Menschen
Nach der Castingshow griff er zum Pinsel

Julian Vogl aus Sattelbogen war Mitglied der Band „Unknown Passenger“. Nun entfaltet er an der Leinwand sein Potenzial.

22.09.2016 | Stand 16.09.2023, 6:47 Uhr
„Ich habe mir alles selbst beigebracht“, betont Julian Vogl. −Foto: cga

Bizarr, extravagant, mystisch, schrill: Ein Wort allein reicht wohl nicht aus, um die Gemälde von Julian Vogl zu beschreiben. Mal sind die Farben jugendlich frisch gewählt, mal wirken die Bilder düster und bedrückend. Die Werke passen in kein gängiges Schema, keines gleicht dem anderen. Er selbst bezeichnet seinen Stil als „contemporary art“, also zeitgenössische Kunst.

Die große Enttäuschung

Annähernd 40 Bilder aus seiner Hand hängen inzwischen an den Wänden seiner Wohnung in Sattelbogen. „Langsam wird der Platz knapp“, schmunzelt der 21-Jährige, während er mit einer schwungvollen Handbewegung in den Raum deutet. Seit knapp einem Jahr greift Vogl mit großer Begeisterung zum Pinsel. Woher die Leidenschaft für die Malerei bei ihm kommt, weiß er selbst nicht so genau.

In der Schule zählte Kunst jedenfalls nie zu seinen Lieblingsfächern. „Mein Herz schlägt eigentlich für die Musik“, erklärt er. Dass der Künstler auch in diesem Bereich überaus begabt ist, stellte er bereits im Sommer 2014 unter Beweis,als er mit seiner damaligen Band „Unknown Passenger“ die RTL-Castingshow „Rising Star“ gewann.Auf den unerwarteten Triumph folgte aber schon wenige Tage später die große Enttäuschung:Die Band löste sich nach internen Unstimmigkeiten über den künftigen Weg auf.

Die Zeit spielt keine Rolle

Das vage angedeutete Gesicht auf buntem Untergrund faszinierte ihn. „Ich war von diesem Bild gefesselt. Es hatte etwas Geheimnisvolles an sich“, erinnert sich Vogl. Die Fülle und Intensität der Eindrücke ließen ihn nicht mehr los. Also kramte er eine alte Leinwand heraus, um sich selbst auszuprobieren.

„Es war einer der schmerzlichsten Momente meines Lebens.“Julian Vogl zur Auflösung der Band

Zunächst mit mäßigen Erfolg, wie er erzählt. „Die ersten Versuche waren richtig schlecht.“ Dennoch fand er Gefallen am Pinseln. Nach und nach lernte er, Perspektiven und Proportionen zu verfeinern, Farben zu kombinieren und die Schatten richtig anzubringen. „Ich habe mir alles selbst beigebracht“, betont Vogl. In kreativen Phasen malt er inzwischen bis zu sechs Stunden am Stück – vorwiegend nachts. Dennoch können Wochen vergehen, bis er das fertige Werk in seinen Händen hält. Die Zeit spielt für ihn dabei überhaupt keine Rolle – entscheidend ist am Ende das Ergebnis. „Ich male nur, wenn ich wirklich Lust dazu habe. Sonst wird das nichts.“

Das Motiv aus dem Nichts

Mit Stillleben oder Landschaften tue er sich dagegen schwer, gibt er offen zu. Diese Art zu zeichnen sei aus seiner Sicht „mega langweilig“. Bei Porträts hingegen könne er Gefühle und Emotionen darstellen. Jedes Detail, jeder Gesichtszug sei hier für den Betrachter entscheidend. Der Sattelbogener findet seine Inspiration im Alltag. Manchmal kreisen dann seine Gedanken tagelang um eine bestimmte Idee. Auf Papier entwirft er dann unzählige Skizzen, wobei der Großteil wieder zerknüllt in der Tonne landet.

„Es fasziniert mich, zu sehen, wie das Motiv aus dem Nichts zunehmend an Gestalt gewinnt.“Julian Vogl

Anfragen von Onlinegalerien

Etwa 1800 Nutzer des sozialen Netzwerks verfolgen inzwischen seine Arbeit, wobei er beteuert, dass diese Zahl für ihn „zwar erfreulich, aber absolut nebensächlich“ sei. Die Plattform nutze er schließlich nicht nur zur Präsentation seiner Bilder, sondern auch, um sich mit anderen Künstlern zu vernetzen. „Ich bekomme wertvolle Tipps von erfahrenen Malern. Man lernt ständig dazu“, meint er.

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