Aktion
Neumarkter befreien Kirche von Taubenkot

Anstatt nur zu reden packten sie an: Hermann Dörfler und Freunde griffen in Sankt Johannes zum Hochdruckreiniger.

14.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:28 Uhr
Josef Wittmann
Hermann Dörfler (vorne) und Bernhard Hofmann (oben) reinigten das Nordportal des Münsters von zentimeterdickem Taubenkot. −Foto: Josef Wittmann

Hermann Dörfler ist 83 Jahre alt und seit 170 Jahren baut seine Familie in Neumarkt Kachelöfen. Vor 25 Jahren hat er die Firma übergeben, aber aktiv ist er wie eh und je und immer in Bewegung. Meistens mit Nordic-Walking-Stecken oder dem Fahrrad. Aber am Montagabend fuhren er und sein Freund Bernhard Hofmann gehüllt in weiße Ganzkörperanzüge und bewaffnet mit Hochdruckreinigern vor der Sakristei von Sankt Johannes vor.

„Ich gehe jeden Sonntag in die Frühmesse. Wenn ich jetzt in der Coronazeit zum Nordportal hinaus gehe, sehe ich jedes Mal diese Sauerei“, deutet Hermann Dörfler auf das von Taubenkot verschmutzte Nordportal. Auch einige Tauben schauen neugierig vom Sims der Sakristei aus herüber. Wer oft frühmorgens dort vorbeikommt, weiß, dass hin und wieder das Pflaster von Brotresten und Getreide bedeckt ist, mit dem einige wenige Menschen aus falsch verstandener Tierliebe die Vögel mit Futter in die Stadt locken. Die Polizei hat sogar schon einmal mit einer beteiligten Dame gesprochen, aber das Taubenfüttern geht weiter.

Falken können das Problem nicht allein lösen

Durch die Rückkehr der Turmfalken in die Stadt hat sich die Situation ein wenig entspannt. Ab und zu findet der Mesner ein Taubenskelett rund um den Kirchturm. Aber allein können die Falken das Problem nicht lösen und der ätzende Taubenkot bleibt wo er ist – an den Sandsteinsimsen und Ornamenten der Kirche.

Auch Hermann Dörfler mag Tauben, „aber sie gehören nicht hierher, sondern in einen Taubenschlag“, sagt er. „Da müsste etwas von Seiten der Stadt gemacht werden“, fordert er. Wenn man die Taubeneier durch Gips-Duplikate ersetzte, wäre der Population beizukommen. Hermann Dörfler ist in Neumarkt gut vernetzt. Viele Handwerker hat er gefragt, ob sie bei Reinigung der Fassade vom Taubenkot helfen würden. Auch solche, „die von der Kirche schon Aufträge bekommen haben. Aber die sehen alle nur Probleme“. Er selbst ist kein Plauderer, sondern ein Macher. Wie sein Freund Bernhard Hofmann, der am gleichen Tag aber etliche Jahre später geboren ist und in Neumarkt einen erfolgreichen Reifenservice betreibt. Ehrenamtlich kümmert er sich mit dem Hochdruckreiniger darum, dass droben vor der Maria-Hilf-Kirche immer alles sauber ist.

Hilfsangebot dankend angenommen

„Wir haben das in ein paar Tagen schnell entschieden“, strahlen die beiden und Hans Pfeiffer – der Dritte im Freundesbund – hat sie kostenlos mit einem Kranwagen der Firma Jura Gebäude Service und druckstarker Technik ausgestattet. Der Münsterpfarrer Norbert Winner und sein Mesner haben das Hilfsangebot dankend angenommen. Es war ein hartes Stück Arbeit für Gotteslohn, aber zum Angelusläuten gehörte die zentimeterdicke Schmutzschicht der Vergangenheit an. „Die ganze Längsseite und auch die gotischen Fenster darüber waren total versch…“, erzählen Dörfler und Hoffmann.

Damit die Fassade rund um das Portal nun sauber bleibt, hat Hans Dörflers Enkel bei Amazon ein Gerät bestellt, das ähnlich einem Wühlmausschreck mit Schall ein zwanzig Quadratmeter großes Areal vor der Kirche taubenfrei halten soll. Großvater, Enkel und auch der Mesner hoffen, dass Amazon bald liefert.