Ehrenamtliche Retter
Neumarkts Feuerwehr leidet unter Dauerstress

20.07.2022 | Stand 15.09.2023, 4:21 Uhr
Neumarkter Feuerwehrleute haben einen brennenden Lastwagen am Berliner Ring gelöscht (Archiv). Dieser Tage gibt es viele Einsätze. Das belastet die ehrenamtlichen Einsatzkräfte. −Foto: Vifogra/Klein

Die Ehrenamtlichen der Neumarkter Feuerwehr haben dieser Tage viele Einsätze. Der Kreisbrandmeister möchte auf die Belastung aufmerksam machen.

Der Alarm reißt Kreisbrandmeister Daniel Gottschalk aus dem Schlaf. Es ist kurz vor 1 Uhr. Ein Rauchmelder in einer Neumarkter Wohnung hat angeschlagen. Der 32-Jährige rückt mit neun Kollegen aus. Vor Ort stellt sich heraus: Fehlalarm. Trotzdem fehlt den ehrenamtlichen Feuerwehrleuten nun eine Stunde Schlaf. Und der Tag fängt gerade erst an.

Gegen fünf Uhr kommt die nächste Alarmierung: Schwerer Verkehrsunfall. So schildert Gottschalk die Einsatzbelastung am vergangenen Freitag.

Keine Ruhe für die Retter

Acht Mal musste er ausrücken – weil ein Mann bei einem Unfall auf der A3 lebensgefährlich verletzt worden war, weil ein Kind gesucht werden musste oder weil die Polizei Hilfe brauchte, eine Tür aufzubrechen. „Das war sehr geballt in unserer Empfindung“, sagt Gottschalk über die Zahl der Einsätze. Derzeit sei die Einsatzbelastung für ihn und seine Kameraden „enorm hoch“ – auch, weil sie nicht zur Ruhe kommen können.

Gottschalk musste vergangenen Freitag zwischen 15 und 19 Uhr jede Stunde ausrücken, am Samstagmorgen noch mal um 3 und um 8 Uhr. „Wenn man zwei bis drei Mal in der Nacht raus muss, wird es richtig hart“, sagt Gottschalk. Erst recht, wenn es mehrere Nächte hintereinander so gehe. Gottschalk will nicht jammern oder anklagen. Er möchte die Menschen in Neumarkt auf die aktuelle Situation der Feuerwehrleute aufmerksam machen.

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Während über Personensuchen, Großbrände und Unfälle in der Zeitung berichtet werde, bekomme man als Bürger von vielen kleineren Einsätzen kaum etwas mit – vom defekten Rauchmelder bis zur Dorffeuerwehr, die keine Drehleiter hat und daher die Kameraden aus Neumarkt anfordert. Und jeder Einsatz bedeute für die ehrenamtlichen Retter eine Stunde, die sie nicht mit ihrem Kind verbringen können oder die sie im Job nacharbeiten müssen.

Hitze belastet Feuerwehr

Einen einzelnen Grund für die vielen Einsätze kann Gottschalk nicht nennen. Er geht von einer zufälligen Häufung aus. Die Einsatzbereitschaft der Feuerwehr sei bisher nicht gefährdet. Dass die Hitzewelle mehr Brände auslösen wird, glaubt Gottschalk auch nicht. Aber: „Auch uns belastet die Hitze mit unserer dicken Schutzkleidung“, sagt er.

Bei Einsätzen müssen nun mehr Pausen eingeplant werden. Daher würde sich Gottschalk auch über Menschen freuen, die bei der Feuerwehr mitmachen wollen. Zwar habe die Feuerwehr derzeit genug Ehrenamtliche, um die Aufgaben zu bewältigen. Aber: „Viele Schultern“ können die Last besser tragen, sagt er.