Tiere
Wenn Fledermäuse in Schlafzimmer fliegen

Einige Regensburger haben das erlebt. Bei schnellem Wetterwechsel und Starkregen suchen die Tiere einen Unterschlupf.

27.07.2016 | Stand 16.09.2023, 6:45 Uhr
Fledermäuse nutzen ein ausgeklügeltes Ortungssystem. Mit Rufen orientieren sie sich und finden ihre Beute. Das ist eine Mopsfledermaus, die sogar zwei Signale senden kann – aus Mund und Nase. −Foto: dpa

Ungewohnte Geräusche im Schlafzimmer erschreckten Inge Jakob letzte Woche in einer schwülen Nacht. Sie nahm kleine, schwarze Schatten wahr, die sich bewegten. „Du, schau mal, da flattert was!“ Mit diesen Worten weckte sie ihren Mann – und flüchtete ins Bad. Harry Jakob erkannte sofort, dass es sich um Fledermäuse handelte. Sechs der Nachttiere flogen herum. Der Hausherr schwang ein Handtuch und brachte die erste Fledermaus zu Boden.

Als sie „verdattert“ da saß, habe er sie gepackt und ins Freie gebracht, erzählt der Pentlinger am Telefon. Der Reihe nach erwischte er die kleinen Eindringlinge, die durch das offene Fenster hereingeschwirrt waren. Schließlich wagte sich auch Ehefrau Inge wieder aus dem Bad.

„Die hatte ziemliche Angst vor mir“

Ein 33-Jähriger, der in der Wöhrdstraße direkt an der Donau wohnt, erlebte einen ähnlichen Vorfall. Seine Fledermaus zeigte sich jedoch hartnäckiger. Als der junge Mann fernsah, flatterte sie durch das offene Fenster herein und ließ sich hinter dem Bildschirm nieder. „Ich habe versucht, sie mit einem Handtuch rauszuwedeln, aber das gelang mir erst nach einer halben Stunde“, schildert er. „Die hatte eine ziemliche Angst vor mir.“

Der Regensburger Biologe Robert Mayer beschäftigt sich seit Jahrzehnten mit den Fledermäusen in der Region und kennt ihre Lebensgewohnheiten genau. Er ist viele Nächte lang unterwegs, um sie zu beobachten. Dass Fledermäuse versehentlich in eine Wohnung flattern, komme zurzeit häufig vor. „Sie jagen abends, und wenn es stark regnet, kommen sie nicht ins Quartier zurück und suchen sich einen Platz für die Nacht“, erklärt der 64-Jährige. Betroffenen Wohnungsbesitzern rät er, zu warten, bis sich die Fledermaus beruhigt und niederlässt. Wer fliegende Tiere fange, könne sie leicht verletzen. Mayer empfiehlt, einen Handschuh anzuziehen, den Eindringling vorsichtig zu packen und auf den Balkon oder an eine raue Hauswand zu setzen.

Der Handschuh schützt vor Tollwut. Eine Ansteckung kann vorkommen, ist jedoch äußerst unwahrscheinlich. Fledermäuse haben auch Parasiten, doch diese gehen nicht auf Menschen über.

15 Arten leben in Regensburg

Laut Raimund Schoberer, dem Kreisvorsitzenden des Bund Naturschutz (BN), tummeln sich die nächtlichen Flieger sehr gerne in Regensburg mit seinen alten Alleen. In Baumhöhlen und unter abstehender Rinde finden sie ihre sommerlichen Nachtquartiere. Besonders lieben sie Parks mit Gewässer. Biologe Robert Mayer beobachtet sie häufig an der Schillerwiese und beim Grieser Steg. Alleine im Stadtgebiet gibt es laut BN 15 Arten, bayernweit sind es 24. Die Insektenfresser sind streng geschützt – nach dem Bundesnaturschutzgesetz und dem Europäischen Artenschutzgesetz.

Wer Fragen zu gestrandeten oder verletzten Fledermäusen hat,kann sich an den Experten Robert Mayer wenden.Der 64-Jährige hat schon viele gesundgepflegt. Sie werden sogar zahm dabei. Das gesunde Tier setzt Mayer in den Fledermauskasten an seinem Wohnhaus. Von dort fliegt es in die Freiheit.

Wer eine Fledermaus am Dachboden entdeckt oder wie eine 34-Jährige aus Steinweg in der Tiefgarage, sollte sich nur versichern, ob es eine Öffnung ins Freie gibt. Dann kann man das Tier an Ort und Stelle belassen, weil es dort schläft und jederzeit hinausfliegen kann.