Kommunalpolitik
Rothauscher zieht sich zurück

Der SPD-Stadtrat möchte sein Stadtratsmandat niederlegen. Er gibt berufliche Belastung als Grund an.

26.07.2012 | Stand 16.09.2023, 21:01 Uhr
Harald Kuchler

SPD-Stadtrat Bernhard Rothauscher will sein Amt niederlegen.

SPD-Stadtrat Bernhard Rothauscher möchte sein Amt niederlegen. Als Grund gibt der ehemalige SPD-Ortsvereinsvorsitzende seine berufliche Belastung als stellvertretender Schulleiter am Johann-Michael-Fischer-Gymnasium an. Rothauscher war im März 2008 zum ersten Mal mit sehr gutem Stimmenergebnis in den Stadtrat gewählt worden. In Insiderkreisen wird gemunkelt, dass sich das Verhältnis zwischen Rothauscher und SPD-Bürgermeister Heinz Karg zunehmend abgekühlt habe.

Im Februar 2012 wurde Rothau-scher zum ständigen Stellvertreter am Johann-Michael-Fischer-Gymnasium bestellt. „Für diese neue Tätigkeit ist sehr viel Zeit, Energie und Engagement vonnöten, insbesondere weil bereits seit September 2011 die Anzahl der Direktoratsmitglieder unserer Schule von vier auf drei reduziert wurde“, schreibt der 40-Jährige Mathematik- und Physiklehrer in seinem Antrag auf Niederlegung seiner Ämter an Bürgermeister Karg und die Mitglieder des Stadtrats.

Trotz großer Bemühungen kristallisiere sich nun heraus, „dass ich aufgrund des damit verbundenen zeitlichen Mehraufwands mein Amt als Stadtrat nicht mehr ordnungsgemäß ausüben kann“, heißt es weiter. Er bitte deshalb, mit sofortiger Wirkung sein Amt als Stadtrat niederlegen zu dürfen. Dies betrifft auch die weiteren damit verbundenen Ämter: Rothauscher ist Vorsitzender des Rechnungsprüfungsausschusses, Aufsichtsrat der Stadtbau GmbH und Mitglied des AK Städtedreiecks.

„Ich will meinen Job an der Schule gscheit machen“, sagte der scheidende Stadtrat zur MZ, er müsse deshalb leider seine Nebentätigkeiten reduzieren. Zur Frage, ob er sich später wieder einmal politisch betätigen wolle, sagte er: Darüber habe ich noch nicht nachgedacht.“

„Ich bedauere den Rückzug des Kollegen“, sagte Fraktionsvorsitzender Wolfgang Dantl auf Anfrage der MZ. Es sei sehr schade, habe sich aber schon angedeutet, da Rothauschers Pensum in der Schule größer geworden sei. „Wir verlieren einen hervorragenden Fraktionskollegen“, so Dantl, „der über sehr gute Kontakte und Beziehungen verfügte.“

Auch in eher konservativen Kreisen sei Rothauscher geschätzt worden, so sei er Mitglied des Pfarrgemeinderats in St. Vitus. „Da bleibt natürlich eine Flanke offen“, so Dantl, „aber wir müssen nach vorne schauen.“ Zu Gerüchten, es steckten auch noch andere als berufliche Gründe hinter Rothauschers Rückzug wollte Dantl sich nicht äußern: „Das ist hochspekulativ, an Kaffeesatzleserei beteilige ich mich nicht.“

SPD-Ortsvereinsvorsitzender Bernhard Krebs bedauert ebenfalls die Entscheidung von Bernhard Rothauscher. „Da ich ihn jedoch als jemand kennen gelernt habe, der immer vollen Einsatz leistet, verstehe und respektiere ich den Schritt, den seine berufliche Karriere mit sich bringt.“ Rothauscher habe ihn vorab über seinen Entschluss informiert. „Wichtig ist, dass Bernhard Rothauscher nach eigenen Aussagen Mitglied des SPD-Ortsvereins und zum Beispiel dem Redaktionsteam der künftigen SPD-Zeitung erhalten bleibt. Mir persönlich sind und bleiben sein Rat und seine Meinung sehr wichtig.“

Allerdings gibt es auch Stimmen in der SPD, die glauben, dass Rothauschers Rückzug nicht nur mit seiner neuen beruflichen Aufgaben zu tun hat. Gründe hätten sich vielmehr über Jahre summiert, mit dem als dominant bekannten Bürgermeister Heinz Karg hätten sich des öfteren Konflikte ergeben. Rothauschers Wort habe wohl nicht soviel Gewicht gehabt, wie er sich das wünschen würde, meint ein Insider. Trotzdem habe Rothauscher immer die Fraktionsdisziplin nach außen eingehalten.

Zu solchen „Gerüchten“ will sich der städtische Pressereferent Michael Hitzek nicht äußern. Aus dem Rathaus heißt es, dass Bürgermeister Heinz Karg die Rückzugsentscheidung des Stadtrats bedauere. Karg: „Dieser Rückzug kommt zwar überraschend, das Argument, der Schule den Vorrang einzuräumen, ist aber nachvollziehbar.“ Das Ausscheiden von Rothauscher aus dem Stadtrat sei ein Verlust, „denn seine Arbeit war in den vier Jahren seiner Zugehörigkeit zum Gremium sehr geschätzt.“

Rothauscher war Anfang 2009 nach zwei Jahren als SPD-Ortsvereinsvorsitzender überraschend zurückgetreten. Damals begründete er seinen Schritt u.a. damit, dass sein Wunsch nach „einem zukunftsorientierten Wandel des politischen Stils“ und „anderen Wegen der Entscheidungsfindung“ nicht das gewünschte Gehör gefunden hätten.