Kultur
Schloss öffnete sein Innerstes

Julia Tanterl lud die Miltacher zum Tag der offenen Tür. Verbunden war der Aktionsnachmittag mit einer Kunstausstellung.

05.04.2022 | Stand 15.09.2023, 6:04 Uhr
Erwin Vogl
Julia Tanterl (4. von rechts) öffnete ihr Schloss für Besucher. Offizieller Vertreter der Gemeinde war Bürgermeister Johann Aumeier (3. v. r.). −Foto: Erwin Vogl

Auf unerwartet großes Interesse stieß die Einladung zu einem Besuch im Schloss Miltach, das Besitzerin Julia Tanterl am Sonntag ermöglichte. Das Publikum konnte sich dabei an frühere kulturelle Veranstaltungen erinnern, die es hier in den historischen Räumen regelmäßig erleben durfte.

Darüber hinaus bot sich die Möglichkeit, großformatige, spezielle Fotoarbeiten von Professor Dietmar Tanterl zu betrachten. In seiner Begrüßung zeigte sich Bürgermeister Johann Aumeier hocherfreut, dass nach mehreren Jahren die Bevölkerung nun wieder die Möglichkeit einer Besichtigung des Gebäudes erhielt.

Erinnerung an Kulturhighlights

Bei so manchem der Gäste erweckte der Besuch sicher viele Erinnerungen an kulturelle Veranstaltungen, die das frühere Besitzerehepaar Breu-Schleyerbach jahrzehntelang im Schloss Miltach anbot. Am Sonntagnachmittag war der Besuch nicht minder interessant, da im Obergeschoss alle Räume zum Betreten freigegeben waren, früher von Glasscheiben versperrt. Als offizieller Vertreter der Gemeinde war Bürgermeister Johann Aumeier sehr froh, dass Julia Tanterl nach Jahren der Ruhe ihre Räume zur Besichtigung freigab. In einem Rückblick erinnerte der Sprecher an die vielen Vorbesitzer von Schloss Miltach, dessen Entstehungszeit zwar nicht genau datiert ist, jedoch weit zurückgeht, da Miltach an der Einmündung des Perlbachs in den Regen bestimmt schon lange besteht. Nach den Adeligen von Peilnstein, von Weichs, von den Reithorner, von Leiblfing kam Schloss Miltach an die Schönprunner. Dieses Geschlecht behielt knapp 200 Jahre lang das Schloss in seinem Besitz.

Von der Erbengemeinschaft der Schönprunner kaufte 1871 der Volksschriftsteller Maximililan Schmidt, genannt Waldschmidt, das Schloss. Nach dem Zweiten Weltkrieg gab Familie Edwin und Gertrud Oertel das Gebäude als Wohnhaus auf. Zuletzt wohnten im Untergeschoss noch einige Heimatvertriebene. Langsam verfiel die Immobilie. Die Gemeinde war finanziell überfordert, das Schloss zu erwerben.

Nach Ansicht von Bürgermeister Aumeier waren Franziska und Fritz Schleyerbach die Retter des ruinös gewordenen Gebäudes. Der Unternehmer aus Katharied sanierte ab 1980 das Schloss gründlich und vorbildlich, ohne große Förderung der öffentlichen Hand.

Danach füllte er es mit Leben. Kunst und Kultur in vielfacher Form erhielten hier eine Heimstatt. Die Erben Breu-Schleyerbach führten dies fort. Ein weiterer Schritt war die Wiederkonsekrierung des Altares in der Schlosskapelle und die Widmung eines Raumes als Trauungszimmer der Gemeinde.

Ausführlich schilderte der Bürgermeister sein erstes Treffen mit Professor Dietmar Tanterl, das letztendlich zum Kauf führte. Der Künstler hatte verschiedene Vorstellungen für die Nutzung seines Neuerwerbs. „Alles verlief danach sehr positiv, leider ist Dietmar Tanterl für uns alle viel zu früh verstorben“. Mit herzlichen Worte dankte der Sprecher am Ende seiner Rede „Schlossherrin“ Julia Tanterl für ihr großzügiges Entgegenkommen, der Bevölkerung die Möglichkeit zu geben, nach vielen Jahren an einem „Tag der offenen Tür“ das Innere des Schlosses wieder zu sehen.

Rund 200 Besucher kamen

Es waren schätzungsweise etwa 200 Personen, die sich am Sonntag das Angebot nicht entgehen ließen. Zudem hatten sie die Möglichkeit, sich über einen Teil des Schaffens von Professor Tanterl zu informieren. Auch der Schlossgarten mit den vielen Buchshecken fand Interesse. Als nette Geste empfanden es die Besucher, dass die Besitzerin Julia Tanterl im Eingangsbereich zur Begrüßung Sekt und ein Büfett anbot. Bei der Getränkeausgabe unterstützten sie Mitglieder der örtlichen Feuerwehr. Dies war sichtbarer Ausdruck einer guten Beziehung, die das Ehepaar Tanterl seit ihrer Miltacher Zeit mit dem Verein pflegt.