Freizeit
Vom Glück auf dem Flohmarkt

Magdalena Pohl will die Veranstaltung in Waldmünchen wiederbeleben. Vorab erzählt sie von ihrem Hobby und ihrem Trödel-Kater.

24.10.2018 | Stand 16.09.2023, 5:57 Uhr

Die ersten Plakate sind angebracht – wie hier am Festplatz, auf dem der Flohmarkt stattfindet. Jetzt muss nur noch das Wetter am Sonntag gut werden, meint Magdalena Pohl voller Vorfreude. Foto: Schoplocher

Magdalena Pohl hat eine genaue Vorstellung von dem, was sich am Sonntag auf dem Waldmünchener Festplatz Alles abspielen wird. Die ältere Frau begutachtet Porzellan, ihr Mann interessiert sich für die Bücherkiste. Ein paar Meter weiter ratschen alte Bekannte und gegenüber strahlt ein kleiner Junge, weil er einen einen neuen Bagger bekommen hat – Flohmarkt Flair.

Begegnungen und Erlebnisse wie diese sind es, die die Frau aus Willmering unter „einfach schee!“ zusammenfasst und die sie motivieren, sich ab sofort um die Organisation des Waldmünchener Flohmarkts zu kümmern. Es ist eine Art Wiederbelebung, den letzten hatte es im vergangenen Sommer gegeben. Nachdem die 28-Jährige in diesem Jahr die vier Oberviechtacher Märkte übernommen hatte, kam ihr eines Tages die Idee, auch in Waldmünchen vorstellig zu werden. „Wenn ich schon anfang’...“

Angetrieben wurde sie nicht nur durch ihre eigene Leidenschaft für Flohmärkte, sondern auch durch viele Gespräche. „Ich habe immer wieder gehört, dass es die Leute schade finden, dass in Waldmünchen nichts mehr ist.“ Aus eigener Erfahrung weiß sie, dass die Termine – fast immer kombiniert mit einem verkaufsoffenen Sonntag – gut angenommen würden.

Das Flair auf einem Flohmarkt lässt sich mit nichts vergleichen.“Magdalena Pohl, Fan und Veranstalterin

Neben dem Stöbern und der Freude über das ein oder andere Schnäppchen ist es vor allem die Stimmung, die Magdalena Pohl begeistert. Zusammenkämen die unterschiedlichsten Leute, die Gespräche seien nett und diejenigen, die regelmäßig die Flohmärkte der Umgebung „abgrasen“ würde, seien längst eine eingeschworene Gemeinschaft.

„Wir finden immer leicht was, was wir heimtragen“, verraten Magdalena Pohl und ihre Mama Gabi, die ihrer Tochter das „Flohmarkt“-Virus eingepflanzt hat. Schließlich organisiert sie seit über 30 Jahren den Drachenstich-Flohmarkt, zusammen ziehen sie im Schnitt zwei bis drei Mal im Monat (bei Hitze im Sommer nicht) zum Flohmarkt los – meist mit eigenem Stand, manchmal aber auch nur „zum Extrem-Einkaufen“. Magdalena Pohl ersteht auf diese Weise nahezu ihre ganze Kleidung „second hand“.

Wiederverwertung ist Wertschätzung

Und zwar aus Überzeugung: In der Wiederverwertung der Klamotten, die andere aussortiert hätten, sieht sie eine besondere Wertschätzung. Zusätzliches Argument: Eventuell vorhandene Giftstoffe hätten sich viel eher bereits herausgewaschen. Ein Grund vermehrt auch für Eltern, (Klein)Kinderkleidung bevorzugt auf dem Flohmarkt zu erstehen, wie Magdalena Pohl aus vielen Gesprächen weiß.

Spielsachen würden neben Büchern immer gehen, nach wie vor gezielt gesucht werden Münzen, Schmuck und Antiquitäten. Puppen und alte Möbel finden hingehen kaum mehr Käufer, berichten die Frauen.

Von 7 bis 16 Uhr hat der Flohmarkt am Sonntag geöffnet. Wer verkaufen möchte, kann ab 6 Uhr kommen und/oder sich telefonisch bei Magdalena Pohl anmelden: Telefon (01 51) 59 05 72 55 . Ein „normaler“ Stand kostet etwa 15 Euro. 2019 soll es voraussichtlich vier Termine für Schnäppchenjäger geben. Spätestens bis dahin, so hoffen die Pohls, hat sich auch herumgesprochen, dass es den Waldmünchener Flohmarkt wieder gibt.

Die Risiken bleiben beim Veranstalter

Reich werden könne man durch die Organisation dieser Kategorie Flohmärkte nicht, unterstreichen Mutter und Tochter: „Wenn du das nicht als Hobby machst, brauchst du nicht anfangen.“ Zumal es Unkosten wie Genehmigungen und Platzmiete gebe und das Wetterrisiko bleibe. Sturmwarnung oder Regen, „da stehst du schnell allein da“. Von der Zeit oder dem Hin- und Herfahren für das Plakataufhängen gar nicht zu reden.

Auf die Frage nach ihrem schönsten „Flohmarkt-Teil“ müssen Magdalena und Gabi Pohl lachen: „Unsere Katze Alfonso“, rufen sie wie aus der Pistole geschossen. Diese war, halbverhungert und dehydriert, eines Tagesin Rodingimmer wieder um den Tisch des Mutter- Tochter-Gespanns geschlichen. Bis ihn die Pohls mitgenommen und aufgepäppelt haben. Nachdem sich auf Nachfragen niemand gemeldet hat, „ist er uns halt geblieben“.

Ein besonderes Bild

Von allem „richtig“ Erstandenen ragt für Gabi Pohl ein Bild heraus, das Josef und Maria auf Wanderschaft zeigt und das einen Ehrenplatz über dem Fernseher bekommen hat. „Ich hab’ mich nach einer Sekunde verliebt“, gibt Gabi Pohl zu – das Glück einer Flohmarktgängerin.

Was genau so schön ist: Die Freude anderer zu beobachten. Etwa die eines Vaters, der ein Legoauto wie ein Baby in den Armen hält und „knallrot vor Freude“ war, erzählen die Frauen. Tochter und Sohn hatten ebenso etwas erstanden, die Mutter lächelte ob dieses Familienbildes selig. Zum „Beobachten“ gehören auch die Gespräche, „das ist ein bisschen so wie beim Frisör“, vergleicht die 28-Jährige.

Trotz der Organisation wird es am Sonntag einen „Pohl-Stand“ geben. Weil manchmal Gekauftes im Sinne eines Kreislaufs wieder verkauft wird – und „weil das Gefühl einfach unvergleichlich ist“.

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