Regensburg.
So wia mia redn – des basst scho!

Seit einem Jahr erklärt Prof. Dr. Ludwig Zehetner den Lesern der Mittelbayerischen Zeitung die bayerische Sprache. Jetzt liegen die Beiträge als Buch vor.

03.12.2008 | Stand 03.12.2008, 17:24 Uhr

Von Fritz Winter, MZ

Einmal wöchentlich greift der Honorarprofessor für bairische Dialektologie an der Universität Regensburg zur Feder, um unter der MZ-Rubrik „Mitten in Bayern“ eine Dialektserie zu verfassen. Die Resonanz war von Anfang an grandios: Unzählige Leser haben in der MZ-Redaktion angerufen, Briefe und E-Mails geschickt mit Dialektausdrücken, die sie von Ludwig Zehetner gerne erklärt haben möchten. Das vorliegende Lesebuch zum Bairischen ist eine Zwischenstation – die beliebte Serie auf „Mitten in Bayern“ soll natürlich fortgesetzt werden.

Auch wer glaubt, er sei fit in der Mundart, wird von dem Studiendirektor a. D. aus Lappersdorf bei Regensburg wöchentlich eines besseren belehrt. Weiß wirklich heute noch jeder, was ein Bifflamott ist? Warum die Staunzn manchmal Schnouggn heißen? Dass es in der Woche einen Irda und einen Pfinzda gibt? Dass man zwar in d‘Stod eini, aber auf Amerika ummi fährt?

Dass „basst scho“ eine hohe Anerkennung bedeutet, aber gleichzeitig auch ein Zeichen für besondere diplomatische Sprachkunst ist, hat sich mittlerweile herumgesprochen. Im Dialekt kann man aber auch ausgezeichnet mit der fünffachen Verneinung umgehen, etwa „Bei uns hod no nia ned koana koan Hunga ned leiden miassn“. Und „Vareck Kaffeehaus“ ist nicht etwa der Wunsch, dass ein Bistro pleite gehen möge, sondern Ausdruck hohen Erstaunens.

Ludwig Zehetner erläutert aber auch äußerst amüsant und leicht zu lesen, welche Ausdrücke etwa aus dem Griechischen, Italienischen oder Französischen in das Bairische eingewandert sind. Er streift das bairische Präfix -der wie in „derbremst“ und schlüsselt in äußerster Bierruhe auf, welche Folgen es haben kann, wenn man Bier in sich hineinschüttet: Da gibt es den Duljöh, den Seiher, den Surri oder den Dampf – und wer es besonders exzessiv treibt, der „säuft wie ein Bürstenbinder“, wobei keiner so genau weiß, wieso ausgerechnet Bürstenbinder so einen Durst entwickeln sollen.

Wer Zehetners Buch liest, der erkennt, dass es dem Autor nicht um dumpfe Bayerntümelei, sondern um den Schutz des Kulturgutes Dialekt geht. Wörter und Wendungen, Lautungen und grammatische Eigenheiten sollen vor dem Verschwinden bewahrt werden. Dem Sprachforscher gelingt es, die wissenschaftlichen Ansätze geschickt mit allerlei schönen Geschichten rund um unseren Dialekt zu verknüpfen. Entstanden ist ein Lesebuch, das zum Schmökern, aber auch zum Weiterforschen anregt.