Artenschutz
Parsberg kämpft gegen Steinwüste

Die Stadt zahlt Bauherren einen Ökobonus, wenn sie ihren Garten naturnah gestalten und so etwas für Natur und Klima tun.

07.09.2021 | Stand 16.09.2023, 0:36 Uhr
Mit dem Ökobonus sollen im neuen Baugebiet mehr naturnahe Gärten entstehen. −Foto: Markus Rath

Der Wunsch nach einem pflegeleichten Garten treibt teils wenige, aber um so mehr skurrile Blüten. Das weiß kaum jemand besser als Landschaftsarchitektin Maria Boßle aus Parsberg. „Der Garten wird oft automatisiert. Er soll schön sein und gleichzeitig keine Arbeit machen.“

Dem Trend entgegenwirken

Die Folge sind versiegelte Flächen, Steinwüsten mit wenigen, oft nicht einmal heimischen Pflanzen. Leitragende sind Bienen und andere Insekten, Vögel und Kleintiere, die hier weder Nahrung noch Lebensraum finden.

„Diesem Trend, den heimischen Garten immer mehr zu versiegeln, will der Parsberger Stadtrat entgegenwirken“, sagt der zweite Bürgermeister Jakob Wittmann (FW). Deshalb habe das Gremium nach einem Weg gesucht, in neuen Baugebieten mehr für den Artenschutz zu tun und dem Insektensterben entgegenzuwirken. Da beim Baugebiet Südost-D die Planung und das Aufstellungsverfahren bereits weit fortgeschritten waren und schlug die Bauverwaltung dem Stadtrat vor, über einen Ökobonus einen Anreiz für die Bauherren zu schaffen, ihren Garten naturnah und ökologisch sinnvoll zu gestalten, berichtet Sachbearbeiter Wolfgang Behringer. Zusammen mit Boßle sei dann eine Broschüre erarbeitet worden, die dem Häuslebauer hilft, dieses Ziel zu erreichen.

Ein Ökobonus als Anreiz

Wer von 20 vorgestellten Ideen nur fünf umsetze, erhält laut Behringer eine Prämie von zwei Euro pro Quadratmeter, sprich bei einem Grundstück von 600 Quadratmeter immerhin 1200 Euro. Dieser Ökobonus gelte nicht nur für das Baugebiet Südost D, sondern auch für das Baugebiet „Moritzenberg“ im Ortsteil Willenhofen. Wittmann: „So will die Stadt Parsberg für Klima- und Artenschutz werben. Unser Ziel ist ein blühender und naturnaher Garten. Das Ergebnis sehen wir, wenn die Häuser stehen und die Gärten angelegt worden sind.“

Er sei jedoch guter Dinge, das viele Bauherren die Idee so aufgreifen wie Oliver Mück und seine Frau Christine in Willenhofen. „Wir haben ein Holzhaus gebaut und wollen das auch im Garten weiterführen.“ Ziel sei es, nicht alles zuzupflastern, sondern bei der Gartengestaltung die Natur nachzuempfinden. Den Ökobonus bezeichnet Mück als guten Anreiz.

Doch woran liegt es eigentlich, dass immer weniger Menschen ihren Garten so gestalten, wie das früher Sitte war, und dass ein Ökobonus als Anreiz für ein Umdenken notwendig ist? „Ich denke, wenn das Haus endlich fertig gebaut ist, ist bei vielen Bauherren erst einmal die Luft raus“, sagt Boßle. Oft fehle auch der Mut, einen Experten um Rat zu fragen, wenn es darum geht, einen Garten zu gestalten, der wenig Arbeit macht und trotzdem ökologisch wertvoll ist. Boßle: „Anders als beim Hausbau selbst sehen viele hier eine Aufgabe, die sie selber leisten müssen.“ Und so würden falsche Schlüsse gezogen.

In der Broschüre zum Ökobonus werden die häufigsten Fehler genannt: „In vielen bestehenden Gärten lebt außer den wenigen grünen Pflanzenteilen leider nichts“, steht dort geschrieben. Denn bei den verwendeten Pflanzenarten handelt es sich häufig um Zuchtformen und/oder nichtheimische Arten, die sich nicht gut in das lokale Ökosystem einfügen. In derartigen Gärten hätten Vögel, Insekten oder seltene Wildblumen keine Chance. Zudem tragen die sterilen, unpassenden Materialien dazu bei, dass solche Gärten nicht einladend, sondern abweisend wirken.

Chance für die Natur

„Die richtige Konsequenz wäre, den Garten mehr in Ruhe zu lassen und der Natur eine Chance zu geben, etwas Schönes hervorzubringen“, sagt dazu Boßle. Oft sei es besser, nur behutsam regulierend einzugreifen. Hier wünsche sie sich bei den Eigenheimbesitzern mehr Mut. In der Broschüre empfiehlt die Stadt eine „spannungsvolle Pflanzung, die den Jahreslauf erlebbar macht und das Haus mit seiner Umgebung verbindet.“

Es gebe für jeden Gartentyp eine gute Lösung. Ziel sei es, dass der Garten Lebensräume und Nahrung für heimische Tiere und Pflanzen bietet. Dies geschehe durch die Auswahl der Pflanzen. Zudem sollten verschiedene Plätzen nach natürlichem Vorbild errichtet werden. Dabei sei es wichtig, auf Plastik zu verzichten und Naturmaterialien zu verwenden.