Demonstration
Stiller Protest Neumarkter Gastronomen

Ein gedeckter Tisch, ein gemachtes Bett: Auf dem Rathausplatz wollen die Wirte auf ihre Situation aufmerksam machen.

01.03.2021 | Stand 16.09.2023, 4:13 Uhr
Bei einem stillen Protest versammelten sich fünf Gastronomen am Dienstag auf dem Rathausplatz. −Foto: Ellen Schneider

Sechs Wirte, eine Forderung: Die Gastronomie darf nicht vergessen werden. Rund um einen gedeckten Tisch versammelten sich darum Betroffene auf dem Neumarkter Rathausplatz und verteilten Vergissmeinnicht-Samen. „Wir haben das Gefühl, so langsam zu verblassen und zu verschwinden“, betont Arwed Arndt, Kreisvorsitzender der Dehoga-Kreisstelle Neumarkt und Organisator der Demonstration.

Hilfsgelder decken Kosten kaum

Er selbst ist Besitzer des Maiers Hotels in Parsberg, vor dem aktuell im Rahmen des Protests ein gemachtes Bett steht. „Jeder Monat, der zu ist, kostet richtig Geld“, betont Arndt. Denn die Hilfsgelder sind dem Hotelbesitzer zufolge so dürftig, dass sie nur einen kleinen Teil der weiterhin hohen Fixkosten decken. „Die Betriebe zu retten, wird immer schwieriger“, sagt er.

Mit den Schulden wächst auch das Unverständnis: Gemeinsam mit der Politik sei ein umfangreiches Hygienekonzept für die Gastronomie erarbeitet worden. Dass Hotels und Restaurants dennoch geschlossen bleiben, ist für Arndt unerklärlich. „Mit der Aktion wollen wir unseren Gästen darum zeigen, dass sie bei uns sicher sind.“ Der gemachte Tisch soll die Gastronomie symbolisieren, das Bett die Beherbergungsbranche.

Demonstrationen in ganz Deutschland

Die Aktion fand am Montag deutschlandweit statt. Aufgerufen hat dazu der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga). „Die Maßstäbe und Inzidenzwerte, die für Öffnungszeiten in anderen Bereichen, wie zum Beispiel im Einzelhandel oder in Baumärkten, müssen auch für das Gastgewerbe gelten“, lautet die Forderung von Angela Inselkammer, Präsidentin des Bayerischen Hotel- und Gaststättenverbandes.

Bei dem stillen Protest in Neumarkt ist auch Simon Richter vor Ort. In seinem Irish Pub, dem Cattleshed, kann er momentan nur am Wochenende To-Go-Dienste anbieten. Verzweifelt ist auch er. In Supermärkten sei der Andrang momentan viel größter und die Nachverfolgbarkeit noch dazu nicht gegeben, betont er. Die Öffnung der Biergärten, die derzeit im Gespräch ist, lohnt sich ihm zufolge auch nicht: „Es macht nur bedingt Sinn, die Biergärten für den Nachmittag aufzumachen, wenn es abends noch so kalt ist.“

„Vieles ist gesagt worden und wurde nicht eingehalten.“Sabrina Reinhardt, Betreiberin der „Grünen Auszeit“

Einen Biergarten besitzen auch Sabrina Reinhardt und Cordelia Löber-Reinhardt. Die „Grüne Auszeit“ in Unterweickenhof ist derzeit noch eine Baustelle. Geplant haben die beiden den Umbau so, dass sie Ostern wieder öffnen können. Die kurzfristigen Weisungen der Entscheidungsträger seien für sie darum sehr problematisch, betont Reinhardt.

Kritik an der Kommunikation

Die Kommunikation zwischen Gastronomie und Politik ist für sie ein Grund, auf die Straße zu gehen. „Vieles ist gesagt worden und wurde nicht eingehalten. Mit der Aktion wollen wir ein Zeichen setzen, dass wir nicht alles mit uns machen lassen.“ Finanzielle Hilfen bekommen die beiden keine. Der Grund: Sie sind keine Mieter, sondern Eigentümer. Um die Ausgaben finanzieren zu können, fahren sie nun Schulbusse.

Gabi Braun ist Pächterin des Gasthauses zur Au in Woffenbach. Bei dem Protest am Montag vertritt sie ihr Mann Johan. Auch er wolle sich solidarisch zeigen, begründet er sein Kommen. Er betont: Dass es Ostern weitergehe, sei nicht nur für ihn, sondern für die ganze Branche existenziell. „Aber trotzdem ist die Resonanz der Leute nicht sehr groß“, sagt er mit Blick auf die vorbeiziehenden Passanten. Stehen bleiben nur wenige.

Rainer Gruber, der Pächter des Goldenen Hirsch in Berg, hat den Tisch für den Protest organisiert. Am Montag ist auch er zeitweise vor Ort. Das Zurückkehren zum Normalbetrieb hält er vor Pfingsten für unrealistisch. Auch er ist von der Politik enttäuscht. „Im Gespräch am Mittwoch sind wir ja nicht mal vorgesehen“, sagt er mit Blick auf die Bund-Länder-Konferenz am 3. März. Wie alle hofft auch er auf eine Perspektive für die Branche – und das möglichst bald.