Historie
Nur die Farbe Gelb blieb gleich

Statt des Lohns bekam der Briefträger früher schon mal „ein grobes Maul“. So hat sich das Postwesen in Roding verändert.

29.04.2021 | Stand 16.09.2023, 3:21 Uhr
Früher musste ein Postbote viel zu Fuß gehen – zum Beispiel von Roding nach Nittenau und zurück. −Foto: Jonas Güttler/picture alliance/dpa

Das Postwesen hat sich in den vergangenen Jahrhunderten stets den Entwicklungen angepasst. Eines blieb bis heute gleich: die Farbe Gelb. Heute gibt es in Roding nur noch wenige Briefkästen, die Postannahmestelle ist in der Schellererstraße beim Rewe. Wie aber war das früher?

1805 gingen die in Bayern und der Oberpfalz gelegenen Postämter an den Staat über, schrieb der Dieß’n Wack in seiner Chronik. Im Landgerichtsbezirk Roding gab es nur in Nittenau ein Postamt. Die Postverbindung ging über Regensburg-Kürn-Nittenau-Neukirchen-Rötz-Waldmünchen. Durch den kurfürstlichen Erlass vom 21. Dezember 1845 erhielten die Postämter eine Verfassung. Anstelle der bisherigen schwarz-gelben Dienstkleidung kam ein gelbblauer Rock mit strengem Aufschläger. „Ein Brief, den am Mittwoch der Bote Seidl aus Cham in Roding mitnimmt, kommt dort am Donnerstagnachmittag an. Ein anderer Brief, der am Mittwoch abends in Richtung Nittenau abgeht, kommt am Samstag mittags in Amberg an“, schreibt Eduard Trinkerl in seiner Chronik.

Die General-Administration der königlichen Post genehmigte am 14./16. Dezember 1846 eine eigene Postexpedition in Roding. Im Markt Roding wurde eine Brief- und Postfahrerexpedition mit Poststall eingerichtet. Die Verbindung mit Cham sollte eine tägliche „Carriolpost-Fahrt“ gewährleisten. Den Zuschlag erhielt der Tafernwirt und Ökonom Georg Ring. Andreas Ring, Häusler in Stamsried und „Rodinger Bote“, erhielt am 1. April 1847 die Postexpedition Roding. Christoph Preglauer wurde für den Markt Roding und einige weitere Gemeinden als Briefträger angestellt. Von jedem Brief sollte er einen Kreuzer erhalten. Bald beklagte er sich: „Kein Mensch gibt mir diesen Briefträgerlohn, sondern höchstens bekomme ich, wenn ich dasselbe verlange, ein grobes Maul.“

Zu Fuß und mit dem Fuhrwerk

Ein Stellwagen sorgte für die Postverbindung zwischen Roding und Nittenau. 1849 traf der fahrende Bote Seidl von Cham jeden Mittwoch um 16 Uhr in Roding ein. Er beförderte Briefe und Pakete über Walderbach nach Nittenau. Am Samstag um 8 Uhr war er zurück in Roding. Der Amtsbote Preglauer beförderte einfache Briefe und Pakete von geringem Gewicht, aber kein Geld. Am Dienstag und am Freitag marschierte er nach Nittenau und zurück. Der Bote Häupl beförderte einfache Briefe, kein Geld, am Samstag von Walderbach nach Roding und zurück. 1852 wurden tägliche Postfahrten zwischen Roding und Cham eingeführt – die Carriolpost, ein leichtes, einachsiges Fuhrwerk, auf dem neben dem Kutscher noch ein bis zwei Personen Platz hatten. Mit der Inbetriebnahme der Eisenbahnlinie Schwandorf-Cham-Furth im Wald 1861 verloren die Postlinien an Bedeutung. Die Eisenbahn beförderte fortan Postsachen.

Als Poststallhalter Anton Ring, der von seinem Vater Andreas diese Funktion übernommen hatte, 1893 sein Anwesen an den Bierbrauer Andreas Rothfischer verkaufte, wurde Letzterem der „Poststalldienst“ amtlich übergeben. Der neue Inhaber verlegte 1899 die Poststelle in sein neu erbautes Wohnhaus in der Falkensteiner Straße 205. 1908 erwarb das Ehepaar Rothfischer das spätere Zeitler-Haus in der Regensburger Straße 175 und brachte dort 1909 das Postamt unter. Bis zum eigenen Postgebäude im Jahre 1933 in der Schulstraße – dort sollte einmal die Rodinger Schnitzerschule gebaut werden – blieb die Post in diesen Räumen.

1924 waren in Roding 26 Telefonanschlüsse registriert. Am 11. Mai 1875 wurde die Postverbindung Roding-Bahnhof hergestellt. 1875 wurde der „Telegraph“ vom Postgebäude aus über die Ostbahnstation nach Schwandorf, Regensburg und auf der Falkensteiner Straße entlang nach Falkenstein angelegt. Am 15. August 1892 wurde der erste Briefkasten am Haus Engelbert Greiner (Hs.-Nr. 38) angebracht und täglich fünfmal geleert. Ein weiterer Briefkasten folgte 1898 am Rathaus, der 1926 an den Pfarrhof verlegt wurde. Ab 1898 gab es erste Postomnibusfahrten von Roding zum Bahnhof für 30 Pfennig.

Aufmärsche vor dem Postamt

Als 1930 die Absicht bestand, das Postamt nach Mitterdorf zu verlegen, konnte sich die Postbehörde in Roding einen Platz frei aussuchen. Sie entschied sich für die heutige Schulstraße. Dort war auch die Marktwaage zwischen dem damaligen Knabenschulhaus und dem Postgebäude aufgestellt. Unter den Nationalsozialisten wurde des Öfteren die Hakenkreuzfahne gehisst und Aufmärsche abgehalten. Nach Kriegsende zog Oberpostrat Vogl, der auch im Postamt wohnte, bei besonderen Anlässen die Flagge der Bundesrepublik hoch. Und die Kindergartenkinder begrüßten Fähnchen schwingend den Landesvater Franz Josef Strauß. Auch die Bundeswehr marschierte öfter vor der Post auf.

1928 kaufte Josef Lösl aus Rannersdorf das Gasthaus zur Post am Oberen Markt. Später wurde das Gebäude abgerissen und der heutige Gebäudekomplex errichtet. Dort war lange Zeit das „Treff“. (rjm)