Marktrat
Ringen um den Wohnungsbau in Pavelsbach

Über die Reihenhäuser in Pavelsbach wurde lange diskutiert. Die Gemeinde wird Mitglied im Verein Gemeinwohl-Ökonomie Bayern.

09.09.2020 | Stand 16.09.2023, 4:43 Uhr
Josef Wittmann
Vom Dillberg herunter sieht Postbauer-Heng so idyllisch aus wie immer. Aber auch hier geht der Trend zur Nachverdichtung. −Foto: Josef Wittmann

Am sozialen Wohnungsbau scheiden sich auch im Marktrat von Postbauer-Heng die Geister. „Ich bin zwar dafür, aber eigentlich möchte ich’s nicht gleich nebenan haben“. So dächten viele Gemeindebürger, vermutet Bürgermeister Horst Kratzer. Und die dritte Bürgermeisterin Gabriele Beyer ärgert sich über die Diskussion im Marktrat. Meist folge man fast allen Wünschen, „aber immer wenn es um den sozialen Wohnungsbau geht, haben wir diese Diskussionen. Mittlerweile regt mich das ein bisschen auf“.

Stein des Anstoßes ist das Baugebiet Michaelstraße in Pavelsbach. Dort sollen Reihenhäuser entstehen. Der Plan hält alle Vorschriften der Bauordnung ein. Er schmeckt aber den Bürgern im direkten Umfeld nicht. Ihr Anwalt hat einen Brief ins Rathaus geschickt. Die geplante Bewohnerzahl sei im Vergleich zur Umgebung zu hoch.

Billigungsbeschluss erteilt

Bürgermeister Kratzer versuchte, bei der Sitzung zu versachlichen. Ein positiver Billigungsbeschluss in diesem Einzelfall sei kein Freibrief für andere mögliche Vorhaben in dieser Straße. „Damit ist auch noch kein Baurecht da, sondern nur der Beginn der zweiten Runde“, in der die Öffentlichkeit beteiligt werde und jedermann Einwände geltend machen könne. „Wenn man heute so eine Fläche plant, würde von Haus aus eine größere Anzahl Menschen dort wohnen“, sagte er und Gabriele Beyer ergänzte: „Wir müssen den Pro-Kopf-Verbrauch der Grundstücke senken.“ Bei sechs Gegenstimmen wurde der Billigungsbeschluss erteilt.

Der Ortsteil Pavelsbach war an diesem Abend überhaupt ein großer Schwerpunkt in der Tagesordnung. An der Ulrichstraße im Osten Pavelsbachs soll ein 5000 Quadratmeter großes Gebiet bebaut werden. Der Planer soll nun einen neuen Entwurf vorlegen, der die bisherige Stichstraße zwischen den neuen Bauten fortführt, damit Räumdienst, Müllabfuhr und die Notdienste dort ohne Wendemanöver ihre Aufgaben erfüllen können.

Der diskussionsfreudige Marktrat stimmte schließlich auch dem Auftrag an die Verwaltung zu, die Planungen für einen Gehweg in der Simonstraße voranzubringen. Ein anderer Antrag wird zurückgestellt. Der Bauausschuss will sich das „Feuchtgebiet“ erst vor Ort ansehen.

Ziel:Konzept: Organisation:
Gutes Leben für alle mit ethischer Marktwirtschaft statt Geld-Kapitalismus.Für Beiträge zum Gemeinwohl soll es Vorteile bei Steuern, Krediten und öffentlichen Aufträgen geben.Menschen, Firmen und Gemeinden sind Mitglied bei (über-)regionalen Vereinen.

Die Feuerwehrleute in Pavelsbach können sich über die Vergabe der Rohbauarbeiten ebenso freuen, wie Baumeister Götz über die von ihm erbetene Zustimmung zur Vergabe von Liefer- und Bauleistungen über etwa 1,9 Millionen Euro für die Hochbehälter an Grünberg und Dillberg an die günstigsten Firmen im Bieterverfahren.

25 neue Nistkästen

Und im Baugebiet „Brandmühle/Kothmühle/Rebhuhnweg“ haben Fledermäuse und Vögel Grund zum Jubilieren, weil insgesamt 25 Nistkästen angebracht werden, um Konflikte mit der Natur zu vermeiden.

Noch ein Beschluss erfolgte einstimmig: „Es ist selbstverständlich, dass wir bei Gemeinwohl-Ökonomie Bayern e.V. auch Mitglied werden“, warb Horst Kratzer mit Erfolg um Zustimmung für die Jahresgebühr von 450 Euro. Es solle in der Metropolregion Nürnberg noch ein paar weitere neue Mitglieder geben, die nicht Kommunen seien, habe er gehört.