Standort bei Nürnberg
Mehr als 15.000 Einwendungen gegen ein ICE-Werk

30.06.2022 | Stand 15.09.2023, 4:34 Uhr
Eine Liste mit Sammeleinwendungen übergaben Verantwortliches vom Bündnis „Rettet den Reichswald“ dem Regierungspräsidenten. −Foto: Annika Boigs

Das großeBündnis „Rettet den Reichswald“hat in den vergangenen Wochen intensiv Einwendungen von Bürgern und Bürgerinnen gegen die Reichswaldstandorte und für die Alternative Hafen Nürnberg gesammelt.

Mit 13 938 ablehnenden Sammeleinwendungen im Raumordnungsverfahren ist damit innerhalb kurzer Zeit eine sehr hohe Zahl zusammengekommen. Zusammen mit den Fachstellungnahmen sind es mindestens 15098. Sie zeigen das große Interesse am Planungsverfahren und die starke Ablehnung der geplanten Reichswaldrodung in der Bevölkerung der Städte Nürnberg, Fürth, Schwabach und der Landkreise Nürnberger Land, Roth, Neumarkt und darüber hinaus.

710 Fachstellungnahmen übergeben

Die Vertreter/innen des Bündnisses, darunter Mitglieder des BUND Naturschutz in Bayern e.V., der Bürgerinitiativen Harrlach und Röthenbach bei St. Wolfgang und des Bündnisses Feucht übergaben die Sammeleinwendungen am Mittwoch der Regierung von Mittelfranken und wurden dabei in Ansbach von Regierungspräsident Dr. Thomas Bauer empfangen.

Dabei konnte die Abordnung aus BN, BIs und Verbänden ihre Position kurz erläutern. Zusätzlich zu den 13938 Sammeleinwendungen wurden 710 persönliche und ausführlich begründete Fachstellungnahmen dem Regierungspräsidenten übergeben. Bereits vor dem 30. Juni 2022 waren bei der Regierung mindestens 450 Einzeleinwendungen eingegangen. Die Gesamtzahl ist derzeit noch unbekannt.

„Es handelt sich bei den drei Planungsgebieten im Reichswald um einen naturschutzfachlich bedeutsamen Landschaftsraum. Hier darf der vorgesehene Schutz nicht durch kurzsichtige ökonomische Interessen der DB und die Weigerung der Stadt Nürnberg, einen kleinen Teil des Hafens freizumachen, ausgehebelt werden. Wir sollten nicht vergessen, dass jede weitere Zerstörung von Natur auch immer eine Zerstörung unserer Lebensgrundlage bedeutet. Vor allem die Menschen im direkten Umfeld würden darunter leiden“, so Rita Bogner für das Bündnis „Kein ICE-Werk im Reichswald“ Feucht.

Große Sorgen um den Reichswald

Verena Masopust, Sprecherin der BI Harrlach ist in großer Sorge um den Wald überhaupt: „Die zahlreichen Eingriffe in den geschützten Bannwald müssen endlich aufhören. Neuanpflanzungen sind keine Lösung, denn sie brauchen an die 80 Jahre bis sie den gleichen Effekt wie ein Altbestand haben. Zudem wird dadurch wertvolle Fläche der Landwirtschaft entzogen. Bei uns wird ein Großteil des Fürther Trinkwassers und das Wasser für die Region gefördert. Das Wassereinzugsgebiet darf nicht durch riesige Rodungen und Versiegelungen für das ICE Werk und das geplante Amazon-Auslieferungslager beeinträchtigt werden. Das ICE-Werk muss auf die bereits versiegelte Hafenfläche.“

Barbara Dorfner, Sprecherin der BI Röthenbach bei St. Wolfgang, ergänzt: „Der Reichswald bekam aus gutem Grund den Schutzstatus Bannwald. Noch ist er die funktionierende Klimaanlage einer ganzen Region. Der Wald, und somit auch wir Menschen, können dem extremen Temperaturanstieg der im Klimareport-Bayern unserer Region vorausgesagt ist, nur überleben, wenn es keine weiteren Eingriffe in dieses zusammenhängende Waldgebiet gibt. Herr Söder umarmt Bäume, verspricht 30 Millionen neue zu pflanzen. Er sollte auch den bestehenden, funktionierenden Waldbestand schützen – ohne weitere Ausnahme!“

Unverständnis über geplante „Waldvernichtung“

„Wir stehen zur Verkehrswende, in Zeiten des Klimawandels ist es aber unbedingt notwendig, noch vorhandene Kühlungsgebiete für die Menschen in den überhitzenden Großstädten zu erhalten. Unsere Gespräche mit der Bahn und der Hafenverwaltung haben gezeigt, dass das Werk dort gebaut werden kann. Das hilft dem Klimaschutz auf doppelte Weise“, so der Vorsitzende der BN-Kreisgruppe Nürnberg-Stadt, Klaus-Peter Murawski.

In vielen hundert Gesprächen, die in den letzten Wochen und Monaten mit Bürger/innen aus der ganzen Region und darüber hinaus geführt worden seien, sei ein deutliches Unverständnis über geplante Waldvernichtung durch die „Grüne Bahn“ zum Ausdruck gekommen.

Noch bis zum 30. Juni 2022 läuft die Öffentlichkeitsbeteiligung im Raumordnungsverfahren bei der Regierung von Mittelfranken. Gegenstand des Verfahrens ist derAntrag der Deutschen Bahn zum geplanten ICE-Instandhaltungswerk bei Nürnberg. Beantragt sind derzeitdrei Standorte im Reichswald bei Feucht und bei Roth-Harrlach, alle drei im Bannwald und im Europäischen Vogelschutzgebiet. Es droht eine Rodung von 45 Hektar Reichswald.