Kultur
Neumarkter Museum erhält Naujoks-Werk

Das Museum Lothar Fischer ist um eine Attraktion reicher. Das hat die Einrichtung einer besonderen Schenkung zu verdanken.

24.02.2022 | Stand 15.09.2023, 7:05 Uhr
Gerd Schlittenbauer
Kai (2.v.l.) und Kathrin (r.) von Holleben haben das Werk von Heino Naujoks (2.v.r.) zur Freude von Museumsleiterin Pia Dornacher (l.) dem Museum überlassen. −Foto: Gerd Schlittenbauer/Gerd Schlittenbauer

„Wir wollen, dass er hier gut vertreten ist“, sagte Kai von Holleben, der zusammen mit seiner Ehefrau Kathrin das Museum Lothar Fischer mit einer bedeutenden Schenkung versah. „Er“ - das ist der Künstler Heino Naujoks, 1959 Mitbegründer der Münchner Künstlergruppe WIR, einem Pendant zu der Gruppe SPUR, in der auch Lothar Fischer mitwirkte. „Gemarterter und Engel“ nennt sich das Werk von 1961, das nun im WIR-Raum des Neumarkter Museums ausgestellt ist.

Heiko Graeve, Stiftungsvorsitzender, Josef Frankerl, Vorsitzender des Fördervereins und Museumsleiterin Dr. Pia Dornacher begrüßten die Ehrengäste anlässlich der Präsentation des Werks. „Die Schenkung eines solch kapitalen Werkes ist etwas ganz Besonderes“, freute sich die Museumsleiterin.

„Dieses Gemälde ist für das Museum Lothar Fischer, das über keinen eigenen Ankaufsetat verfügt, eine große Bereicherung.“ Das Sammler-Ehepaar von Holleben hat viele Werke von Fischer-Schülern gesammelt.

„Die damaligen Künstlergruppen“, sagte Pia Dornacher, „fanden die Münchner Akademie, an der sie studierten, veraltet“. Sie brachten sich gegenseitig nach vorne und sahen sich bald selber als die Akademie. Das Sammler-Ehepaar von Holleben hat das Bild „Gemarterter und Engel“ vom Künstler erworben und der Lothar & Christel Fischer Stiftung unter Vorsitz von Heiko Graeve als Schenkung überlassen.

Anlässlich der Schenkungsübergabe war der in München wohnende Maler Heino Naujoks selbst nach Neumarkt gekommen und erklärte sein Werk. Das Sammler-Ehepaar war nicht nur mit dem Bildhauer Lothar Fischer lose verbunden, sondern ist seit 2004 im Verein der Freunde des Museums Lothar Fischer aktiv und steht in gutem Kontakt zur Museumsleiterin Pia Dornacher. Kai und Kathrin von Holleben sind vor allem in enger freundschaftlicher Verbindung zum Maler Heino Naujoks. 1959 hatten sich die Münchner Kunststudenten Florian Köhler, Helmut Rieger und Heino Naujoks zur Gruppe WIR zusammengeschlossen, um alternativ zur als unzureichend empfundenen Ausbildung eine „eigene Akademie zu gründen“. Dieser künstlerische Verbund wurde 1961/62 noch einmal durch den Bildhauer Hans Matthäus Bachmayer und den Maler Reinhold Heller erweitert. Gemeinsam entwickelten alle Künstler, ähnlich wie die damals zeitgleich aktive Gruppe SPUR, einen sich stetig weiterentwickelnden Gruppenstil, der sich unter anderem mit den Alten Meistern, aber auch mit dem Bayerischen Barock auseinandersetzt. Man wollte „die Echtheit des Gefühls“ gegen die klägliche „Originalitätssucht der sogenannten Avantgarde“ stellen und war im Gegenzug bereit, nicht als solche erkannt zu werden, so heißt es im WIR-Manifest von 1960. Noch heute gilt das Wirken der Gruppe WIR als eine der markantesten Beiträge zur Erneuerung der zeitgenössischen Kunst im Bayern der Nachkriegszeit.

Vor allem der 1937 in Köln geborene Heino Naujoks, der von 1958 bis 1963 an der Akademie der Bildenden Künste in München Malerei studierte, war ein wichtiger Initiator und Impulsgeber der Gruppe. Naujoks ist seit 2007 Mitglied der Bayerischen Akademie der Schönen Künste.