Kunst
Radama Gruppe schenkt Museum seine Werke

Das Museum Lothar Fischer bekommt Werke und Material der polarisierenden Gruppe. 2020 soll es eine Ausstellung geben.

22.07.2019 | Stand 16.09.2023, 5:33 Uhr
Josef Wittmann

Die Freunde Max Strack, Gretel Stadler-Eisch und Erwin Eisch (v.l.) sahen sich am Sonntag nach langer Zeit in Neumarkt wieder. Foto: Wittmann

„Wir hatten Spaß am Kreativen. Da war das Leiden an der Position des Künstlers in der technisierten Welt. Und dann haben wir gemerkt, wir sind ja Gestalter und haben das Leiden an den Bolus Krim transportiert. Der hat es für uns getragen. Nicht gerade ein Christus, aber doch ein Bolus“, erzählt Max L. Strack.

Und seine Augen blitzen beim Gedanken an den Skandal, den er und seine Freunde Erwin Eisch und Gretel Stadler als Künstlergruppe Radama im Januar 1961 in den deutschen und internationalen Feuiletons von der Süddeutschen bis zum Stern angerichtet haben.

Sie hatten eine Ausstellung dem verstorbenen Radama-Künstler Bolus Krim gewidmet. Der habe ein schweres Schicksal in Nazi-Deutschland gehabt, die Mutter im Konzentrationslager verloren und sei früh gestorben. Aber dieser Bolus Krim war frei erfunden, Erwin Eisch hatte schon 1959 im Haus der Kunst ein Bild mit diesem Pseudonym ausgestellt und das Radama-Trio füllte diesen Rahmen dann aus.

Radama-Ausstellung kommt 2020

Eine BR-Journalistin, die den „Betrug“ auffliegen ließ, unterstellte Eisch, Stadler und Strack, sie hätten auf das schlechte Gewissen des entnazifizierten Deutschland spekuliert, um ihre Werke unter dem Label „Bolus Krim“ besser verkaufen zu können. Und die veröffentlichte Reaktion deutet bis heute darauf hin, dass es ein sehr schlechtes Gewissen gewesen sein muss. Aus dem Ausland kam jedenfalls eher Anerkennung für den „Jokus mit Bolus“ und die gelungene Irreführung mit breiter Presseresonanz. Seither tauchen der Name Bolus Krim und die Gruppe Radama immer wieder auf, wenn von der bundesdeutschen künstlerischen Avantgarde vor 1968 gesprochen wird. Aber genauere Infos über Radama gibt es kaum.

Das wird sich ändern, denn Gretel Eisch und Erwin Eisch, die 1962 geheiratet haben, schenken dem Neumarkter Lothar-Fischer-Museum eine umfangreiche Sammlung von Bildern, Skulpturen, Fotos, Redentwürfen und vor allem Briefen aus der Radama-Zeit. Die werden nun von Dr. Margit Brehm aufgearbeitet und im Herbst 2020 wird es im Museum eine große Radama-Ausstellung und dazu einen erstklassigen Katalog geben.

Strack und Fischer waren zusammen studieren

Das ist kein Zufall, denn Strack und Fischer kannten sich vom ersten Studientag an. Sie radelten gemeinsam über die Alpen nach Florenz und arbeiteten Seite an Seite mit Erwin Eisch und Gretel Stadler im gemeinsamen Atelier. 1958 gründeten sie die Gruppe Spur, von der sich Radama 1960 abspaltete.

Und es ist doch ein wenig Zufall, denn die Eischs boten die Schenkung zuerst einem großen Münchner Museum an. Aber dort war man etwas zu langsam. So holte Dr. Pia Dornacher den Schatz nach Neumarkt.

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