Kunst
Mit 12 Jahre schon sieben Ausstellungen

Selin Iger aus dem oberpfälzischen Auerbach malt für ihr Leben gern – jetzt zeigt sie erstmals im Ausland ihre Werke.

05.12.2011 | Stand 16.09.2023, 21:06 Uhr
Heike Sigel

Auerbach/Bayreuth.Selin Iger ist kein Wunderkind, das von ehrgeizigen Eltern von Ausstellung zu Ausstellung gezerrt wird. Sie ist ein Kind mit einer außergewöhnlichen Begabung für’s Malen. Vor allem aber ist sie ein bescheidenes, ganz „normales“ 12-jähriges Mädchen, das nicht viel Aufheben um ihr Talent macht. Jana und Wolfgang Iger unterstützen und fördern ihre Tochter. „Jedes Kind möchte zeigen, was es kann und braucht Anerkennung“, sagt Jana Iger. Die Malerei soll aber nicht zum Stress ausarten, sondern für ihr einziges Kind ein erfüllender Ausgleich zur Schule sein.

Selin Iger selbst weiß gar nicht so genau, wie viele Einzelausstellungen sie schon gehabt hat. Die Mutter muss aushelfen: „Bis jetzt waren es sechs Einzelausstellungen, die in Bayreuth, Amberg, Nürnberg und Auerbach stattfanden.“ Am heutigen 6. Dezember eröffnet Selin ihre erste eigene Ausstellung im Ausland. Die Vernissage findet um 18 Uhr in der Empfangshalle des Hotels Hvezda-Skalnik im tschechischen Marienbad statt.

Selin ist, im Gegensatz zu ihrer Mutter, noch kein bisschen aufgeregt. Weder weiß sie, was sie anziehen, noch was sie in ihrer Ansprache sagen wird. „Das kommt dann meistens ganz spontan.“ Das hübsche Mädchen mit den langen, blonden Haaren wurde am 3. Dezember erst zwölf Jahre alt. Sie findet es „voll cool“ im Ausland auszustellen. Gezeigt werden rund 50Bilder. Davon eines, das Selin als Fünfjährige gezeichnet hat.

Selin probiert vieles aus

Bei den Motiven und Maltechniken legt sich Selin Iger (noch) nicht fest. Sie arbeitet mit Öl-, Acryl- und Pastellfarben. Besonders ausgewogen und detailgetreu sind ihre Tierstudien. Die Portraits lassen keinesfalls darauf schließen, dass die Künstlerin noch ein Kind ist. Eines ihrer neuesten Bilder zeigt die amerikanische Sängerin Selena Gomez. „Die Freundin von Justin Bieber. Die mag ich total gerne.“

Auerbach/Bayreuth.Selin doziert nicht altklug über verschiedene Stile und Strömungen in der bildenden Kunst, wie man es bei hochbegabten Kindern manchmal erlebt. Sie ist Kind geblieben, trifft sich mit Freunden, tanzt Hip-Hop und kauft gerne Schuhe. „Ich habe sechzehn Paar, mehr als meine Mutter.“ Wenn Selin aber über die Malerei spricht, ändert sich ihre Stimme und sie wählt ihre Worte ganz genau. „Die Malerei gibt mir sehr viel. Ich bringe damit meine Gefühle zum Ausdruck und sehe alles erblühen. Ich betrachte mein fertiges Bild und freue mich, dass es schön ist.“ Seit das Mädchen acht ist, besucht es die Malschule im Bayreuther Kunststudio „Aquamarin“. Dort hat sie vor etwa einem Jahr bei einer Ausstellung ihr erstes Bild verkauft. Einen Geparden, gezeichnet mit Öl-Pastell-Kreide, zum Preis von 75 Euro. Ein schönes Gefühl? „Ich weiß nicht. Ich hab’ gedacht: So, jetzt ist das Bild weg. Ich habe es dann nochmal gemalt, aber irgendwie anders.“ Seit diesem Tag gibt Jana Iger kein Bild ihrer Tochter mehr weg. „Egal, wie viel geboten wird“, erzählt die 34-Jährige.

„Investiere in meine Tochter“

Selin Iger wurde nicht in einen typischen Künstler-Haushalt geboren. Wolfgang Iger betreibt in Bayreuth eine Tankstelle. Jana Iger ist gebürtige Russin, hat in Russland eine klassische Tanzausbildung absolviert und leitet in ihrem Wohnort Auerbach eine eigene Tanzschule. „Ich brauche kein nobles Auto“, sagt sie. Sie investiert ihr Geld, aber vor allem ihre Zeit, in ihr Kind. Selin soll gute Farben, gutes Papier und eine gute Ausbildung bekommen. Allein das Material für ein Bild in der Größe 50 auf 70 Zentimeter schlägt mit 50 Euro zu Buche. „Kindern gefällt die Herausforderung“, zeigt sich Jana Iger überzeugt. „Viele Kinder hören trotz Talent mit ihrem Hobby auf, weil sie keine Anerkennung bekommen. Das erlebe ich in meiner Tanzschule immer wieder.“ Um ihre Tochter zu motivieren, organisiert Jana Iger ab und zu Ausstellungen für ihr Kind. Die Mutter will Selin aber auf keinen Fall unter Erfolgsdruck setzen.

Eine befreundete Kunsthändlerin aus Leipzig machte die Igers auf das Talent der damals Vierjährigen aufmerksam. „So malt kein normales vierjähriges Kind“, war sich die Fachfrau sicher. Erst auf Drängen schickte die Mutter ihre Tochter mit acht Jahren auf die Malschule in Bayreuth. Dort nimmt Selins Ausbildung einen ersten Anfang. Ein Kunststudium wäre der Traum der Zwölfjährigen. Ihre Eltern weiß die junge Künstlerin immer an ihrer Seite. „Ich wünsche mir, dass Selin weitermalt, gesund und glücklich bleibt und ihr großes Herz behält“, freut sich die stolze Mutter.