Aufklärung
Mehr Möglichkeiten in der vierten Welle

Dr. Hans Wahn vom Klinikum St. Marien in Amberg informiert über zwei Therapiemöglichkeiten bei einer Corona-Infektion.

03.12.2021 | Stand 15.09.2023, 22:50 Uhr
Doktor Nadine Hofmann von der Klinik für Innere Medizin I bereitet die Infusion für die Antikörper-Therapie vor. −Foto: Klinikum/Wahn

„Im Gegensatz zu den ersten drei Corona-Wellen haben wir jetzt zwei Therapiemöglichkeiten, die wir ganz gezielt bei Patienten mit einer Corona-Infektion einsetzen können und die im klinischen Alltag auch nachgewiesen wirksam sind. Das belegen auch Studien“, erklärt Dr. Hans Wahn, Chefarzt der Klinik für Innere Medizin IV am Klinikum Sankt Marien Amberg.

„Bei einer Antikörpertherapie bekommt der erkrankte Patient neutralisierende Antikörper, die sich in unserem Fall gegen das Spike-Protein richten, mit dem das Virus an unsere Zellen andockt“, erklärt der Chefarzt. „Aktuell haben wir die Therapie bereits 16 Covid-19-Patienten verabreicht, die die Antikörper mittels einer einmaligen Infusion bekommen haben. Dabei stellen wir eine sehr gute Verträglichkeit fest.“ Das liege besonders daran, dass es sich dabei um gentechnisch hergestellte humane Antikörper handle. Die Idee dahinter sei eine passive Immunisierung. „Am wichtigsten ist es, die Antikörper so früh wie möglich zu geben, am besten schon vor Symptombeginn. Dieser sollte allerdings nicht länger als sieben Tage zurückliegen.“ Besonders Patienten mit leichten Symptomen oder bei denen eine Infektion noch asymptomatisch verläuft, profitierten von der Therapie.

Ob eine Antikörpertherapie dann zum Einsatz komme, hänge zusätzlich vom Immunstatus der Patienten ab. „Bei einem schwachen Immunstatus und bei Ungeimpften ist das Risiko, dass die Corona-Infektion einen schweren Verlauf nimmt, höher. Und um das zu vermeiden, setzen wir bei diesen Patienten gezielt die Antikörpertherapie ein. Bei geimpften Patienten bestimmen wir zuvor den Antikörperspiegel des besagten Spike-Proteins.“

Patienten die wegen Covid-19-Symptomen im Krankenhaus behandelt werden müssen, bekommen die Antikörper-Therapie unabhängig von ihrem Risikoprofil in Abhängigkeit von Symptombeginn und Antikörperstatus. „Trotz der noch überschaubaren Anzahl behandelter Patienten haben wir jetzt schon das Gefühl, dass die Therapie wirklich etwas bringt, wir die Patienten früher entlassen können und weniger schwere Verläufe haben.“

Doch es gibt auch Patienten, die für eine Antikörpertherapie nicht mehr infrage kommen. Sie sind schon zu krank oder die Symptome dauern schon zu lange an. Hier kommt die zweite neue Therapiemöglichkeit zum Einsatz – ein Medikament, das bereits aus der Rheuma-Therapie bekannt ist und dessen Einsatz bei einer Corona-Infektion vom Robert Koch-Institut empfohlen wird. „Dieses Medikament wirkt gegen den Entzündungsbotenstoff Interleukin-6. Unser Körper reagiert auf das Corona-Virus mit einer überschießenden Immunreaktion, die unter anderem durch dieses Zytokin vermittelt wird. Das Immunsystem gerät aus dem Gleichgewicht und die überschießende Reaktion wird zur eigentlichen Gefahr für den Patienten“, so Wahn. „Wird Interleukin-6 blockiert, besteht die Möglichkeit, dem Immunsystem zu helfen, die Infektion ohne Kollateralschäden zu bekämpfen.“ Geeignet sei die Therapie für Patienten, die schon relativ schwer erkrankt sind. „Bei uns werden aktuell acht Patienten so behandelt. Wir sehen Erfolge, die aber natürlich das Impfen keinesfalls ersetzen.“