, wird von freundlichen Gesichtern begrüßt. Drei Generationen treffen sich mit unserer Zeitung, um über die alteingesessene Bäckerei und deren hoffnungsvoller Zukunft zu sprechen. Sohn Matthias Rahm, 22 Jahre jung, wurde kürzlich mit einem Meisterpreis im Bäckerhandwerk ausgezeichnet. Stolz zeigen Mutter und Großmutter auf den gerahmten Meisterbrief und die Ehrenurkunde im Verkaufsladen der Bäckerei. Unter den dreiundzwanzig Bäcker-Prüflingen war ihr Matthias der Beste.

Nach dem Realschulbesuch hatte er seine Bäckerlehre im elterlichen Betrieb begonnen. „Sein Opa war sein großes Vorbild. Ob in der Backstube oder anderswo. Er war ständig mit ihm unterwegs. Er hat viel von ihm gelernt. In der Arbeit haben sie sich abgewechselt. Leider ist er vergangenen März verstorben“, so erzählt Matthias Mutter Katrin Rahm, die Inhaberin des Bäckereibetriebes.

Trotz der Konkurrenz von verpackten Backwaren und Backautomaten freut sich der junge Bäckermeister auf seine Zukunft: „Viele Menschen legen Wert auf Qualität und Regionalität. Bei uns ist es nachvollziehbar, wo die Ware her kommt. Wir sind noch ein Familienbetrieb. Meine Eltern, Oma, die Schwestern und auch meine Freundin arbeiten, unterstützt von zwei Gesellen und einer Aushilfe, im Geschäft mit. Meine Mutter kann mir sogar in der Backstube aushelfen. Sie hat, wie ich, hier im Betrieb das Bäckereihandwerk gelernt.“

Nachts gegen halb zwei klingelt sein Wecker. Bis Mittag wird dann emsig gebacken. „Wir legen ganz viel Wert darauf, von Grund auf alles selbst zu machen. Vieles ist reine Handarbeit, Manches wird durch moderne Maschinen unterstützt“ betont Matthias Rahm und erwähnt die neue Nudelmaschine. Erschreckt hätte ihn, dass am Samstag vor dem Besuch unserer Reporterin fast die Teigmaschine ausgefallen wäre. „Der Zahnriemen ging mitten in der Nacht kaputt. Mein Vater fuhr wegen notwendiger Ersatzteile umgehend nach Passau, um rationell weiter backen zu können.“ Die Technik nähme zwar verschiedene Arbeiten ab, sei aber auch anfällig. Durch die weitervermittelten Mechanikerkenntnisse seines Vaters könne er sich zumindest bei Vielem selbst helfen. Laut seiner Mutter werden die Maschinen für die Bäckerei auch immer wieder erneuert, um auf dem neuesten Stand zu bleiben.

„Die Kunden kommen von weit her, um unseren „Paintner Laib“ zu kaufen“. Er habe auch Brot ohne Weizen, das sogenannte Dinkelquark- und Roggenschrotbrot entwickelt. Eine von vielen Spezialitäten sei das Brezenstangerl mit eingebackener Wiener. Je nach Bedarf stehen neben normalem Gebäck die verschiedensten Snacks für die Brotzeit, gebackene Müsliriegel, Dinkel- und Weizennudeln und die unterschiedlichsten Pralinen auf seinem Arbeitsplan. In der feinsäuberlich geputzten Backstube kann man nachmittags dann neben Arbeitstischen, Etagenbackofen, Teig- und Nudelmaschine nur mehr seinen neu angesetzten Sauerteig für den nächsten Tag entdecken. Brezen, Brot, Sahnetorte, Plundergebäck, Nussecke, Erdbeerschnitte und Co. warten unter den Meistertiteln an der Wand in den hellen Vitrinen der Bäckerei auf ihre Abnehmer.

Ein freundliches „pfiad earna, kummas wieda“ begleitet die Kunden mit ihren Einkäufen hinaus auf den mittlerweile wieder sonnigen Marktplatz von Painten.

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