Landwirtschaft
Täglich werden 60 Lämmer geboren

In einer Serie begleitet unsere Zeitung die Bio-Schäferei Schenk in Deining. Im ersten Teil geht es heute um die Lammzeit.

11.03.2016 | Stand 16.09.2023, 6:54 Uhr
Christine Riel-Sommer
Auch im Stall erleichtert Technik das Arbeiten. −Foto: Riel-Sommer

Auf dem Hagnerhof gibt es seit dem 1. März bis zu 60 neue Lämmer pro Tag – und somit viel zu tun. Im Deiniger Ortsteil Unterbuchfeld ist der Stall der Schäferei. Die Merinolandschafe blöken laut: Es ist Futterzeit. Die Schafe warten auf ihre morgendliche Portion Silage, Heu und Schrot.

Markus Schenk füttert noch schnell fertig, „dann hören sie auch auf zu schreien“. Während seine Mitarbeiter Lajos und Zoltan Györffi mit dem Schubkarren Schrot verteilen, die Silage mit dem Frontlader in den Stall fahren und per Stallkran zu den Futterkrippen befördern, sieht Schäfergeselle Max Frankenhauser bei den lammenden Mutterschafen nach dem Rechten. Als dann jedes Tier vorsorgt ist, wird es merklich ruhiger – und dass, obwohl dort bis zu 1200 Mutterschafe und Jahrlinge Platz finden.

750 Schafe lammen im März

Rund ein Viertel des 2004 erbauten 84 Mal 41 Meter großen Stalls ist aktuell mit Einzelbuchten für die 750 Schafe bestückt, die im März ablammen. „Die Vorjahreslämmer hier werden diese Woche für die Metzgerei Nießlbeck in Berg geschlachtet, da kommen dann auch noch Einzelbuchten hin. So müssten wir genug Platz für die Ablammung bis zum Monatsende haben,“ erklärt der Schäfermeister.

Drei bis vier Tage verbringen die Lämmer mit ihren Müttern in abgetrennten Einzelbuchten. So können sie sich etwas von der Herde zurückzuziehen. „Und die Entwicklung der Lämmer ist damit auch besser nachvollzieh- und unterstützbar“, sagt Schenk. Geselle Max muss mit dem Auto los: Er hütet im Wechsel mit Schenk 450 Mutterschafe, die im Mai lammen, und 300 Jahrlinge auf der Winterweide in der Nähe von Lauf. Nachts sind die Tiere eingezäunt und tagsüber wird dann weitergezogen.

Schafweide und Ackerfläche

Das Futter für die Tiere im Stall baut Schenk selbst an. 255 Hektar Land hat er gepachtet, wovon er 180 Hektar als Schafweide und 56 Hektar als Ackerfläche nutzt. Der Rest ist mähbares Grünland. Der Bio-Unternehmer sät auch Brauweizen und -gerste an, um sie an die Neumarkter Lammsbräu zu verkaufen. Außerdem Demeter-Dinkel, -Hafer und -Roggen. Dass sowohl die Gebrüder Györffi als auch Geselle Max einen land- oder forstwirtschaftlichen Hintergrund haben, ist für den Betrieb eine große Stütze.

In die Wiege wurde Markus Schenk die Schäferei in der Oberpfalz nicht gelegt. Die Familie des Schwaben hatte mit Landwirtschaft gar nichts am Hut. In den 90er Jahren war der gebürtige Augsburger als Wanderschäfer in der Oberpfalz unterwegs und konnte das jetzige Hofgrundstück kaufen. „Ein Glücksfall“, erzählt er. Seit Jahren wohnt Schenk mit seiner Frau Sandra und den Kindern (16, 14 und zwölf Jahre alt) sowie zwei Mitarbeitern 1,5 Kilometer vom Stall entfernt im Herzen von Deining. Der 46-Jährige vertritt seine Zunft in Bayern als Prüfungsvorsitzender für Tierwirte und Meister mit dem Schwerpunkt Schäferei. Seine Unterschrift und die von Landwirtschaftsminister Brunner zieren seit Jahren die Gesellen- und Meisterbriefe.

Zoltan verteilt routiniert große Strohbüschel für die Einstreu mit dem Stallkran in die Gruppenboxen mit je 25 Tieren. „Da drüben“, zeigt Lajos ein lammendes Mutterschaf an. Während der erste Zwilling schon um seine Mutter herumläuft, frisst diese genüsslich stehend den Gerstenschrot am Futtertisch – und das, obwohl mittlerweile schon die austretende Fruchtblase und der Kopf des zweiten Lamms zu sehen ist.

Zehn Minuten später bedeckt das Fell des Neugeborenen bereits nicht mehr die Käseschmiere, da die Mutter es liebevoll abschleckt. Das junge Tier versucht schon aufzustehen – und schafft nach einigen Minuten auch, am Euter der Mutter zu trinken.

„Heuer werden es um die 66 Drillinge“, sagt Schenk im Gespräch mit unserer Zeitung. Denn die Schäferei nutze im Herdenmanagement den Trächtigkeitsultraschall. Anfang des Jahres habe ein Schotte seine Herde analysiert: Der Mann bestimme hauptberuflich Schafe in der ganzen Welt auf Trächtigkeit hin.

Menschen erleichtern Lammung

Nach dem Ultraschall seien die Tiere im Stall in Gruppen getrennt und Mehrlingstragende entsprechend ihres erhöhten Bedarfs gefüttert worden, um Mangelversorgung vorzubeugen. Die Nichttragenden habe der Bock ein zweites Mal gedeckt – und danach ging es auf die Winterweide.

In den meisten Fällen erfolgt die Lammung ohne Schäferhilfe. Dennoch erleichtern menschliche Handgriffe den Tieren die ersten Atemzüge, wenn zum Beispiel die Fruchtblase bei der Geburt umgehend zum Platzen gebracht wird und die kleinen Mäuler vom Fruchtwasser gereinigt werden. „Bei so viel neuem Leben gibt es auch mal eine Todgeburt, aber das ist selten“, sagte der Juradistel-Schäfer.

Die Truppe wechselt sich ab. Abends um acht, um Mitternacht und dann wieder ab fünf Uhr sowie den ganzen Tag ist man bei den Mutterschafen abwechselnd präsent und greift im Notfall ein. Darüber hinaus verlegen die Männer die lammenden Tiere in die Einzelbuchten und kennzeichnen die Tiere zeitnah entsprechen den europäischen Vorgaben elektronisch.

Als Ziel hat der Deininger vor allem nachhaltige Landwirtschaft, daher engagiert sich Schenk auch für die Ökomodellregion Neumarkt, erzählt er. Aber dazu noch mehr in den kommenden Monaten.

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