Vorsorge
Neukirchen rüstet sich gegen Hochwasser

Professor Rudolf Metzka erarbeitete für die Gemeinde Neukirchen b. Hl. Blut ein nachhaltiges Schutzkonzept.

17.06.2016 | Stand 16.09.2023, 6:42 Uhr
Bilder wie dieses vom Hochwasser 2013 soll es in Zukunft nicht mehr geben. Grundlage ist ein Hochwasserschutz und Rückhaltekonzept. −Foto: Archiv/kbr

Lokale massive Niederschläge versetzen die Bevölkerung in Angst und Schrecken. Um gegen Überflutungen wie vor 25 Jahren oder 2013 gewappnet zu sein, entschloss sich der Marktrat, ein Hochwasserschutzkonzept erstellen zu lassen. Die Endfassung des Hochwasserschutz- und Rückhaltekonzepts überreichte Professor Rudolf Metzka aus Duggendorf am Dienstag im Rathaus an Bürgermeister Markus Müller.

Dieser appellierte an die Bürger, sich ernsthaft damit zu beschäftigen und das brisante Thema „Hochwasser“ nicht auf die leichte Schulter zu nehmen. Hochaktuell ist die Materie nicht nur in Niederbayern, sondern auch andernorts. „Wir haben bereits die bittere Erfahrung gemacht, und es kann immer wieder passieren. Auch wenn es einen hundertprozentigen Schutz nie geben wird, wollen wir handeln und nicht nur reden“, bekräftigte Müller. Ein erster Schritt war das Konzept, das eine Umsetzung im zweiten Schritt nach sich zieht.

Die Bevölkerung habe verschiedene Möglichkeiten, eigene Vorsorge zu treffen, für jedes Gebäude gebe es eine Elementarversicherung. „Das Vorurteil, es gibt keine Versicherung, die bezahlbar ist, stimmt so nicht“, sagte Mäller. Außerdem empfiehlt Müller Rückstauklappen und Vorkehrungen, um im Notfall schnell Haustüren und Kellerschächte dicht zu machen. Die Leute im Umfeld von Gewässern sollten abwägen, was sie dort lagern.

Gefahren abwenden

„Wir nehmen die Aufgabe des Hochwasserschutzes als Gemeinde und Sicherheitsbehörde wahr, um Gefahren abzuwenden. Wir sind Mitglied im Wasserzweckverband, dessen Fachpersonal regelmäßig die Gewässer zusammen mit der Marktgemeinde kontrolliert und unterhält“, so Müller.

„Dabei kann kontrollierter Uferbewuchs schützen“, bekräftigte Professor Metzka, der sicher ist, dass man etwas tun kann, um Gefahren zurückzuhalten. Er erläuterte die Vorzugsvariante V5b, die vom Marktratsgremium favorisiert wurde und die inhaltlich mit Dr. Klaus Amberger vom Wasserwirtschaftsamt auch im Hinblick auf Förderfähigkeit abgestimmt ist. Eine Unterstützung des Freistaates Bayern bietet gute Fördersätze.

Verklausungsgefahr gemindert

Durch zwei hauptortnahe Rückhaltebecken, einen Einstau von 4,5 Metern und einem Volumen von 100 000 Kubikmetern sowie die Schaffung einer Flutmulde am Freybach wäre die Verklausungsgefahr (das ungewollte Verlegen eines Gewässers durch Treibholz) deutlich gemindert. Im potenziellen Überschwemmungsbereich sollte man nichts ablagern. Wesentliche Elemente des integralen Hochwasserschutzes ist es laut Metzka, die Fluten nicht ungebremst in den Ort strömen zu lassen, sondern zu dämpfen.

Daher wurden mehrere Rückhaltebeckenstandorte untersucht. Demnach sollte ein großes Rückhaltebecken oberhalb von Neukirchen am Freybach und ein kleineres Becken am Klapfenbach Dienste leisten. Ein gutes Konzept funktioniere mit mehreren Bausteinen: Innerortsmaßnahmen, Gewässeraufweitung, Geländemodellierungen und Eindeichungen. In Innerortsbereichen in denen Balkengeländer existieren, werden Hochwasserschutzmauern bis zu einem Meter errichtet, um die Bebauung zu schützen.

„Diese können optisch aufwertend sein“, sagte der Fachmann. Weitere Bausteine sind Maßnahmen zur Abfluss-Lenkung und -Retention (Wasser von den Häusern wegleiten und an problematischen Punkten den Abfluss drosseln; kompensiert mit Retentionsmulden, um eine Dämpfung zu erreichen) sowie Geländemodellierungen in den Hangbereichen, die man bepflanzen kann.

Feldraine als Hochwasserschutz

Diese Feldraine dienen dem Hochwasserschutz. Dies sei nicht nur für Neukirchen, sondern für alle Ortsteile eine gute Lösung, wobei das Konzept laut Metzka auf ein 100-jähriges Hochwasser plus 15 Prozent Klimafaktor ausgelegt ist. Bürgermeister Müller appellierte an die Einsicht der Bevölkerung. (kbr)

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