Freizeit
Theater gibt Kostüm-Schätze ab

Der Kostümfundus des Staatstheaters Nürnberg schwillt über: Am Samstag, 8. Juni, werden viele schöne alte Stücke verkauft – zu Preisen ab einem Euro.

06.06.2013 | Stand 16.09.2023, 21:02 Uhr
Birgit Ropohl

Mitten im Kostümlager: Nicht nur die Hüte, die Andrea Hagenheimer (l.) und Verena von Zerboni tragen, stehen am Samstag zum Verkauf, sondern auch das prächtige Kleid im Renaissance-Stil. Der linke Hut kostet einen Euro, das Kleid 100 Euro. Fotos: Ropohl

Es fällt Verena von Zerboni und Andrea Hagenheimer sichtlich schwer, sich von einem Teil der Kostüme trennen zu müssen. „Es bricht uns jedes Mal das Herz, wenn wir ein besonders schönes Stück hergeben müssen“, sagten die beiden Fundusverwalterinnen des Staatstheaters.

Doch da müssen sie durch – so schwer es ihnen auch fällt. Zehntausende von glitzernden Operetten-Uniformen, Kleidern im Biedermeierstil oder modernen Ballett-Outfits, dazu flippige Hüte und extra breite Gürtel haben sich im Laufe der Jahre angesammelt. Die Kostüm-Depots platzen aus allen Nähten. Es muss ausgeräumt werden.

„Wir trennen uns von Dingen, die wir einfach nicht mehr brauchen, weil sie zu speziell sind – oder 20 Aufführungen nicht mehr überstehen würden,“ erklärt Verena von Zerboni. Zum Wegschmeißen seien sie allerdings trotzdem viel zu schade.

Deshalb veranstaltet das Staatstheater am Samstag (10 bis 14 Uhr im Foyer des Schauspielhaues) einen Verkauf, bei dem alle, die sich gerne verkleiden oder einmal mit einem ganz besonderen Kleidungsstück glänzen möchten, nach Herzenslust stöbern und sich eindecken können. Zu äußerst günstigen Preisen. Zwischen einem und voraussichtlich 120 Euro kosten die Stücke – je nach Alter und Zustand.

„Viele Sachen eignen sich natürlich toll als Faschingskostüm“, sagte Andrea Hagenheimer, „oder für eine ausgefallene Themenparty.“ Aber auch Akteure von Schultheatern oder Laienbühnen und Organisatoren von Festzügen nutzen die günstige Gelegenheit gerne, sich einzudecken. Im vergangenen Jahr hatte das Staatstheater – nach einer Pause von mehr als 20 Jahren – wieder einen solchen Kostümverkauf organisiert, „der Erfolg war überragend“.

Während im vorigen Jahr der Schwerpunkt auf Ballettkleidung lag, ist das Angebot diesmal sehr bunt gemischt: Unendliche Mengen von bunten Hüten und Gürteln, für Herren Hosen, Hemden und Anzüge sowie historisch gestylte Operettenkleider – rund 6000 Stücke warten auf die Besucher.

Die ältesten Teile stammen aus dem Jahr 1949, von der damaligen Aufführung der Meistersinger von Nürnberg. 40 Euro kostet am Samstag einer jeder braunen Stoffanzüge, die die Sänger einst getragen haben. „Das sind alles Dinge, die wir nie wieder brauchen“, sagt Verena von Zerboni. „Ein, zwei Stücke werden wir zur Erinnerung aufheben, mehr geht leider nicht – auch wenn das Herz blutet.“

Ihr Herz blutet vor allem, wenn sie sich von jüngeren Stücken trennen muss, die sie selbst genäht hat und mit denen sie Erinnerungen verbindet. „Viel denken darf man da nicht“, sagt Verena von Zerboni, „da bleibt nur die Hoffnung, dass das Stück Leute kaufen, die dann wirklich Freude daran haben.“

Sie selbst hat voriges Jahr übriges auch zugeschlagen: „Ich habe für meine Nichte ein Prinzessinnen-Kleid erstanden.“ Getragen hat es die Nichte allerdings nicht, denn sie ist noch viel zu klein: „Es war die reine Euphorie der Tante, dass die Nichte sich vielleicht in fünf oder sechs Jahren mal im Fasching als Prinzessin verkleiden möchte. Dann soll sie ja auch toll aussehen.“

Für Verena von Zerboni und Andrea Hagenheimer ist die Arbeit als Schneiderin und Fundusverwalter im Staatstheater ein echter Traumjob. „Für Schneider ist das hier ein fantastisches Arbeitsumfeld“, schwärmen sie. Spannende Materialien, ausgefallene Kostüme – jeden Tag neue Herausforderungen. „Und dazu ein tolles Arbeitsklima. Es macht unheimlich viel Spaß.“ Ganz zu schweigen von den unzähligen Theateraufführungen, die sie miterleben.