Ganzjahresbad
Strom und Wärme für Neumarkts Schlossbad

Die Energiezentrale im Neumarkter Freizeitbad ist fast fertig. Jetzt schwebten die neuen Blockheizkraftwerke ein.

04.07.2021 | Stand 16.09.2023, 1:52 Uhr
Josef Wittmann
Dominique Kinzkofer und Thomas Thumann verfolgten mit allen Gästen den „Einflug“ der Anlagen. −Foto: JOSEF WITTMANN

Manche Investitionen im Schlossbad werden die meisten Neumarkter nie zu sehen bekommen, obwohl sie zu den wichtigsten dieser großen Baustelle gehören. Zum Beispiel die neue Heizzentrale unter den markanten Schornsteinen und dem gewaltigen Pufferspeiche. Von der Egerländerstraße sieht man beide – dort, wo früher das Hallenbad stand.

Am Freitag hob ein Autokran die beiden neuen Blockheizkraftwerke, jedes so groß wie eine kleine Fertiggarage, in die unterirdischen Katakomben ein. Stadtwerke-Chef Dominique Kinzkofer hatte dazu Oberbürgermeister Thomas Thumann und Vertreter des Herstellers der Kolosse von der Mühlhausener Firma Burkhardt eingeladen.

Energiewende seit 1988

Das Schlossbad steigere die Lebensqualität in der Stadt gehörig und „das erfüllt mich schon mit Freude, denn die Stadt Neumarkt hat sich mit Großprojekten immer schwer getan“, sagte der Oberbürgermeister stolz. Dominique Kinzkofer blickte noch weiter zurück. Man müsse sich vor Augen halten, dass die Stadtwerke Neumarkt schon seit 1988 mit einem Blockheizkraftwerk am Freibad auch die Knabenrealschule mit Wärme versorgt haben, die mit dieser wirtschaftlichen und umweltfreundlichen Technik erzeugt wurde.

Definition:Heizzentrale:
Modulare Anlagen zur Gewinnung elektrischer Energie und Wärme (vorzugsweise am Ort des Wärmeverbrauchs) nutzen das Prinzip der Kraft-Wärme-Kopplung.Mit einer Wärmeleistung von 3800 Kilowatt werden das neue Schlossbad, die benachbarte Knabenrealschule, die Landkreisturnhalle sowie das bestehende Freibad versorgt.

Während der gesamten Laufzeit sei die Anlage äußerst kostensparend und emissionsarm gelaufen. Von der neuen Anlage, die speziell an die Bedürfnisse des neuen Bades angepasst sei, verspreche er sich noch bessere Ergebnisse.

Uwe Gailler ist bei den Stadtwerken „Teamleiter Wärmecontracting“ und kennt die neue Technik genau. Das Herzstück bilde ein gasbetriebener MAN Motor, der einen Generator antreibe, erklärt er. Wärmetauscher sorgten dafür, dass sämtliche anfallende Wärme zurückgewonnen und einem Heizkreislauf zugeführt werde.

Daraus resultiere der sehr hohe Wirkungsgrad von über 86 Prozent, was sich sehr günstig auf den Einsatz des Primärenergieträgers Erdgas auswirke. Darüber hinaus reduziere ein Katalysator den Ausstoß an Schadstoffen auf ein Minimum.

Diese moderne Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlage mache das Schlossbad mit 440 Kilowatt Strom und 500 Kilowatt Wärme energetisch autark. „Das war eine Energiewende noch lange bevor es den Begriff gab. Die beiden neuen Aggregate werden sehnlichst erwartet, denn das alte Modell war nach mehr als dreißig Jahren schon in die Jahre gekommen“, erklärte Dominique Kinzkofer. Man habe zum Schluss alle am Markt verfügbaren Ersatzteile aufgekauft und auch aufgebraucht.

Strom für Bad und Stadt

Die beiden neuen Aggregate könnten unabhängig von einander lastabhängig gesteuert werden. Je länger sie liefen, desto besser, denn „die Wärme brauchen wir sowieso für das Bad. Die geht in den Speicher, der im November aufgebaut wurde“. Und überschüssiger Strom werde in das städtische Netz eingespeist.

Die Kombination aus modernem BHKW, Vakuum-Pufferspeicher sowie zwei weiteren leistungsstarken Gasbrennwertkesseln ist auch Gegenstand eines aktuellen Forschungsprojekts der Stadtwerke Neumarkt mit dem Institut für Gebäudeenergetik, Thermotechnik und Energiespeicherung der Universität Stuttgart. Das Projekt wird vom Land Baden-Württemberg gefördert.