Natur
Plastikblumentöpfe trüben Gärtnerfreude

Ein Großteil der Behälter wird weggeworfen. Obwohl sie aus Kunststoff sind, haben sie im Gelben Sack nichts zu suchen.

03.04.2017 | Stand 16.09.2023, 6:39 Uhr

Pflanzen werden üblicherweise in Plastikblumentöpfen verkauft, für die es dann häufig keine Verwendung mehr gibt. Foto: Bernd von Jutrczenka

Frühlingszeit ist Pflanzzeit. Kaum werden die Temperaturen milder, drängt es Pflanzenliebhaber nach draußen, um Beete im Garten, Schalen vor dem Haus oder den Balkon zu verschönern. Es dauert nicht lange, dann türmen sich die schwarzen Plastikblumentöpfe. Oft werden sie dann im Keller verstaut, denn irgendwann kann man sie sicher noch einmal brauchen. Und so geht es Jahr für Jahr und es werden immer mehr Plastiktöpfe – bis man sich endlich dazu durchringt, sie wegzuwerfen.

Die Stadtgärtnerei nutzt jedes Jahr mehr als 40 000 solcher Töpfe. Wiederverwendet werden können nur die größeren Töpfe. Die kleineren werden entsorgt. „Wir müssen alle Töpfe, bevor wir sie wiederverwenden, desinfizieren“, sagt der Chef der Stadtgärtnerei Georg Ziegler. Denn in der Erde gebe es immer wieder Bakterien und die kleinen Pflänzchen hätten noch keine guten Abwehrkräfte.

Behälter desinfizieren

Rund 30 000 Töpfe müssen für die Anzucht ausgetauscht werden. „Die Töpfe kosten nur einen Cent-Betrag. Für die Desinfektionslösung zahle ich 80 Euro. Da kann ich viele Töpfe kaufen“, erklärt Ziegler. Der niedrige Preis der Töpfe sei auch das Problem. Darum gebe es so viel Plastikmüll. Die größeren Töpfe, Ziegler spricht von einer Menge zwischen 10 000 und 12 000, werden für widerstandsfähigere Pflanzen oder robustere Stecklinge wiederverwendet. Sie werden gestapelt und in Gitterboxen gelagert. Anders sieht es mit den Blumenträgern aus. Bei ihnen handelt es sich um Mehrfachverpackungen und sie werden zurückgegeben, wenn sie in der Stadtgärtnerei nicht mehr benötigt werden.

Müssen Plastikblumentöpfe entsorgt werden, dann gehören sie nicht in den Gelben Sack, sondern in den Restmüll. Als Grund nennt Walter Schardt-Pachner, Abfallberater am Landratsamt, dass Blumentöpfe nicht als Verpackung lizenziert sind und deshalb in den Restmüll gehören.

Müll wird nicht getrennt

Ein Ort, an dem sich immer wieder Plastikblumentöpfe stapeln, ist der Friedhof. Die Neumarkter können auf den Friedhöfen Kerzen, Plastikmüll und Gestecke oder Kränze getrennt entsorgen. Mehr als 200 Kubikmeter Grüngut muss Ziegler Jahr für Jahr auf der Deponie entsorgen – obwohl der Bauhof eine Kompostieranlage hat. „Die Leute werfen viel in den Grüngutcontainer, was da nicht hineingehört“, sagt der Stadtgärtner.

So finden sich im Container auch immer wieder leere Plastikblumentöpfe oder die Verpackung von Graberde. In Städten sei das ein größeres Problem, sagt Ziegler. „Auf dem Land schauen die Leute mehr auf ihren Nachbarn.“

Eine Idee, wie die Menschen dazu gebracht werden können, ihren Müll besser zu trennen, hat Ziegler nicht. „Es wäre schön, wenn die Leute mehr darauf achten würden, aber da habe ich wenig Hoffnung. Viele lernten nur, wenn sie bezahlen müssten.

Algen an Papiertöpfen

Auch Alfons Greiner, Vorsitzender der Ortsgruppe Neumarkt vom Bund Naturschutz, bemängelt die Recyclingmoral der Bürger. „Es ist Wahnsinn, was alles in dem Grüngutcontainer am Friedhof liegt. Die Leute sind so gedankenverloren. Wenn wir alle aufpassen, könnten wir viel mehr recyceln.“ Eine Alternative für die Plastikblumentöpfe und eine Möglichkeit, Plastikmüll zu vermeiden, sieht Alois Greiner in kompostierbaren Materialien. „Aber das ist eine Geldfrage.“

Für Gärtnereien gebe es jedoch keine Alternative, sagt Herbert Haberler, Chef der gleichnamigen Gärtnerei in Pölling. Es gebe zwar Alternativprodukte, doch die seien nur bedingt geeignet. „Papiertöpfe werden, wenn sie zu lange stehen, weich und brechen auseinander“, sagt Haberler. Außerdem bekämen Kunden grüne Finger, da sich außen an den Töpfen Algen bildeten. Ein weiterer Punkt sei, dass es zu Problemen mit der Maschine beim Einpflanzen der Blumen kommen könne.

Haberler ist Nachhaltigkeit sehr wichtig. Seit sieben Jahren bietet er seine Pflanzen in Regionaltöpfen an. Das Besondere daran: Die Gärtnerei nimmt die weißen Plastiktöpfen mit grünem Aufdruck wieder zurück. Doch das Angebot wird nur schleppend angenommen. „Ich glaube nicht, dass es unseren Kunden so bewusst ist“, sagt Haberler.

Pfandkiste statt Pappschachtel

„Es ist wie ein Kasten beim Getränkekauf“, sagt Haberler. Er freut sich, die Kisten endlich anbieten zu können, und hofft, dass sie von den Kunden gut angenommen werden. Auch Landrat Willibald Gailler freut sich in seiner Funktion als Kreisvorsitzender der Gartenbauvereine über das neue Angebot. „Je weniger Abfall wir produzieren, desto besser.“

Wir haben mit Walter Schardt-Pachner, Abfallberater am Neumarkter Landratsamt, über die richtige Entsorgung der Plastikblumentöpfe gesprochen:

Wie werden Plastikblumentöpfe richtig entsorgt? Gehören sie in den Gelben Sack oder doch in den Restmüll?

Blumentöpfe sind nicht als normale Verpackung lizenziert, sie sind eher ein Gebrauchsgegenstand. Sie dürfen über den Hausmüll entsorgt werden. Aber es empfiehlt sich, sie aufzuheben und selber Zucchini oder Kürbisse anzuziehen. Dafür sind sie super geeignet.

Wie sieht es mit Säcken aus, in denen Erde oder Kunstdünger waren?

Müssen die Plastiksäcke vor der Entsorgung gereinigt werden?

Die Säcke müssen nicht ausgewaschen werden. Es reicht, wenn sie restentleert sind. Etwas Erde oder ein Staubkorn Kunstdünger sind vernachlässigbar. Werden sie ausgewaschen, dann bitte nicht mit Leitungswasser. Sonst würde die ganze Ökobilanz auf den Kopf gestellt. Der Energie- und Wasserverbrauch wiegt schwerer als die Verunreinigung.

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