Gastronomie
Neumarkt: Wirte sind vorsichtig optimistisch

06.09.2022 | Stand 15.09.2023, 3:46 Uhr
Dagmar Fuhrmann
Sonja Schambeck von der Neumarkter Tafel erhielt eine Spende über 1000 Euro. −Foto: Dagmar Fuhrmann

Gerade erst haben die Wirte die Lockdowns wegen der Coronapandemie überstanden, da droht schon die nächste Herausforderung in Form der hohen Energiepreise. Dennoch war die Stimmung bei der Bezirksdelegiertenversammlung Oberpfalz des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes (Dehoga Bayern) am Dienstag im Gasthof Samüller in weiten Teilen vorsichtig zuversichtlich, wobei es durchaus unüberhörbare Warnungen gab.

„Die Energiepreise können uns das Genick brechen“, sagte der Landesgeschäftsführer des Dehoga Bayern, Thomas Geppert. Diese Situation könne Strukturen dauerhaft zerstören, da es keine Entschädigungen geben werde. Geppert riet den Betrieben, sich so aufzustellen, dass sie enegieautark werden. Sein dringender Rat lautete, zu investieren, solange die Wirtschaft noch laufe, die Vollbeschäftigung hänge am seidenen Faden.

Keine weiteren Lockdowns

Laut einer Umfrage unter den Betrieben seien erste Umsatzrückgänge bereits spürbar, im Problemranking finden sich außerdem Energiekosten, steigende Lebensmittelkosten, Mitarbeitermangel, steigende Personalkosten und die unsichere Coronalage im Herbst.

Dennoch: „Wir stehen das durch und sind zuversichtlich, auch wenn es ein Planen im Nebel ist.“ Seine Forderungen an die Politik lauteten: auf keinen Fall weitere Lockdowns, Lockerungen bei der Wochenarbeitszeit und dem demografischen Wandel zu trotzen, indem man die ins Land hole, die arbeiten wollten. So sei es falsch gewesen, den geflüchteten Ukrainern ALG II zukommen zu lassen, diese hätten daraufhin nämlich reihenweise ihre Arbeitsverträge zurückgegeben. An Kommunalpolitiker appellierte Geppert, für Mitarbeiterwohnungen zu sorgen, unter Umständen auch in Gewerbegebieten.

Bezirksvorsitzender Hans-Jürgen Nägerl zitierte Fernsehkoch Frank Rosin, der neulich bei ihm gewesen sei: „Die Flurbereinigung in der Gastronomie hat begonnen, aber Qualität wird sich durchsetzen.“ Nägerl riet den Wirten, die Vorzüge des flachen Landes in Bezug auf Regionalität zu verbreiten.

Viel Lob gab es für die Wirte in den Grußworten der Gäste. So sagte Silke Auer von der IHK: „Sie haben während Corona nicht resigniert, sondern investiert und so den Wirtschaftsfaktor Tourismus gestärkt.“ Veronika Perschl vom Tourismusverband Ostbayern riet den Wirten, zu kommunizieren, dass viele von ihnen auf Ökologie umgestellt hätten.

Landrat Willibald Gailler beglückwünschte die Delegierten, dass sie die Umstände rund um Corona gut gemeistert hätten und nun sogar ein Aufbruch zu spüren sei, die Qualität in der Gastronomie nehme zu, auch die Tourismuszahlen zeigten nach oben.

„Müssen wir das Schlossbad wieder zumachen?“

Neumarkts OB Thomas Thumann freute sich ebenfalls über die Eröffnung und Erweiterung von Hotelbetrieben, ließ aber auch pessimistische Töne anklingen. „Das war erst der Anfang. Müssen wir beispielsweise das Schlossbad wegen der Energiekrise wieder zumachen?“

Der erste Vizepräsident des Dehoga Bayern, Thomas Förster , sah seinen Verband nach Corona enger zusammengewachsen. Viele Wirte hätten ihre Liquiditätsreserven aufgeben müssen, aber auch gelernt, ihre Betriebe umzustrukturieren. Der aktuellen Bundespolitik stellte er kein gutes Zeugnis aus. Auf 2,5 Millionen Arbeitslose kämen zwei Millionen offene Arbeitsstellen. Seiner Meinung nach würde die klare Ansage: „Wenn du nicht arbeiten gehst, bekommst du auch kein Geld mehr“ die Situation verbessern. Auch die Begrenzung der Wochenarbeitszeit sowie die Festsetzung des Mindestlohns durch die Politik kritisierte er.

Zuversichtlich zeigten sich im Gespräch mit unserer Zeitung die Wirte Markus Plank und Josef Sammüller. So sagte Plank, man müsse auch an später denken. „Die Zukunft ist nicht auf ein halbes Jahr ausgerichtet“. Sammüller sagte, er verschwende keinen Gedanken daran, dass es nicht klappen könnte, er sei voll zuversichtlich.

„Wir werden es schaffen“

Der Neumarkter Kreisvorsitzende Arwed Arndt sagte: „Wir werden es wieder schaffen.“ Auch wenn er keine große Hoffnung habe, in nächster Zeit Geld zu verdienen, so wolle er doch seine Mitarbeiter halten und seinen Betrieb ohne Schaden durch zu manövrieren. Auch er sei überzeugt, dass Nachhaltigkeit zunehmend wichtiger werde. Nun müsse man dem Nachwuchs wieder klar machen, dass Gastronomie eine Branche sei, die Spaß mache und nicht von Sorgen dominiert sei.

Über eine Spende von 1000 Euro freute sich Sonja Schambeck von der Neumarkter Tafel. Diese verspüre einen großen Zuwachs. Zum einen durch geflüchtete Ukrainer, zum anderen aber zunehmend durch ältere Menschen. Sie sei sprachlos, dass ausgerechnet die Wirte, die selbst gebeutelt seien, sich so großzügig zeigten.