Kain und Abel
Neumarkt: Die Bibelkneipe ermittelt in biblischen Mordfällen

19.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:37 Uhr
Josef Wittmann
Die Klarinette auf dem Tisch steht für die Live-Musik. Dazu ein Fläschchen Bier oder ein Glas Wein und vor allem die Geschichten aus der Bibel – das ist das Geheimnis des Erfolgs der Bibelkneipe, sagt Karl-Heinz Heidingsfelder. −Foto: Wittmann

Am 27. Oktober öffnet im G6 nach zwei Coronajahren wieder die Neumarkter Bibelkneipe. Auf dem Programm steht der Brudermord von Kain an Abel. Die Ermittler am Tatort sind Ruhestandspfarrer Clemens Bombeck und Kriminalhauptkommissar Manfred Winter aus der Nürnberger Mordkommission.

Es ist der Auftakt zu vier Abenden rund um fromme Geschichten von Mord, Vergewaltigung und Verrat. Und der Mann im Hintergrund ist wieder Karl-Heinz Heidingsfelder. Er hat er die Bibelkneipe erfunden und bis heute ist sie landauf landab einzigartig.

„Damals gab es im Kreuzgang der Nürnberger Stadtbibliothek ein erfolgreiches Philosophencafe“, erzählt er. Und weil zu Hause in Neumarkt die evangelischen Bildungsveranstaltungen unter akutem Publikumsmangel litten, stampfte der gelernte Theologe und Pädagoge kurzerhand die Bibelkneipe aus dem Boden und „ich habe das nie bereut. Es gab und gibt so viele faszinierende und einzigartige Erlebnisse wie zum Beispiel damals, als eine Handvoll Imame Koransuren anstimmten“.

Offen für alle Religionen

Denn die Bibelkneipe ist eine ökumenische Veranstaltung. Sie fand anfangs im Glossner-Stüberl und im Oberen Ganskeller eine Heimat, wofür Karl-Heinz Heidingsfelder den dortigen Wirten noch heute sehr dankbar ist. Heuer treffen sich die Teilnehmer im G6 und aus Termingründen wird der Klostersaal des Evangelischen Zentrums ebenfalls zur Kneippe. Während das Publikum damals fast ausschließlich weiblich war, hätten sich nach und nach auch viele Männer dazu gesellt, freut sich der Organisator.

Wenn alle Besucher mit Getränken versorgt seien, werde zuerst der Impulstext aus Bibel oder Presse vorgelesen, zu dem jeder, der wolle, seine Meinung und Erfahrung beisteuere, erzählt er. Kompetente Referenten rundeten das Thema des Abends dann mit Hintergrundinformationen ab. Und für Karl-Heinz Heidingsfelder, der selbst gerade wieder sein Können an der Klarinette auffrischt, war von Anfang an die musikalische Begleitung durch gute Neumarkter Musiker wichtig, die anfangs vor allem aus dem Hausmusikkreis der Familie kamen.

Kompetente Gäste

Wenn es die Coronalage zulässt, wofür Karl-Heinz Heidingsfelder insgeheim wohl Stoßgebete nach oben schickt, lohnt sich ein Besuch der geplanten Veranstaltungen nicht nur wegen des Abendschoppens und kulturell. Das Programm verspricht vor allem spannende Stunden. Denn im Mittelpunkt stehe das Alte Testament, „im Judentum Thora genannt“, verrät Heidingsfelder. „In der Bibel wird auch getötet und betrogen. Wie kann ein gerechter und liebender Gott das mit ansehen oder gar selbst den Menschen zum Morden und Opfern auffordern?“ In den Geschichten voll von Liebe und edlen Gefühlen, aber auch mit Hass, Gewalt und Tod gehe es manchmal so menschlich zu, wie in einem Krimi.

Kompetenter als mancher Fernsehkommissar führen an den vier Abenden Polizisten, eine Gerichtsreporterin, ein Jugendrichter und die Mitarbeiterinnen eines mittelfränkischen Frauenhauses durch die Themen, die seit 3000 Jahren bis auf den heutigen Tag alle Menschen beschäftigen. Die Veranstaltungen sind auch heuer kostenlos, aber das Spenden ist erlaubt.