Hilfe
Übermäßigen Konsum nicht verharmlosen

Neben Betroffenen nehmen auch Angehörige das Angebot der Suchtberatung des Diakonischen Werkes Neumarkt an.

03.11.2021 | Stand 15.09.2023, 23:31 Uhr
Nadine Braun ist Ansprechpartnerin bei der Suchtberatung. −Foto: Iris Lederer

Während der Pandemie nahmen psychische Krankheiten und Abhängigkeitserkrankungen zu. Die Wartezeiten bei Therapeuten sind häufig lang. „Wir haben eine konstant hohe Anzahl an Beratungsanfragen. Klienten erhalten meist innerhalb von zwei bis vier Wochen einen Termin für ein Erstgespräch“, sagt Nadine Braun von der Suchtberatung. „Durch die Kontaktbeschränkungen, Kurzarbeit, wirtschaftliche Sorgen und familiäre Herausforderungen kam es zu einer deutlichen Häufung von Belastungsfaktoren. Dies kann die Entstehung von psychischen und Abhängigkeitserkrankungen begünstigen oder bestehende Erkrankungen verstärken.“

Durch Corona fielen Möglichkeiten weg, vorhandene Ressourcen und Ausgleichsmöglichkeiten zu nutzen, weshalb Probleme teils mit Alkohol oder Drogenkonsum „behandelt“ wurden. Wer allerdings regelmäßig größere Mengen Alkohol konsumiert, läuft Gefahr, an einer Abhängigkeit zu erkranken. Das Konsumieren großer Mengen werde oft verharmlost, zugleich würden Abhängige an den Rand gestellt und ausgegrenzt. Neben Betroffenen nehmen auch Angehörige das Angebot der Suchtberatung an. In der Beratung erhalten die Angehörigen Unterstützung dabei, den Fokus mehr auf eigene Bedürfnisse zu legen und sich besser abzugrenzen.

Viele Menschen kommen aus eigenem Leidensdruck, manche werden vom Jobcenter oder Arbeitgeber geschickt, haben gerichtliche Auflagen oder wollen ihre Fahrerlaubnis wiedererlangen. Neben Alkohol sind auch Drogen, Glücksspiel oder Essstörungen Erkrankungen, die viele Menschen betreffen. „Zu uns kommen Menschen jeden Alters, mit jedem Hintergrund und aus den vielfältigsten Beweggründen. Mit jedem suchen wir einen individuellen Weg, und erarbeiten individuelle Ziele.“ Was wäre der Appell zum „richtigen“ Umgang mit Alkohol? „Nicht trinken, wenn es mir schlecht geht und nicht trinken, um leichter mit Schwierigkeiten umzugehen und sich nicht scheuen, Hilfe zu suchen. Wir sind vorurteilsfrei für jeden da.“ Kontakt ist hier möglich: suchtberatung@diakonie-ahn.de,

Telefon (09181)440906.