Feuerwache Neumarkt
SPD-Chef fordert: Planung überdenken

Matthias Sander bezieht Stellung zur Kostenexplosion bei der neuen Feuerwache. Neumarkt sollte sich Fürth zum Vorbild nehmen.

13.02.2022 | Stand 15.09.2023, 21:08 Uhr
Die aktuelle Feuerwache in Neumarkt ist in die Jahre gekommen und erfüllt nicht mehr die behördlichen Auflagen. −Foto: Wolfgang Endlein

„Mit Erstaunen“ hat Matthias Sander, Vorsitzender des Neumarkter SPD-Ortsvereins, die Berichterstattung zur Entwicklung der Baukosten der neuen Neumarkter Feuerwache verfolgt. Ihm als Bautechniker sei klar, dass Neumarkt eine neue und gut funktionierende Feuerwache benötige, damit die Feuerwehrleute im Einsatzfall rechtzeitig am Einsatzort ankommen können. Auch sei logisch, dass diese Wache so nachhaltig gestaltet werden müsse, um eine funktionale Nutzung zu gewährleisten, die den Anforderungen der kommenden Jahrzehnte gerecht wird.

„Wir Neumarkter unterstützen unsere ehrenamtlichen Feuerwehrleute gern und in jeder Hinsicht. Jedoch sollten wir auch im Hinblick auf die Nachhaltigkeit die Baukosten nicht noch weiter explodieren lassen“, erklärt Sander. Kurzum: Die neue Feuerwache solle „ein Funktionsgebäude“ werden.

Sander übt Kritik am Vorgehen

Die Stadt Neumarkt habe in den vergangenen Jahren beinahe 100 Millionen Euro in den Bau neuer Gebäude investiert, heißt es in der Stellungnahme des Ortsvorsitzenden weiter. Bei all diesen Bauvorhaben seien die Kosten letztendlich in die Höhe geschossen. Seines Erachtens würden Schulen und Turnhallen, in die dringend investiert werden müsste, um deren Funktionalität zu gewährleisten, im Haushalt hingegen nicht berücksichtigt und die notwendigen Sanierungen Jahr für Jahr aufs Neue verschoben. „Stattdessen leisten wir uns Luxusbauten, die gewiss günstiger hätten gebaut werden können – und ich meine damit ausdrücklich nicht billig.“

Mit Blick auf die Planung der neuen Feuerwache erklärt Sander: „Bei jeder neuen Schätzung steigen die Kosten. Aktuell stehen wir bei 24 Millionen Euro zuzüglich der Umbaukosten für die Straßenkreuzung.“ Diese schätzt der Sozialdemokrat auf circa zweieinhalb bis drei Millionen Euro.

Gegen die geplante Bauweise des Hybrid-Baus – Erdgeschoss aus Stahlbeton und Obergeschoss in Holzbauweise – sei nichts einzuwenden. Die begrünte Fassade sieht Sanders Meinung nach jedoch bloß auf den ersten Blick gut aus, ist aber ein Kostentreiber. „Viel sinnvoller wäre stattdessen eine kräftigere Bepflanzung vor dem Gebäude mit Bäumen und Sträuchern. Diese bringen denselben Nutzen, sind aber wesentlich günstiger“, schreibt er in seiner Stellungnahme.

Die Ausfahrt der Einsatzfahrzeuge durch ein Tor hindurch wäre seiner Ansicht nach ebenfalls zu überdenken: Man könnte die Ausfahrt neben dem Gebäude positionieren und so das Gebäude kompakter und geschlossener gestalten. Eine Ausfahrt durch ein Tor behindere immer eine rasche Einsatzfahrt und berge Risiken eines Unfalls.

„Die Installation einer Photovoltaikanlage auf dem Dach steht außer Frage und muss umgesetzt werden“, erklärt Sander. Überdacht werden sollte seiner Meinung nach hingegen die interne Einsatzführung im Brandfall: „Wenn die Einsatzkräfte ihre Autos an der Feuerwache abstellen und durch das Gebäude zu den Einsatzfahrzeugen laufen, sollte dieser Weg so kurz wie möglich sein, mit wenigen Türen und Ecken. Dies bringt den größten Zeitgewinn und sichert das schnelle Ausrücken der Wehren im Brandfall.“

Beim Thema Kosten zieht Sander einen Vergleich zur neuen Feuerwache in Fürth: Die Stadt Fürth habe eine neue Feuerwache gebaut, die 30 Stellplätze für Einsatzfahrzeuge biete und für 85 Einsatzkräfte ausgelegt sei, die Schlaf- und Aufenthaltsräume aufweise, die für eine Berufsfeuerwehr zwingend erforderlich seien. Die Planungskosten beliefen sich auf circa 20 Millionen Euro, geschätzt gekostet habe der Neubau dieser Wache etwa 29 Millionen Euro, Stand November 2021. „Unser Neubau ist ausgelegt auf 20 Stellplätzen und wir sind bereits bei 24 Millionen Euro Planungskosten plus dem Ausbau der Kreuzung.“, stellt Sander fest.

Eine Million Euro pro Stellplatz

Auch in der Fürther Feuerwache seien eine Atemschutzstrecke und eine Sauna integriert. Obendrein gebe es dort eine eigene Sporthalle. Diese wird Sanders Angaben zufolge stundenweise auch an örtliche Sportvereine vermietet. Die Wache sei erst Ende 2021 in den Probebetrieb übergegangen und spiegele somit die aktuellen Baukosten wider. „Wir sollten uns auch in Neumarkt das Ziel setzen, pro Stellplatz eine Million Euro als Kostendeckel festzulegen. Zumal jeder weiß, dass zu geplanten Kosten immer noch ungeplante Mehrausgaben dazukommen werden“, mahnt der Ortsvorsitzende der Neumarkter SPD.

Die Neumarkter Stadträte bestimmen über die Verwendung des Geldes der Bürger und sollten bei jeder Entscheidung hinterfragen, ob dies im jeweiligen Fall wirklich notwendig ist. Nachhaltigkeit fängt bei Ausgabe der Gelder an, so Sander. Er richtet sich in seiner Stellungnahme direkt an die Mitarbeiter des Hochbauamtes, die sich im Bereich der Kostenschätzung und der Planung von Gebäuden auskennen: „Ich bitte diese Mitarbeiter nun, die Aufgabe konstruktiv anzufassen und die Kosten der Feuerwache von Grund auf neu zu berechnen. Gleichzeitig bitte ich den beauftragten Architekten, die Feuerwache so zu planen, dass diese auch bezahlbar bleibt.“