Festakt
Stadt vergibt ersten Preis für Frauen

Die neue Auszeichnung für den weiblichen Nachwuchs aus Wissenschaft und Kunst will Mut machen und die Gleichstellung fördern.

23.11.2014 | Stand 16.09.2023, 7:10 Uhr
OB Joachim Wolbergs mit den Preisträgerinnen Dr. Sabine Amslinger und Dr. Babett Edelmann-Singer −Foto: mjf

Mit 15 000 Euro ist der neue Preis für Frauen aus Wissenschaft und Kunst dotiert. Damit gehört er zu den am besten ausgestatteten Auszeichnung der Stadt Regensburg. Er freue sich, diesen Preis überreichen zu dürfen, sagte Oberbürgermeister Joachim Wolbergs anlässlich der ersten Preisverleihung im Historischen Reichssaal vor Gästen aus Wissenschaft und Kultur.

Und dennoch hegt der OB ein ambivalentes Verhältnis zur neuen Auszeichnung. „Viel lieber wäre es mir nämlich, wenn ich diesen Preis heute nicht überreichen würde, ja wenn es diese Auszeichnung der Stadt Regensburg überhaupt nicht geben müsste“, sagte Wolbergs. Das nämlich würde bedeuten, dass Frauen in Wissenschaft, Forschung und Kunst den Männern absolut gleichgesellt seien und keiner zusätzlichen Ermutigung bedürften, weiter zu forschen, zu lehren und künstlerisch tätig zu sei. „Doch das ist leider noch immer nicht so“, stellte Wolbergs fest.

Preis will ermutigen und fördern

Der Preis will daher Frauen ermutigen eine Führungsposition zu erfüllen. Bei der ersten Würdigung wurden die Wissenschaftlerinnen und Privatdozentinnen Dr. Sabine Amslinger und Dr. Babett Edelmann-Singer für ihre Habilitationsschriften ausgezeichnet. Im Anschluss an die Urkundenübergabe durch den Oberbürgermeister stellten die Preisträgerinnen ihre Arbeiten vor. Dr. Amslinger, die mit Hilfe eines Stipendiums an der TU München promovierte, habilitierte im Rahmen eines weiteren Stipendiums für das Fach organische Chemie. Ihre Forschung befasst sich mit der Einflussnahme auf krankheitsrelevante Proteine bei Autoimmunerkrankungen wie Morbus Crohn, Multiple Sklerose oder rheumatische Erkrankungen. Bis Sommer 2014 hatte Dr. Amslinger eine Vertretungsprofessur für organische Chemie an der Uni Regensburg inne.

Für die Vergabe des Preises mussten die Anwärterinnen auch erläutern, in welchem Konzept sie das Preisgeld von 15 000 Euro einsetzen werden. Dr. Babett Edelmann-Singer wird ein Anschlussprojekt finanzieren, das sich aus der Forschungsarbeit zu ihrer Habilitation ergab. In „Koina und Concilia“ stellte sie die Legitimation und Funktion der Provinziallandtage im römischen Reich vor. Ihnen standen Priester und auch Priesterinnen vor.

Das Preisgeld für Frauen aus Wissenschaft und Kunst kommt so auch der Frauenforschung zugute. Die Vertreterin am Lehrstuhl für alte Geschichte der Universität Regensburg will das Preisgeld der Auswertung eines Bündels von Handschriften widmen, die Aufschluss über die Rolle der Priesterinnen geben können. „Studentinnen brauchen weibliche Vorbilder an den Universitäten“, sagt sie im Gespräch mit der MZ. Der Preis leiste einen unschätzbaren Dienst. „Er hilft, den Frauen Projekte zu verwirklichen“, sagte Dr. Edelmann-Singer, die mit den 15000 Euro auch eine Kollegin finanzieren wird, die sich aktuell in der Habilitationsphase befindet.

Regensburg unter Durchschnitt

Wie weit Frauen noch entfernt sind von einer realen Gleichstellung auch an den Regensburger Hochschulen zeigte das 15-minütige Gespräch zwischen den Regensburger Hochschul-Präsidenten und Rektoren und deren Frauenbeauftragen unter Leitung von Ida Hiller. Die Regensburger Hochschulen liegen trotz zahlreicher Bemühungen unter dem Bundes-Durchschnitt, wenn es um Promotionen, Habilitationen oder gar Lehrstuhlinhaberinnen geht. Bundesweit sind die Hälfte aller Studierenden weiblich. Aber lediglich 41 Prozent promovieren und nur 21 Prozent habilitieren. Zwar hat sich die Anzahl der Professorinnen in den letzten zehn Jahren verdoppelt, dennoch stehen den 42 942 Professoren an deutschen Hochschulen lediglich 8400 Professorinnen gegenüber. An der Universität Regensburg liegt der Anteil der Professorinnen bei rund 14 Prozent. An der Ostbayerischen Technischen Hochschule ist die Zahl geringer, ebenso an der Hochschule für katholische Kirchenmusik und Musikpädagogik (HfKM).