Gasthaus
Weichmanns Wohnzimmer

Das Café im ehemaligen Kunsthof in der Regensburger Gesandtenstraße bezaubert mit Flair und gutem Kuchen.

17.02.2017 | Stand 12.10.2023, 10:03 Uhr
Angelika Sauerer

Kuchen wie bei der Oma: Sophie Neppl serviert im Regensburger Weichmanns hausgemachte Kuchen. Foto: Tino Lex

Warum geht man ins Kaffeehaus? Im besten Fall, weil es dort ein bisschen wie daheim ist, aber doch anders und manchmal sogar ein klein wenig besser. Der perfekte Cappuccino etwa kommt wie von selbst an den Tisch, mit einem freundlichen Lächeln serviert und einem Herz auf Milchschaum garniert. Jazz untermalt das Gemurmel der anderen Gäste. Am frühen Nachmittag ist man noch für sich am Tisch, aber keineswegs allein. Sehen und gesehen werden: Vom Platz am Fenster aus schweift der Blick nach draußen auf die Gesandtenstraße, Leute anschauen – Schaufenster, aber andersrum. Durch die Scheiben zum Garten fluten schräge Sonnenstrahlen, machen den Dampf sichtbar, der aus den Teetassen eines Damentrios aufsteigt und so langsam vergeht wie die Zeit.Ein paar Wochen erst hat das Weichmanns auf.Und doch wirkt es, als wäre es nie anders gewesen, als hätte der Künstlerspross und Grafiker Rupert Weichmann hier jahrzehntelang keinen Kunsthof betrieben, sondern ein öffentliches Wohnzimmer mit Barbetrieb und Kunst in den Vitrinen.

Informationen zum Lokal:

Eine andere Art von Kunst wartet in der Vitrine von Sophie Neppl und Svenja Dombrowsky: Kuchen und Quiche. Alle selbstgebacken. Wir probieren uns durch. Quiche mit Zwiebeln und Speck – saftig, ehrlich. Quiche mit Lauchzwiebeln: gschmackig. Beide sind, wie es sich gehört, mit Mürbteig (und nicht etwa mit fertigem Blätterteig) gebacken.

Darum geht man in ein Kaffeehaus: Um die Zeit zu vergessen – und sie sich nebenbei in bester Gesellschaft zu vertreiben.

Liegt es an den unterschiedlichen Tellern mit Goldrand oder Blümchen? An den Zuckerdosen, ebenfalls Unikate, mit Schiebedeckel aus poliertem Metall? An den weichen Sofakissen, an der weißen ungestärkten Tischwäsche? Also, es liegt auch am Kuchen. Er schmeckt wie bei meiner Oma, die in ihren Käsekuchen immer ein bisschen Grieß gemischt hat. Die nie zu viel Zucker und nie zu wenig Butter hergenommen hat. Deren Streusel haargenau denen glichen, die das Kirschtörtchen zieren. Darum geht man in ein Kaffeehaus. Und um sich zu erinnern, um dabei die Zeit zu vergessen – und sie sich nebenbei in bester Gesellschaft zu vertreiben.

PS: Nächstes Mal kommen wir zum Frühstücken. Und übernächstes Mal sind die Cocktails fällig.

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